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Was wird aus dem BBZ?

Das Gebäude steht nach dem Auszug der Grundschüler wieder leer. Räte wünschen sich, dass dort wieder Kinder einziehen.

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© Archivfoto: Eric Weser

Von Eric Weser

Strehla. Es war ein Intermezzo, das länger dauerte: Weil die Grundschule an der Lindenstraße saniert wurde, zogen Strehlas Grundschüler ab Sommer 2017 für einige Monate in den Mitteltrakt des nahen Berufsbildungszentrums um, kurz: BBZ. Seit Kurzem sind die Bauarbeiten in der Grundschule beendet und die Schüler wieder zurück an der Lindenstraße. Das BBZ steht nun wieder zum Großteil leer und sucht eine Nutzung.

Stadtrat Tino Naumann (CDU) hat Ideen, wie diese aussehen könnte. Aus Naumanns Sicht eignet sich das Objekt an der Hugo-Haase-Straße ideal, wenn sich der Strehlaer Hort oder die Kita erweitern wollen würden. Die Vorteile liegen für den Christdemokraten auf der Hand: Indem die vorhandene Immobilie genutzt wird, spare man sich einen teuren Neubau. Zum anderen liege das BBZ zentral und grenze rückseitig ans Grundschulgelände. Naumann hat deshalb an die Stadtführung appelliert, sie solle beim BBZ „die Hand draufhalten“.

Aber braucht es in Strehla überhaupt mehr Platz für Kinder? Einiges scheint dafür zu sprechen: Die Kita bewegt sich mit fast 180 Kindern an der Kapazitätsgrenze, sagt Andreas Krüger, Chef des ASB-Ortsverbandes Riesa, der die Einrichtung betreibt. Erst 2014 war die Kita erweitert worden. Ein erneuter Ausbau sei am jetzigen Standort nicht mehr möglich, so Krüger.

Auch der Strehlaer Grundschulhort ist gut belegt. Laut Stadtverwaltung werden in der 2009 gebauten Einrichtung auf dem Schulgelände derzeit 106 Kinder betreut, bis zu 120 dürfen es sein. Das klingt nach einem ausreichend großen Puffer – doch die Anmeldungen für das neue Schuljahr sprechen eine andere Sprache. Demnach werden ab dem Sommer 124 Kinder zu betreuen sein. Extra dafür ist die Kapazität des Hortes auf 124 Plätze herausgesetzt worden, heißt es aus dem Rathaus. Das bedeutet eine perspektivische Auslastung von 100 Prozent.

Dass Strehlas Kindereinrichtungen nahe an der Kapazitätsgrenze sind, weiß auch die Stadtführung. Auf Tino Naumanns BBZ-Appell reagierte Bürgermeister Jörg Jeromin (FWG) im Technischen Ausschuss dennoch mit der ihm eigenen Zurückhaltung: Einen Kauf ziehe man in Betracht. Alles sei aber „eine Frage des Gebens und Nehmens“ und „vertretbarer Grenzen“. Es gebe in jedem Fall Gespräche mit der Eigentümerseite. – Die bestätigt das. Schon seit Längerem versuche man, das BBZ zu vermieten oder zu verkaufen, sagt Ralf Kinas von der Firma AWT – Private Akademie für Wirtschaft und Technologie GmbH. Das Unternehmen, das nach wie vor das BBZ Meißen betreibt, hatte den Standort Strehla um 2010 stillgelegt. Weil der Markt im Bereich Arbeitsmarktdienstleitungen und Erwachsenenqualifizierung nicht mehr so da gewesen sei, dass sich der Standort Strehla gerechnet habe, so Kienas.

Was die Gespräche mit der Stadt angeht, will Ralf Kienas nicht ins Details gehen. Es gehe dabei jedoch hauptsächlich um die ehemalige Berufsschule, weniger um das Verwaltungsgebäude, in dem zuletzt die Grundschule zeitweise eingemietet war. Man habe über eine Langfrist-Perspektive gesprochen, so Kienas.

Für die Stadt, so meinen Insider, ist die jetzige Situation schwierig: Einerseits sei das Fassungsvermögen der bestehenden Kindereinrichtungen quasi ausgeschöpft. Andererseits sei nur schwer zu prognostizieren, wie sich die Kinderzahlen entwickeln, zumal ein Investor an der Torgauer Straße gerade ein Wohngebiet mit 30 Bauplätzen schafft. Eine Gleichung mit vielen Unbekannten, die die Stadt lösen müsse.