Merken

Wasserschaden in der Operette

Eine Havarie löst die Sprinkleranlage aus, Unmengen Wasser fließen auf die Bühne. Vorerst kann nicht gespielt werden.

Teilen
Folgen
© Andr? Wirsig

Von Kay Haufe, Christoph Springer und Theresa Hellwig

Hilfreich oder Schadensbringer? Diese Frage stellt sich angesichts der Sprinkleranlage, die am Mittwochmorgen Bühne und Orchestergraben der Staatsoperette mit Tausenden Litern Wasser regelrecht geflutet hat. Was war passiert? Bei einer turnusmäßigen Überprüfung der Sprinkleranlagen in den Spielstätten im Kraftwerk Mitte kommt es zu der folgenschweren Havarie, schreibt Pressesprecherin Jana-Carolin Wiemer. Nach derzeitigem Kenntnisstand seien technische Probleme die Ursache dafür.

Mehr will auch die städtische Immobiliengesellschaft KID nicht sagen, die Bauherr und Verwalter des Kulturkraftwerkes ist. Den gesamten Mittwoch über sichten und begutachten Versicherungsfachleute der KID sowie Installateure der Bühnentechnik-Firmen die Schäden auf Bühne und im Orchestergraben. Voraussichtlich an diesem Donnerstag soll es detaillierte Informationen zum Ausmaß der Havarie und zu den entstehenden Kosten geben, sagt Sprecherin Wiemer.

Fest stehe schon, dass aufgrund der jetzt schon einzuschätzenden Dauer von Reparatur- und Trocknungsarbeiten die Uraufführung von „Zzaun! – Das Nachbarschaftsmusical“ am 28. Oktober nicht stattfinden kann. Ebenso würden alle Vorstellungen bis Ende Oktober abgesagt. „Bereits gekaufte Karten für diesen Zeitraum können per Post unter Angabe der IBAN oder innerhalb der Vorverkaufszeiten zurückgegeben werden“, sagt Wiemer. Informationen darüber, welche Vorstellungen verlegt werden, gebe die Operette in den nächsten Tagen bekannt.

Feuerwehrleute sind über vier Stunden lang bis zum Mittwochmittag damit beschäftigt, die Unmengen von Wasser mit Nasssaugern aufzufangen, sagt Feuerwehr- sprecher Ralf Schröder. Während seine Kollegen auf der Operettenbühne arbeiten, die Türen dazu sind fest verschlossen, herrscht nebenan im Theater der jungen Generation reger Betrieb, Kinderlachen ist zu hören. Doch der Wasserschaden in der Operette scheint sich schnell herumgesprochen zu haben. Erste Kunden stehen bereits am Mittwochnachmittag an der Theaterkasse, um Karten zurückzugeben oder umzutauschen. Auch vor dem Gebäude lässt sich erahnen, dass drinnen nicht alles im Lot ist. Der Fußweg hinter der Staatsoperette ist nass. Mehrere Fahrzeuge von Firmen, die Bauwerke trockenlegen, stehen noch davor. Aufgeregt unterhalten sich einige Mitarbeiter vor dem Gebäude. „Es ist alles zerstört“, erzählt eine Frau mit brüchiger Stimme. „Vor allem die Bühnenbilder…“ Doch Journalisten werden bereits vor der Tür abgewiesen. „Haben Sie einen Termin?“, fragt eine Mitarbeiterin. „Es tut mir leid, aber wir werden heute niemanden hereinlassen. Genießen Sie lieber die Sonne“, sagt Theatersprecherin Jana-Carolin Wiemer.

Gerade mal zehn Monate läuft der Spielbetrieb in der neuen Operetten-Spielstätte. Noch am Montag hatte der Verein Operettenhaus Dresden dem Haus modernste Lichttechnik im Wert von über 400 000 Euro gespendet. „Ein Großteil der Scheinwerfer wird wohl vom Wasser beschädigt worden sein“, vermutet der Vereinsgründer, Ex-Oberbürgermeister Ingolf Roßberg.

Dabei war der Einbau einer Sprinkleranlage im Kulturkraftwerk zunächst gar nicht vorgesehen. Erst nach der Prüfung durch einen unabhängigen Gutachter wurde festgelegt, die Bewässerung zu installieren, erinnert sich Linken-Stadtrat Tilo Wirtz. Während sie von den Planern als verzichtbar betrachtet wurde, habe der externe Prüfingenieur sie ausdrücklich ,reingeprüft‘, so Wirtz. „Flutungen durch Sprinkleranlagen können horrende Schäden an Gebäuden und Inventar anrichten. Ärgerlich, dass bereits in der Bauphase die Notwendigkeit einer derartigen Anlage umstritten war und noch dazu für die Stadt erhebliche Mehrkosten verursacht hat. Jetzt kommt es darauf an, die Verantwortlichen für die Fehlfunktion in Haftung zu nehmen, damit die Stadt nicht noch auf dem Wasserschaden sitzen bleibt“, so Wirtz. Ihm fallen sofort mehrere Beispiele zu Sprinkler-Unfällen ein. So im Jahre 2014, als das Berliner Ensemble unter Wasser stand, oder im November 2001 in der alten Operetten-Spielstätte in Leuben, als innerhalb einer Minute 12 000 Liter Wasser auch auf Bühne und Orchestergraben herabschossen. Ein Pförtner hatte damals vergessen, die Anlage auszuschalten, als ein Spezialeffekt – eine Stichflamme – eingesetzt worden war.

Nicht nur die Linken fordern schnelle Aufklärung der Havarie. „Für den Fall, dass sich die Schadensbehebung über den Oktober hinaus verzögern sollte, muss die Verwaltung schon jetzt nach Interimslösungen suchen und zeitnah informieren“, sagt Christa Müller, die kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. „Wir müssen schnell klären, inwieweit die Kosten für die Schadensbeseitigung durch die Versicherung übernommen werden.“