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Wäscherei-Betreiber will durchstarten

Zum Jahresanfang stand das Unternehmen noch vor dem Aus. Nun sollen sogar weitere Mitarbeiter eingestellt werden.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Die Hiobsbotschaft kam kurz nach Neujahr. Noch am 1. Januar sei bei der Mitteldeutschen Textilreinigung (MTR) noch ganz normal gearbeitet worden. Doch einen Tag später machte die Nachricht die Runde: Die Wäscherei war insolvent. „Der Geschäftsführer ging von Büro zu Büro und sagte es den Mitarbeitern“, erinnert sich einer. Die meisten Kolleginnen und Kollegen seien geschockt gewesen. Mancher habe aber auch schon geahnt, dass es nicht mehr lange weitergehen konnte wie bisher. Denn 2016 hatte MTR das Dresdner Uniklinikum und das Krankenhaus in Görlitz als Kunden verloren – und damit gleich zwei große Auftraggeber. Ein Umsatzverlust, den das Unternehmen nicht mehr kompensieren konnte. Im Januar 2017 übernahm ein Insolvenzverwalter die Suche nach einem Investor. Für die mehr als 200 Mitarbeiter an den Standorten in Riesa und Niesky hieß es: bangen und hoffen.

Heute leitet Pierre Mercier den Standort für den Konzern Elis. Im Gebäude am Wasserweg in Gröba ist das Logo des Unternehmens mittlerweile überall präsent. Der Konzern ist eigenen Angaben zufolge in 14 Ländern aktiv und zählt mehr als 25000 Mitarbeiter.
Heute leitet Pierre Mercier den Standort für den Konzern Elis. Im Gebäude am Wasserweg in Gröba ist das Logo des Unternehmens mittlerweile überall präsent. Der Konzern ist eigenen Angaben zufolge in 14 Ländern aktiv und zählt mehr als 25000 Mitarbeiter. © Sebastian Schultz

Ein knappes Jahr später sitzt der neue Standortleiter im Büro in Riesa und strahlt Zuversicht aus. Mit leichtem französischen Akzent erklärt Pierre Mercier, was sich in den vergangenen Monaten getan hat. Und das ist eine Menge. Ein Teil des Dampfnetzes sei erneuert worden, es gebe einen neuen Waschmaschinen-Ausgang mit Vortrockner. Außerdem wurde der hauseigene Fuhrpark erweitert. „Wir werden auch noch weitere Lkw und Pkw dazukaufen“, kündigt Mercier an.

Der ehrgeizige Plan: Die Wäscherei soll weiter wachsen. Seit der Riesaer Standort zum Konzern Elis gehört, sind laut Mercier bereits 15 neue Mitarbeiter eingestellt worden – und das, obwohl es am Riesaer Elis-Standort derzeit relativ ruhig zugeht. Das hängt mit einigen Umstrukturierungen zusammen. „Wir haben innerhalb des Konzerns die Aufträge neu vergeben.“ So will Elis Wege sparen. Für den Standort Riesa heißt das, dass Kundschaft aus Potsdam von einer anderen Elis-Wäscherei übernommen wurde. „Es macht ja keinen Sinn, wenn wir die Umwelt schonen wollen, aber dann 400 Kilometer fahren, obwohl wir auch 80 Kilometer fahren könnten“, erklärt Mercier. Er geht davon aus, dass 2018 eine Reihe neuer Auftraggeber für Riesa dazukommen. Deshalb sucht Elis auch weiterhin Personal. „Wir wollen vorbauen und uns jetzt die Fachkräfte sichern.“

Bei den Mitarbeiterzahlen aus der Zeit vor der Insolvenz ist man aber noch nicht wieder angekommen. Allein in Riesa hatte MTR etwa 170 Menschen beschäftigt, heute sind es nicht ganz 140. Gekürzt worden war vor allem im Vorstand und in der Verwaltung, denn die wird heute zentral übernommen, aber auch in der Produktion. Für diese 18 Mitarbeiter war eine Transfergesellschaft eingerichtet worden, aus der mittlerweile wieder einige Leute zu Elis übernommen wurden, sagt Pierre Mercier. Der Standort in Riesa blieb damit vom Schlimmsten verschont – anders als die Außenstelle in Niesky, die geschlossen wurde. Ein Diakoniewerk will in dem Objekt ab 2018 eine eigene Wäscherei eröffnen.

Nachdem die Technik weitgehend modernisiert wurde, gibt es laut Pierre Mercier noch immer eine Reihe von Punkten, die im nächsten Jahr anstehen. „Gerade arbeiten wir daran, unsere Dampfversorgung sicherzustellen.“ Die Wäscherei verbraucht viel Energie, die muss gesichert werden. Auch im Gebäude soll an einigen Stellen renoviert werden, als Erstes ist der Sanitärtrakt dran. Die größte Aufgabe wird aber wohl organisatorischer Natur sein. Denn die Elis-Gruppe ist im Herbst noch einmal gewachsen, seit September gehört auch das Unternehmen Berendsen zum Konzern. Die vielen Standorte sinnvoll unter einem Dach zu vereinen, das bleibe eine große logistische Herausforderung. Den Riesaer Standort allerdings sieht Mercier nicht in Gefahr. Auch innerhalb der Belegschaft gebe es „verhaltenen Optimismus“, sagt ein Mitarbeiter. Es sehe so aus, als meine es der neue Wäscherei-Besitzer ernst mit dem Standort – und als blieben böse Überraschungen im neuen Jahr für die Belegschaft in Riesa diesmal aus.