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Wettlauf mit dem Frühling

Erst strenger Frost, jetzt hohe Temperaturen – Forstleute kämpfen derzeit mit ungewöhnlichen Herausforderungen. Feuerwehrnachwuchs hilft.

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Radeberg. Da kamen die Mädchen und Jungen der Jugendfeuerwehren Radeberg und Großerkmannsdorf ziemlich ins Schwitzen. Bei Sonnenschein und Temperaturen über 25 Grad befreiten die rund 40 Jugendlichen erst den Waldboden vom Reisig. Anschließend pflanzten sie im Revier Ullersdorf mehrere Hundert Erlen. Försterin Alma Josephine Schneider bedankte sich mit einem kleinen Vortrag über die Erneuerung des Waldes. Anschließend gab es Leckeres vom Grill. „Unseren ,Tag der Umwelt‘ gibt es bereits seit einigen Jahren“, erzählt Annett Hantschmann, stellvertretende Leiterin der Radeberger Jugendfeuerwehr. Angefangen hat alles mit einer Rettungsaktion für Entenküken. Die waren wegen eines defekten Zaunes immer wieder in den Goldbachteich gefallen. „Wir holten die Kleinen heraus und reparierten den Zaun. Danach wollten wir uns weiter engagieren. Wir haben beispielsweise auch Müll gesammelt. Diesmal war Bäumepflanzen dran“, sagt sie.

Junge Feuerwehrleute aus Radeberg und Großerkmannsdorf halfen bei der Aufforstung.
Junge Feuerwehrleute aus Radeberg und Großerkmannsdorf halfen bei der Aufforstung. © privat

80 000 Bäume werden gepflanzt
Das war in diesem Jahr auch ganz besonders dringend, sagt Heiko Müller, Leiter Staatsforst bei Sachsenforst. Denn die Bilanz nach den Stürmen Herwarth und Friedericke ist in der Dresdner Heide verheerend. „Sie bescherten uns 25 000 Kubikmeter Sturmholz. Das ist etwa so viel, wie wir sonst im ganzen Jahr einschlagen“, sagt er. Auch das Wetter danach bereitete den Forstleuten Probleme. „Die Wintertemperaturen kamen spät. Aber weit bis in die zweite Märzhälfte war der Boden gefroren. Das sind zwar für die Holzernte richtig gute Bedingungen, doch die Baumschulen konnten ihre Pflanzen für die Frühjahrsaufforstung nicht liefern. Sie bekamen sie einfach nicht aus dem gefrorenen Boden heraus und auch an eine Pflanzung im Wald war natürlich nicht zu denken.“ Rund 200 000 Pflanzen hatte der Forstbezirk bestellt, davon etwa 80 000 für die Dresdner Heide. „Normalerweise fangen wir Ende März an zu pflanzen, manchmal schon im Februar. Ende April müssen dann alle Pflanzen im Boden sein, dann treiben sie neue Blätter und Nadeln.“ In diesem Jahr kam dann noch der plötzliche Witterungsumschwung dazu. „In diesem April explodiert die Natur geradezu. Bei 25 Grad und mehr gibt es bei den Pflanzen kein Halten mehr. Die Heide ist innerhalb von wenigen Tagen grün.“ Jetzt müssen schnell Buche, Tanne, Ahorn und Erle gepflanzt werden, sie treiben am ehesten aus, Eichen etwas später. Schon in den vergangen drei Wochen haben Forstwirte, Lehrlinge, Forstunternehmer und eben auch die jungen Feuerwehrleute quasi mit dem Frühling um die Wette gepflanzt. Auch einige Mitarbeiter der Verwaltung haben für einen Tag das Büro verlassen und Weißtannen im Revier Ullersdorf gepflanzt. „So stehen auf einigen Sturmflächen schon wieder neue Bäume. Wir nutzen die Lücken, die der Sturm riss um neue, hoffentlich stabilere Mischbestände zu pflanzen, wo vorher meist nur Fichte stand.“ Er hofft, dass bis Ende April alle Bäume gepflanzt sind.

Die Beseitigung des Sturmholzes wird Sachsenforst aber noch einige Monate beschäftigen. „Seit Jahresbeginn sind in der Dresdner Heide etwa 9 000 Kubikmeter Holz aufbereitet und zum großen Teil verkauft worden. Doch bei mehreren Millionen Kubikmetern Sturmholz in Deutschland ist der Holzmarkt derzeit gesättigt und die Transportkapazität auf Bahn und Straße völlig ausgelastet.“ Es mache wenig Sinn, die Aufarbeitung schneller voranzutreiben, als das Holz abtransportiert werden kann. „Die geschnittenen Stämme werden dann schnell vom Borkenkäfer besiedelt und von Pilzen entwertet. „Viele Bäume werden wir noch einige Zeit am Wurzelteller lassen, sie leben dann erst mal weiter. Außerdem haben wir uns entschlossen, in der Dresdner Heide wie schon 2007 wieder Sägeholz in der alten Baumschule Bühlau einzulagern und zu beregnen. Die ersten 500 Kubikmeter liegen schon dort. Mit dem konservierten Holz können wir unsere Kunden beliefern, wenn das Sägeholz im Herbst wieder knapper wird und die Preise besser sind“, sagt Heiko Müller.

In Bezug auf die Dresdner Heide gibt es auch eine gute Nachricht. Sie ist etwas größer geworden. „In Liegau-Augustusbad haben wir reichlich einen Hektar landwirtschaftliche Fläche, die nach 1945 gerodet wurde, mit Eiche, Vogelkirsche und Linde aufgeforstet.“