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Warum die Kita teurer wird

Kottmar erhöht zum neuen Jahr die Beiträge für Eltern. Zum Teil ist das durch Gesetzesänderungen veranlasst.

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© dpa

Von Romy Altmann-Kühr

Auf die Eltern ist Verlass. Im Zuschauerraum von Gemeinderatssitzungen ist es immer dann voll, wenn es um die Jüngsten in der jeweiligen Gemeinde geht – und um die Kosten, die damit in Zusammenhang stehen. So ist jetzt auch in Eibau der Beratungsraum voller gewesen als sonst. Der Gemeinderat von Kottmar beschloss in der letzten Sitzung des Jahres, die Elternbeiträge für die Betreuung der Kinder in den Kindertagesstätten anzuheben. „Schon wieder“, wie einige Mütter schimpften. Denn erst zum Anfang 2016 hatte es eine Erhöhung gegeben. Die Eltern brachten ihren Unmut über die neuerliche Anhebung mit einer Unterschriftensammlung zum Ausdruck, die sie Bürgermeister Michael Görke (parteilos) übergaben. 133 Elternpaare hatten unterzeichnet und damit ihrem Protest Ausdruck verliehen. Die Erhöhung kommt dennoch zum 1. Januar 2018. Warum sie unumgänglich ist und warum es auch der Gemeinde keinen Spaß macht, die Eltern zur Kasse bitten zu müssen, erläuterte die Hauptamtsleiterin der Gemeindeverwaltung, Kerstin Höhne, ausführlich.

Wie werden die Elternbeiträge kalkuliert?
Grundlage für die Berechnung der Beiträge, die von den Eltern zu zahlen sind, ist die Betriebskostenabrechnung für die Einrichtungen. Darunter fallen die Personal- und Sachkosten. Das Personal ist dabei der größte Posten. Weitere Kosten entfallen auf Medien wie Wasser und Strom, die Reinigung, Spielmaterial, technische Mitarbeiter. Investitionen, wie zum Beispiel eine Dachsanierung, wie sie jetzt an der Kita in Obercunnersdorf vorgenommen wurde, zählen nicht mit hinein. „Die Kosten werden für alle Einrichtungen im Ort zusammengerechnet“, so Kerstin Höhne von der Verwaltung. Das bedeutet, dass kleine Einrichtungen, wie zum Beispiel die in Kottmarsdorf, bei der Rechnung nicht schlechter wegkommen, als größere. Acht Einrichtungen gibt es in Kottmar. Bei der Berechnung der Elternbeiträge macht das sächsische Kita-Gesetz Vorgaben: In der Krippe müssen 20 bis 23 Prozent der Betriebskosten auf die Eltern umgelegt werden. In Kindergarten und Hort sind es 20 bis 30 Prozent. Die Kosten steigen stetig, daher muss auch der Anteil für die Eltern immer wieder angepasst werden.

Reicht der vorgeschriebene Prozentsatz denn zur Deckung der Kosten?
Das Geld, das die Gemeinde für einen Kitaplatz einnimmt, reicht nicht, um die anfallenden Kosten zu decken. Die Gemeinde schießt bei der Kinderbetreuung zu. So setzt sich die monatliche Finanzierung eines Kindergartenplatzes mit neun Stunden wie folgt zusammen: 169,72 Euro gibt es als Landeszuschuss, 95 Euro beträgt aktuell der Elternbeitrag, 200,70 Euro entfallen auf die Gemeinde. Insgesamt kommt man so auf eine Betriebskostensumme von 465,42 Euro, die ein Kindergartenplatz monatlich kostet. Der Krippenplatz schlägt mit insgesamt 956,66 Euro monatlich zu Buche. Auch diese Kosten steigen jährlich, so auch 2016. „Da wir die Erhöhung für die Eltern aber erst jetzt zum Januar 2018 vornehmen, haben wir also schon 2017 einen Fehlbetrag“, sagt Bürgermeister Görke.

Warum steigen die Betriebskosten ständig?

Der Anstieg der Kosten ist unter anderem auf Gesetzesänderungen zurückzuführen. So wurde in der Vergangenheit der Personalschlüssel geändert. Das heißt eine Erzieherin muss sich um weniger Kinder kümmern als bisher. Dadurch steigt die Qualität der Betreuung. Für die Kommunen und Träger der Einrichtungen bedeutet es aber auch: mehr Erzieher müssen eingestellt werden. Und Personal kostet Geld.

Wie können die ständigen Erhöhungen gestoppt werden?
Auch der Gemeinde mache es keinen Spaß, immer wieder die Beiträge für die Eltern anzuheben, betont Kottmarbürgermeister Michael Görke. Das Kita-Gesetz und die stetig steigenden Kosten zwingen die Gemeinde aber dazu. sagt er. Er betont auch: „Wir haben sehr gute Kinderbetreuung im Ort. Das muss den Eltern etwas wert sein.“ Dennoch spricht sich Görke dafür aus, dass Kita-Beiträge für Eltern ganz wegfallen und komplett vom Land Sachsen übernommen werden sollten. So werde es auch in anderen Bundesländern gehandhabt. Diese Diskussion gibt es derzeit auch in anderen Kommunen. In Löbau beispielsweise haben sich die Stadträte ebenfalls dafür ausgesprochen, dass Kita-Kosten Landessache sein sollten. Dort hatte der Stadtrat eine Anpassung der Elternbeiträge abgelehnt. Die Differenz muss die Stadt bestreiten.