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Vorfreude auf den Festumzug

Christa Volke hat Kostüme für die 750-Jahrfeier von Oberseifersdorf genäht. Jetzt muss sie noch eine Woche warten.

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© Rafael Sampedro

Von Holger Gutte

Christa Volke näht gern. Aber so viel, wie in diesem Jahr, ist es schon lange nicht mehr gewesen. Die 84-jährige Oberseifersdorferin hat zwei Familien für ein Bild des Festumzuges zur 750-Jahrfeier ihres Ortes eingekleidet. Zehn mittelalterliche Kostüme hat sie auf ihrer guten alten Veritas genäht und gut 50 Stunden dafür gebraucht. Die passenden Stoffe zu finden, war nicht einfach. Aber aus einer alten Übergardine ihrer Tochter, einem Mangeltuch und aus Ausschussware einer Weberei ist etwas Zeitgemäßes entstanden. „Die Nähmaschine hat mir mein Mann Anfang der 60er Jahre geschenkt“, erzählt sie. Und weil es unbedingt eine gute aus Metall und eine elektrische Nähmaschine sein sollte, schloss Herbert Volke dafür sogar einen Vertrag für eine Ratenzahlung ab. Die Maschine hat sich bewährt. „So ein Geschenk vergisst man nicht. Ich habe über all die Jahre bis heute viel darauf genäht“, sagt Christa Volke. Den ersten Cordanzug für ihren Sohn Thomas beispielsweise oder das Jugendweihekleid für ihre Tochter. Wenn sie jetzt an das Festwochenende zum Ortsjubiläum denkt, kommen die Erinnerungen an die 700-Jahrfeier vor 50 Jahren hoch. Damals stand sie hochschwanger am Gartenzaun vor ihrem Haus, weil sie den Umzug auf keinen Fall verpassen wollte. „Die Wehen hatten sogar schon eingesetzt“, sagt sie. Aber ihr Sohn Thomas ist zum Glück kein Sonntagskind geworden, und so konnte sie damals alles sehen.

Anprobe für den Festumzug in einer Woche – die Familien Hallmann (linkes Bild) sowie Wittig und Weder sind zufrieden.
Anprobe für den Festumzug in einer Woche – die Familien Hallmann (linkes Bild) sowie Wittig und Weder sind zufrieden. © privat
Anprobe für den Festumzug in einer Woche – die Familien Hallmann (linkes Bild) sowie Wittig und Weder sind zufrieden.
Anprobe für den Festumzug in einer Woche – die Familien Hallmann (linkes Bild) sowie Wittig und Weder sind zufrieden. © privat

Auch diesmal wird sie wieder am Gartenzaun stehen. Mit 84 Jahren will sie nicht mehr mitlaufen. Dafür machen die Familien ihres Sohnes und ihrer Tochter mit. Sie freut sich schon, wenn sie an ihr vorbeiziehen. Tochter Steffi Wittig wird gleich am Anfang des Festumzuges beim Bild 5, das die Erstbesiedlung von Oberseifersdorf um 1267 darstellt, an ihr vorbeiziehen. Die Familie Weder und jeweils gleich drei Generationen der Familien Hallmann und Wittig gestalten das Bild. „Sie haben sich alle richtig Mühe gegeben“, sagt sie. Der kleine Julian ist mit drei Jahren der jüngste und Michel Weder mit acht das älteste der sieben Kinder die zum Bild der Erstbesiedlung des Ortes gehören. Neun Erwachsene sind natürlich ebenso dabei.

Auch Familie Hallmann hat ihre Kostüme selbst genäht. Juliana Hallmann kam sogar auf die Idee, Stoffpuppen für die Mädchen anzufertigen, so, wie es sie im Mittelalter gegeben haben könnte. Alle drei Familien haben ihre Anregungen aus dem Internet, bringen aber auch viel Kreativität in ihr Bild ein. Die Männer haben einen alten zweirädrigen Wagen wieder auf Vordermann gebracht und Frank Wittig zudem zwei Käfige für Kaninchen und Hühner aus Weidenruten gefertigt. „Ich freue mich schon auf den Umzug“, sagt Brunhilde Hallmann. Jede Menge alte Utensilien, die die Neusiedler damals brauchten, werden sie mitführen. Und wenn die Kinder beim Festumzug unterwegs schlappmachen, haben sie ja den Wagen dabei, den kräftige Männer ziehen. Sicherheitshalber nehmen sie für die Kinder noch einen Leiterwagen mit, obwohl es den im Mittelalter nicht gab, verrät Brunhilde Hallmann. Aber auch der Wagen wird festlich geschmückt, dass er gut ins Bild passt, meint sie.

Christa Volke und Brunhilde Hallmann sehnen schon förmlich den Umzug herbei. „Es ist so schön, wenn man jetzt durchs Dorf geht. Von Tag zu Tag schmücken immer mehr Leute ihre Grundstücke“, sagt Frau Volke. Auf insgesamt 61 Bilder können sich die Besucher des Festumzuges am 27. August in Oberseifersdorf freuen. Gefeiert wird aber schon ab Freitag und das dann drei Tage lang.