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Weltmeister nach sieben Stunden

Bei der Mini-WM treten 42 Teams an. Das Turnier dauert nur einen Tag. Wer hier die Übersicht behält, braucht Ausdauer.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Bonß

Ganz früh am Sonntagmorgen hätte Jens Rinnelt diesen Job lieber ganz schnell wieder abgelehnt. Schon um 6 Uhr klingelte der Wecker. Viel zu früh. Doch schon um 7 Uhr musste der 37-Jährige im DDV-Stadion sein. Dort hat er mit sechs Kollegen die Turnierleitung für die SZ-Fan-WM übernommen. Bereits zum vierten Mal veranstaltet die DDV-Mediengruppe, zu der auch die Sächsische Zeitung gehört, das Turnier. Dabei treten 42 Teams der C-Jugend aus ganz Sachsen gegeneinander an, erst in Gruppen, dann in den Finalrunden. Eine richtige WM soll es sein, eine, die bei den Profis ganze vier Wochen dauert. Hier steht nach nur sieben Stunden der Weltmeister fest.

Die Fan-WM im DDV-Stadion

Für Jens Rinnelt bedeutet das jede Menge Arbeit. Für den Einlauf der Mannschaften gibt es eine Choreografie. Jedes Team marschiert ein. Vorher werden Trikots und Bälle verteilt, die Versorgung geregelt, der Spielplan besprochen. Zwölf Minuten dauert jedes Spiel. Sechs Felder sind abgesteckt, vier davon auf dem Rasen im Stadion. Jedes Team hat ein anderes Land zugelost bekommen. Neben den großen Turniermannschaften wie Deutschland und Brasilien kicken auch Thailand, Kuba und Indien mit. Deutschland verliert gleich den Auftakt gegen Ecuador 0:2, gegen Thailand sieht es besser aus. Die Deutschen – Jungs vom SV Dresden Neustadt – gewinnen mit 2:0. Im Sechzehntelfinale wartet Brasilien. Erst im Halbfinale scheitern die Deutschen schließlich an Ecuador, vertreten vom SC Borea Dresden.

Jedes Tor wird frenetisch bejubelt. Alle Teams haben ihre Familien und Freunde mitgebracht. Die Ränge im DDV-Stadion sind zwar nicht voll. Trotzdem ist es so laut wie in mancher Minute bei Dynamo. Trommelschläge hallen durch das Rund, der Klang mischt sich mit dem der Vuvuzelas. Eine Frau im Kimono schwenkt die japanische Flagge. Fans der Neuseeländer haben gleich Dutzende Landesfahnen mitgebracht. Die Ränge im Stadion verwandeln sich in ein buntes Fahnengemisch. Später bekommen die Anhänger von Kanada, Irland, der Türkei, von Deutschland und Japan Preise für die besten Fanaktionen und Ideen. Jens Rinnelt hat dafür kaum eine Minute Zeit. Schon muss er zum Organisationstisch zurück. Alle Viertelstunden kommen hier neue Ergebnisse durch. Von den beiden Außenspielflächen auf dem benachbarten Kunstrasenplatz werden die Ergebnisse via Funk durchgegeben. Schnell müssen die Offiziellen um Rinnelt zählen, ordnen und Punkte verteilen. Schließlich müssen die Tabellen der acht Gruppen am Ende passen. „Wir rechnen alles zweimal durch“, sagt er. Fehler habe es dabei noch nie gegeben. Jens Rinnelt ist von Anfang an dabei. Zum vierten Mal ist er Turnierleiter.

Bei einem anderen Punkt suchen er und sein Team ebenfalls gewissenhaft nach Fehlern. Wer bei der Fan-WM dabei sein will, darf nicht vor dem 1. Januar 2002 und nach dem 31. Dezember 2003 geboren sein. Stichpunktartig werden die Mannschaftsdaten mit denen beim Deutschen Fußballbund verglichen. Die Regeln sind klar. Wer schummelt, fliegt raus.

Sonst arbeitet Rinnelt im Outdoor-Laden Gipfelgrad in der Innenstadt. Ehrenamtlich hat er den Vorsitz für den Jugendausschuss im Stadtverband Fußball übernommen. Das Organisieren und Betreuen von Turnieren gehört dazu. An den vergangenen vier Wochenenden war er unterwegs. Ganz schön viel Arbeit. „Zum Glück ist ab nächster Woche frei“, sagt er. Und seine Familie toleriert seinen Einsatz. Am Abend musste er früh ins Bett, während die anderen am Lagerfeuer weitergefeiert haben. Für seinen Job als Turnierleiter muss dieser Einsatz einfach sein.

Den Lohn bekommt er beim Turnier. „Die Kinder freuen sich, haben Spaß“, sagt er. Für viele sei es das Größte, einmal in diesem Stadion zu spielen. Auch Rinnelt selbst ist absoluter Dynamo-Fan. Früher kickte er im Mittelfeld, arbeitete später als Trainer. Seine Jungs vom TSV Rotation Dresden können leider nicht bei der Fan-WM dabei sein. Sie spielen parallel beim Finale um den Stadtpokal. Trainer und Begleiter loben das Fußball-Fest. Tausende Besucher in das Stadion. Neben den Spielen gab es hier auch allerlei zum Mitmachen, Spielen und Staunen auf der Familien-Meile.

18.30 Uhr hat Jens Rinnelt Feierabend. Österreich ist Weltmeister geworden. Die Kicker vom Döbelner SC jubeln. Stolz recken sie den Pokal in die Höhe. „Ein gelungener Tag“, sagt der Turnierleiter. Dafür hat sich die Mühe gelohnt. Das motiviert für das nächste Jahr.