Merken

Wachhaus im Wald explodiert

Auf einem ehemaligen Militärgelände bei Bärwalde wird ein Gebäude völlig zerstört. Befand sich darin Sprengstoff?

Teilen
Folgen
© FFw Uhyst

Von Carla Mattern

Bärwalde. Gegen 23 Uhr am Sonnabend knallt es. Extrem laut, wie ein Anwohner auf der Facebookseite der Boxberger Feuerwehr bestätigt. Er wohne ja gleich um die Ecke, schreibt der Mann. Woher das Geräusch kommt, das erfährt er erst später. Grund für den ungewöhnlichen Krach in der Nacht ist eine Explosion. Einige Stunden später werden die Diensthabenden der zentralen Rettungsleitstelle in Hoyerswerda informiert. Spaziergänger sehen im Wald zwischen Bundesstraße 156 und dem Boxberger Ortsteil Bärwalde die Trümmer. Ein ehemaliges Militärgebäude ist komplett zerstört, Rauch quillt aus dem Steinhaufen.

Bilder von der Explosion bei Bärwlde

Als kurz darauf die um 11.04 Uhr alarmierten Feuerwehrleute eintreffen, brennt es noch immer. Ausgerückt sind die Feuerwehrleute aus Drehna, Uhyst und Boxberg, weil ein Barackenbrand angesagt ist. Vor Ort aber sehen die etwa zwanzig Einsatzkräfte, was tatsächlich los ist. Andreas Pschola kennt das Areal gut. Nicht nur der Schulbus fuhr früher über die alte Betonstraße daran vorbei. „Von meiner Altersklasse hat das jeder während der Mopedfahrerzeiten gesehen“, sagt der 34-jährige Andreas Pschola, der als Feuerwehr-Einsatzleiter am Sonntag vor Ort ist. Das alte Kasernengelände gehörte der Nationalen Volksarmee und es gab den Plan, hier einen Truppenübungsplatz für Panzer einzurichten. Fertig geworden oder in Betrieb genommen wurde das aber nicht, sagt der Uhyster Andreas Pschola, der seit kurzem auch Stellvertreter des Boxberger Gemeindewehrleiters Martin Zieschang ist.

Trümmer fliegen 50 Meter weit

Richtig abgerissen wurde auf dem Gelände aber eben auch nicht. Ein Hauptgebäude in Betonplattenbauweise steht noch, ebenso ein Heizhaus mit Schornstein und auch Garagen. Rundbogenhallen dagegen gibt es nicht mehr, die sind mittlerweile weg. Und völlig zerstört ist seit Sonnabendnacht auch das Gebäude, das als Wachhaus am Eingang des Militär-Areals stand.

Die Feuerwehrleute sehen am Sonntag nur noch die Reste. Bis zu 50 Meter weit fliegen Trümmer verstreut. Es war ein massiver Steinbau, der da nicht mal mehr erkennbar ist als Gebäude. Mit großer Wucht muss das Wachhaus detoniert sein. Ziemlich sicher ist sich Feuerwehrmann Pschola. „Das haben wir an den Trümmern gesehen. So wie die lagen, das passiert nicht durch einen Knallfrosch“, so der Uhyster.

Auch Pressesprecherin Martyna Fleischmann von der Polizeidirektion Görlitz bestätigt das. „In der Nacht zu Sonntag kam es bei Bärwalde auf einem ehemaligen Militärgelände unweit der B 156 offenbar zu einer Explosion. Ein früher als Wachhaus genutztes, etwa fünfmal sieben Meter großes Ziegelgebäude wurde dabei vollständig zerstört“, teilt sie mit. Wer oder was die Explosion hervorgerufen hat, das werde Gegenstand der weiteren Ermittlungen sein. Kriminaltechniker waren zur Spurensicherung vor Ort im Einsatz, die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen, so Martyna Fleischmann.

Löschpausen zur Spurensicherung

Dieser besondere Umstand, dass als Ursache für das Unglück eine Explosion vermutet wird, erschwert die Löscharbeiten der freiwilligen Feuerwehren. Damit Polizisten Spuren sichern können, pausieren die Feuerwehrleute. Vorsichtshalber werden auch Spezialisten vom Technischen Hilfswerk Görlitz herangeholt. Denn schon am Sonntag wird untersucht, ob sich Ursachen für die Explosion finden lassen.

Das beschäftigt nicht nur Polizeibeamte. Kurz nachdem die Feuerwehren auf ihren Facebookseiten von dem Einsatz berichten, reagieren schon einige Nutzer des sozialen Netzwerkes. Alessandro Ramke schreibt: „Wer sprengt dort ein Gebäude in die Luft, nur noch Idioten unterwegs“. „Wo kommt eigentlich das Zeug her, was die Baracke in die Luft geschossen hat? Liegt da noch was rum öffentlich?“, fragt Andrea Kahre. Auch das untersuchen die Polizisten. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei zum Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion gemäß Paragraf 308 des Strafgesetzbuches haben begonnen, stehen jedoch noch am Anfang, bestätigt Polizeisprecherin Martyna Fleischmann. „Derzeit wissen die Ermittler mit Gewissheit lediglich, dass das Gebäude zerstört wurde. Alles darüber Hinausgehende, beispielsweise die Frage, ob sich Personen in dem Objekt aufhielten oder sich dort möglicherweise Sprengstoff befand, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt spekulativ“, so die Sprecherin.