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Wäre die Schlammlawine vermeidbar gewesen?

Nicht zum ersten Mal wurden Grundstücke in Struppen von Schlamm überrollt. Die Betroffenen glauben, den Grund zu kennen.

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© Marko Förster

Von Yvonne Popp

Struppen. Ina Händler und Roland Oehme sind verzweifelt. Bei dem kurzen aber heftigen Unwetter, das am Donnerstagnachmittag über Pirna und Teilen der Sächsischen Schweiz niederging, verwüstete eine Schlamm- und Geröll-Lawine Haus und Grundstück des Paares. „Alleine kann das niemand schaffen“, sagt Ina Händler. Denn nicht nur der Garten ist voller Schlamm und Geröll, auch in das Erdgeschoss des Wohnhauses an der Hauptstraße 5 in Struppen sind die braunen Wassermassen eingedrungen. „Wie geht es nun weiter? Wer hilft uns?“, fragt die 49-Jährige.

Nicht zum ersten Mal sind sie und ihr Lebensgefährte Opfer heftiger Niederschläge geworden. Doch so schlimm wie dieses Mal sei es noch nie gewesen, erklärt Ina Händler. Als der Hagel einsetzte, berichtet sie, habe sie bereits geahnt, was kommen wird und die drei Bekannten ihres Partners, die gerade zu Besuch waren, gebeten, mit ihr das Untergeschoss auszuräumen. Die Männer hielten das zunächst für völlig übertrieben, doch nur Minuten später lief das Wasser ins Haus.

Auch für den Struppenbach waren diese Massen zu viel. Da der Bach bereits in den vergangenen Jahren unter ähnlichen Bedingungen das Wasser nicht hatte ableiten können, war in dem Grundstück an der Hauptstraße ein Abwasserschacht gebaut worden. Doch auch der war dem Schlamm nicht gewachsen und verstopfte, sodass Ina Händler gezwungen war, den Notruf zu wählen.

Die Freiwillige Feuerwehr kam und hätte gern geholfen. Weil aber nicht klar war, wer den Einsatz bezahlt, mussten die Kameraden unverrichteter Dinge wieder abrücken. Ina Händler ist fassungslos. Struppens Bürgermeister Rainer Schuhmann (CDU) war am Donnerstag nicht ans Telefon gegangen. Er hätte die Finanzfrage schnell beantworten können.

2013 gab es schon einmal so schlimme Überschwemmungen. „Da wurde Katastrophenalarm ausgelöst“, sagt Ina Händler. Damals musste das Paar die Folgen nicht allein bekämpfen. Das Technische Hilfswerk (THW) war vor Ort und unterstützte auch sie. Nun aber stehen Ina Händler und ihr schwer kranker Partner ganz alleine da.

Beide glauben, dass die erneute Flut vermeidbar gewesen wäre. Sie sehen einen Zusammenhang zwischen den Wassermassen und den Bauarbeiten an der Südstraße in Struppen. Ob diese den heftigen Wassereinbruch tatsächlich begünstigt haben, ist unklar. Fakt ist aber, dass es entlang der Südstraße nicht genügend Gräben gibt, die das Oberflächenwasser ableiten. Darauf hatten Anwohner immer wieder hingewiesen. Beim jetzigen Bauvorhaben soll das wieder nicht berücksichtigt worden sein. Warum, das fragen sich nicht nur Ina Händler und Roland Oehme.

Unterdessen kämpften am Donnerstag auch in Pirna-Neundorf Anwohner und Feuerwehr mit einer Schlammlawine, die die Vorwerkstraße und einige Grundstücke überschwemmte.

Anmerkung der Redaktion: Nach der Veröffentlichung des Beitrages in den sozialen Netzwerken meldete sich die Feuerwehr und teilte mit, dass die Kameraden nicht „unverrichteter Dinge wieder abgerückt sind“, wie es im Beitrag steht. Nach Angaben der Feuerwehr habe der Einsatzleiter im Rahmen der Gefahrenabwehr den Schleusendeckel im vorderen Grundstücksbereich ziehen sowie den Abflussschacht, welcher unter dem betroffenen Gebäude durchführt, bereinigen lassen, sodass bei wiederholtem Starkregen keine Gefahr für das Haus besteht. Das Beseitigen von Schlamm auf dem Grundstück sei allerdings nicht Aufgabe der Feuerwehr.

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