Merken

Von Exquisit bis zum Rammelkonsum

Die SZ erinnert an Orte, Institutionen und Menschen, die in Zittau jeder kannte und noch heute kennt. Heute: Die Namen der Innenstadt-Geschäfte.

Teilen
Folgen
© Dietmar Rößler

Von Dietmar Rößler

Zittau. Fantastische Namen haben die Zittauer Geschäfte einst getragen. Ob Praktikus, Tourist, Etikette, Haus der Technik, Bummi, Exquisit, Tempo, Melodie, Delikat – die Namen waren Programm. Sie drückten aus, was es wo zu kaufen gab. Vergeben wurden sie meist nach Renovierung und Neuorganisation der jeweiligen Verkaufsstelle.

Entsprechend modern gestaltet und großzügig waren die meisten von ihnen. Und gut ausgebildete und durch die neuen Arbeitsstellen zusätzlich motivierte Fachverkäufer standen zur Beratung bereit. Im Rahmen der Möglichkeiten war somit in Zittau alles passiert, was verkaufsorganisatorisch ging. Über die Zuteilung der Waren konnte von Händlerseite kaum mitgeredet werden. „Schnäppchen“ waren für die Kunden damals nicht kleine Preise, sondern der Erwerb einer begehrten Ware.

Bunte Werbung gab es eher nicht. So hatte der „Tourist-Stadtführer“ Zittau von 1979 keine Werbeinserate, sondern informierte, dass die meisten Geschäfte wochentags von 9 bis 18 Uhr geöffnet haben. Und jeden letzten Sonnabend im Monat bis 11 Uhr. Dann zählte der Stadtführer auf anderthalb Seiten „Einkaufs- und Dienstleistungen“ auf. Neben den überwiegend HO-Kaufhäusern findet sich hier auch das Kaufhaus Messow, das stolz die DDR-Zeit hindurch den Namen Schweizer Bazar trug. Man liest, dass das Jugendmodezentrum am Markt damals Sonnidee hieß. Was sich wohl kaum jemand gemerkt hat, genau wie den Namen Kontakt für das Konsum-Kaufhaus in der Bautzener Straße, das wohl immer als Rammelkonsum im Gedächtnis der Leute bleiben wird. Der Konsum hatte bei der Namenswahl seiner Verkaufseinrichtungen nicht so ein gutes Händchen wie die HO. Hier ist wohl vor allem das Haus der 1 000 kleinen Dinge im Gedächtnis geblieben. In Hirschfelde beispielsweise konnte man dort sogar Kühlschränke und Waschmaschinen bestellen und kaufen, wofür man Konsum-Rabattmarken bekam.

Nicht lange nach der Wende war es mit den großen Namen der Einkaufstempel vorbei. Dass die Verkaufslandschaft einigermaßen bunt blieb, ist der Privatinitiative vieler Geschäftsleute zu verdanken, die ihre Wurzeln oft bei HO oder Konsum hatten. Große Kaufhäuser gibt es heute eher auf der grünen Wiese. In der Innenstadt erinnert manches leere Gebäude an die Zeit der Geschäfte mit „großen Namen“.