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Wer war Max?

Eigentlich wollte Familie Ullrich ein Kinderheim aufbauen. Eine veraltete Idee. Die zweite hilft bis heute vielen Vereinen – auch in Görlitz.

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© Nikolai Schmidt

Von Susanne Sodan

Langer Name. Viele Vereine kennen die Max, Erika und Erna Ullrich-Stiftung trotzdem, der Adrenalin-Verein zum Beispiel. Der hat vergangenes Jahr im Kühlhaus eine Halle für BMX-Fahrer und Skater ausgebaut. Mithilfe der Ullrich-Stiftung konnte der zweite Teil umgesetzt werden. Bei den Machern der deutsch-polnischen Kinderstadt kennt man die Stiftung auch. Das Projekt, das vom Meetingpoint Music Messiaen gemeinsam mit dem Jugendtreff Ca-Tee-Drale veranstaltet wird, hat schon mehrfach Unterstützung bekommen, „für dieses Jahr auch wieder“, sagt Enno Deege von der Ca-Tee-Drale.

Maik Grüllig ist Stiftungsrat der Ullrich-Stiftung.
Maik Grüllig ist Stiftungsrat der Ullrich-Stiftung. © privat

Maik Grüllig hat die ganze Liste vor sich: In den vergangenen sechs Jahren hat die Stiftung 40 Projekte unterstützt. Grüllig war früher der Jugendamtsleiter der Stadt Görlitz und ist bis heute Stiftungsrat der Ullrich-Stiftung. Er kennt die Geschichte dahinter.

Ein bisschen hört es sich so an, als hätten die Spieler der örtlichen Bingo-Runde einen großen Gewinn gemacht, sich entschieden, eine Stiftung zu gründen – sich aber auch nach stundenlangen Diskussionen nicht auf einen passenden Namen dafür einigen können. Und am Ende einfach die Vornamen aller Spieler eingesetzt: Max, Erika und Erna Ullrich-Stiftung. Es ist völlig anders: Max Ullrich wurde in Töpferstedt bei Bad Muskau geboren. In Görlitz – das Elternhaus stand auf der Johannes-Wüsten-Straße – verbrachte er seine Kindheit und Jugend. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Familie nach Essen. Der Oberlausitz aber blieben Max Ullrich, seine Frau Erika und seine Schwester Erna immer verbunden. „Sie wollten damals eigentlich ein Kinderheim in Görlitz aufbauen“, erzählt Maik Grüllig. Nur passte diese Idee Mitte der 90er Jahre schlicht nicht mehr zu den Gegebenheiten. „Wir haben damals schon mehr mit anderen Formen gearbeitet“, erklärt Grüllig. Zum Beispiel mit Familienförderung und Wohngruppen statt Heimen. Für ein anderes Vorhaben blieb keine Zeit mehr. Max Ullrich starb 1998. Zuvor aber hatte er verfügt, dass nach seinem Tod eine Stiftung zu gründen sei, um benachteiligten Kindern in Bad Muskau und Görlitz Gutes zu tun. So wurde es 1999 gemacht, sein ganzes Vermögen – es muss eine hohe Summe gewesen sein – ging in die Stiftung.

Stiftungssitz ist zwar in Essen, Max Ullrichs letztem Wohnhort. Und der rechtliche Sitz ist in Frankfurt am Main, wo auch die Commerzbank sitzt, bei der die Stiftung angelegt wurde. Einer der drei Stiftungsräte ist Werner Beyme, der ehemalige Leiter der Commerzbank in Dresden. In der Praxis aber geht es um Kinder- und Jugendeinrichtungen in Görlitz und Bad Muskau, deshalb wurden für die beiden anderen Stellen im Vorstand Leute aus der Region angesprochen. Zum einen war das Elke Pohl, damals Leiterin der Görlitzer Stelle vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, heute arbeitet sie in Leipzig. Zum anderen wurde Maik Grüllig gefragt. „Ehrlich gesagt, am Anfang dachte ich, das ist vielleicht so wie Vereinsarbeit“, erzählt er. Um welche Summe es ging, die er da mitverwalten sollte, wurde ihm erst später bewusst. „Da hatte ich doch mehr Ehrfurcht.“ Grüllig wurde trotzdem Stiftungsrat und blieb auch dabei, als sich beruflich für ihn alles änderte. 2008, mit der Kreisreform, wurde das Görlitzer Jugendamt aufgelöst und dessen Aufgaben an den Landkreis und die Stadt verteilt.

Maik Grüllig landete bei der Umstrukturierung in einem ganz anderen Bereich der Landkreisverwaltung. Bei der Ullrich-Stiftung blieb er aber. „Bestimmte Hobbys behält man.“ Außerdem habe ihm bei der Jugendarbeit ohnehin die praktische Arbeit am besten gefallen. Den direkten Kontakt mit Vereinen und Kitas hat er mit der Stiftung weiter. Einmal im Jahr, im Sommer, berät der Vorstand, welche Projekte wie unterstützt werden können. Es muss um eine gemeinnützige Sache gehen. Um Jugendförderung, um Erziehung und Bildung oder auch um Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, „die aufgrund ihres körperlichen, geistigen und seelischen Zustandes auf die Hilfe Dritter angewiesen“ sind, so steht es in der Satzung.

Der Kinderschutzbund, der Verein „Einer für alle“, die Musikschule, der Tierpark Görlitz, der Kunstkoffer, sie alle haben schon Anträge gestellt. Was nicht unterstützt wird von der Ullrich-Stiftung: Pflichtaufgaben, die bei Kitas und Schulen anfallen. „Das müssen die Träger selber machen“, sagt Grüllig. Und doch stehen auf seiner Liste mehrere Kindergarten-Projekte. Weil, so erklärt er, Kitas manchmal Wünsche haben, die zwar sinnvoll für die Kinder sind, aber eben nicht zur Pflicht gehören. „Kinderküchen zum Beispiel haben wir schon unterstützt“, zuletzt auch die Jahns-Schule, als sie einen Weg für Rollstuhlfahrer anlegen wollte. Im Sommer wird wieder beraten. Wann genau steht noch nicht fest. „Anträge sind aber schon da“, sagt Maik Grüllig, es können noch weitere eingereicht werden.

Kontakt und Anträge: Max, Erika und Erna Ullrich Stiftung, c/o Commerzbank AG, PUK-PK WM-Dienstleistungen,

Nachlass und Stiftungsmanagement, z.H. Sigrun Fiege,

60261 Frankfurt