Merken

Wärme und Strom fürs Dippser Neubaugebiet

Stadt, Kreis, Wohnungsgenossenschaft, KWG und Rotes Kreuz wollen gemeinsam heizen. Wie sie damit sparen.

Teilen
Folgen
© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Osterzgebirge. Der Dippser Volksmund spricht vom „Russenviertel“ oder vom Neubaugebiet. Die Energieplaner nennen es „Quartier Heidepark“. Für dieses Stadtviertel liegt jetzt ein Konzept vor, wie die Gebäude hier gemeinsam mit Wärme versorgt werden können. Und die Gedanken gehen noch weiter – auch eigenen Strom für die Bewohner anzubieten.

Das Quartier am Heidepark hat dabei einen entscheidenden Vorteil. Hier leben rund 1 000 Einwohner, fast ein Viertel der Kernstadt-Dippser. Sie alle brauchen warme Wohnungen, Badewasser und auch Strom. Andererseits gehören fast alle Häuser hier fünf Unternehmen, der Wohnungsgenossenschaft, der Kommunalen Wohnungsgesellschaft, dem Deutschen Roten Kreuz Seniorenservice, dem Landkreis und der Stadt Dippoldiswalde. Es müssen also nicht tausend Eigentümer an einem Strang ziehen, sondern nur eine Handvoll.

Und die fünf arbeiten auch gut zusammen. „Wir können uns riechen“, fasst Falk Kühn-Meisegeier, der Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde, die Situation zusammen. Er hat sich vor zwei Jahren den Hut aufgesetzt, ein sogenanntes Quartierkonzept auszuarbeiten und hat dafür die Firma „Faktor I3 GmbH“ aus Ehrenfriedersdorf engagiert, die auf Energiekonzepte spezialisiert ist. Deren Geschäftsführer, Burkhard Zschau, hat den aktuellen Stand auf der jüngsten Stadtratssitzung vorgestellt.Der bisherige Stand sieht so aus, dass jeder der fünf großen Hauseigentümer dort sich selbst um die Wärmeversorgung für seine Wohnungen, den Sportpark oder die Schule kümmert. Ziel ist, dass diese Unternehmen zusammenarbeiten und gemeinsam Blockheizkraftwerke betreiben, erklärte Burkhard Zschau. Dabei ist aber kein neues Heizkraftwerk geplant. An Standorten, wo jetzt schon Heizkessel stehen, sollen erdgasbetriebene Blockheizanlagen errichtet werden. „Wir setzen dabei auf bewährte Techniken“, sagt Zschau.

An verschiedenen Punkten gibt es dabei Einsparmöglichkeiten. Wenn weniger Heizkessel laufen, arbeiten diese effektiver. „Die Kesselverluste werden minimiert“, sagt der Fachmann dazu. Bisher musste auch jedes Unternehmen einzeln Vorsorge treffen für den Fall einer Havarie. Das bedeutete eventuell, einen zweiten Kessel in Bereitschaft zu halten. Bei einer gemeinsamen Wärmeversorgung könnte diese Vorsorge gemeinsam getragen werden. Und die Idee geht noch weiter. Da ein Blockheizkraftwerk neben der Wärme auch elektrischen Strom produziert, könnten die Wohnungsunternehmen auch Elektrizität zu Selbstkostenpreisen in die Wohnungen der Mieter liefern. Derzeit ist das noch nicht möglich. Dafür müssten Gesetze angepasst werden. „Warum sollten wir unsere Mieter nicht auch mit Strom versorgen? Jetzt sind wir doch auch schon für Wärme und Wasser verantwortlich“, sagt Kühn-Meisegeier.

Das Energiekonzept für das Quartier Heidepark ist so weit ausgearbeitet, dass jetzt die Eigentümer der jeweiligen Wohnungsgesellschaften darüber entscheiden können. Die Wohnungsgenossenschaft, deren Vorstand Kühn-Meisegeier ist, muss das Vorhaben in ihrem Aufsichtsrat besprechen. Sie besitzt in der Nikolai-Ostrowski-Straße, der Maxim-Gorki-Straße und der Alexander-Puschkin-Straße vier Wohnblöcke mit 25 Aufgängen. Auf denselben Straßen und in der Käthe-Kollwitz-Straße gehören ebenfalls vier Wohnblöcke mit 26 Aufgängen der Kommunalen Wohnungsgesellschaft (KWG). Hier muss ebenfalls der Aufsichtsrat zustimmen. An der KWG hat die Stadt Dippoldiswalde 68,5 Prozent der Anteile.

Im Norden schließen sich fünf Gebäude auf der Straße „Am Heidepark“ an, die dem DRK-Seniorenservice gehören, der Betreutes Wohnen und ein Hotel anbietet. Das Unternehmen muss sich mit den DRK-Verbänden Dippoldiswalde und Freital verständigen, denen es gehört. Im Süden grenzen an das Wohngebiet zwei öffentliche Einrichtungen an, das Glückauf-Gymnasium, das dem Landkreis gehört, und der städtische Sportpark. Auch sie sollen in die gemeinsame Energieversorgung mit einbezogen werden, da auch große Räume zu beheizen sind und Strom gebraucht wird.

Bis zum Jahresende soll feststehen, wer alles mitmacht. Dann beginnt die nächste Stufe der Arbeiten. Je mehr sich der gemeinsamen Energieversorgung anschließen, desto günstiger kann diese dann kalkulieren. Das käme den Mietern zugute.