Merken

Von echten und unechten Indianern

Die 27. Karl-May-Festtage lockten rund 30 000 Besucher in den Lößnitzgrund. Dort traf Orient friedlich auf Okzident – Dominique Bielmeier über kulturelle Aneignung.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Darf ich mich zu Karneval als Indianer verkleiden? Das fragte vor Kurzem Stern.de. Vor allem in den USA, aber auch in Deutschland werde diskutiert, ob das unter „kulturelle Aneignung“ oder „Alltagsrassismus“ falle. „Verkleidung sei eine Form der kulturellen Aneignung, und die habe viel mit Imperialismus und Kolonialismus zu tun, so der wichtigste Einwand“, schreibt der Autor und entkräftet das Argument – das für die USA seine Berechtigung habe – damit, dass wir in Europa Indianer nur aus Filmen kennen.

Wie schön, dass die Macher und Besucher der Karl-May-Tage nicht mit diesem Blick auf das Fest schauen. Denn wer will, kann sicher Formen der kulturellen Aneignung finden. Ist es okay, sich Federn ins Haar zu stecken, als würden das alle Indianer tun? Überhaupt, „Indianer“: Eigentlich müssten wir doch von Ureinwohnern oder „First Nations“ sprechen.

Überlassen wir diese Debatten denen, die wirklich von Rassismus und kultureller Aneignung betroffen sind: die indianischen Stämme, die das Fest besuchen. Von Empörung ist bei ihnen keine Spur, im Gegenteil: Sie zeigten sich auch in diesem Jahr gerührt von dem großen Interesse, das die Besucher im Lößnitzgrund ihren Präsentationen entgegenbrachten – und holten für ihre Tänze auch kleine Möchtegern-Indianer auf die Bühne.

E-Mail an Dominique Bielmeier