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Vom Dorfplatz in die Metropolen

Für die Glaserei Thomas in Heidenau ist der Gründungstag auch ein Feiertag. Kunden hat sie seit 30 Jahren um die Ecke und in der ganzen Welt.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Heidenau. Klar geht beim Glaser auch mal was zu Bruch. Aber sieben Jahre Pech haben wir deshalb nicht, sagt Gisela Thomas. Ihr Mann Konrad ist pragmatisch: „Da fängt man eben neu an.“ Einen Spiegel in einer Ecke einbauen, da kann es schon knifflig werden. Aber die Heidenauer Glaserfamilie Thomas versteht ihr Handwerk. Nicht nur Gisela und Konrad, sondern auch die Kinder Tom und Antje. Sie haben genau wie ihr Vater Glaser gelernt. Sie direkt, der Vater auf Umwegen.

Konrad Thomas ist von Haus aus Elektriker und schulte dann um. Bei einer Heidenauer Glaserei in der DDR. Am 3. Oktober 1988 machte er sich selbstständig. In einem kleinen Raum begann er damals. Dass es ein Problem war, den zu finden, glaubt heute keiner mehr. Und dass das Gründungsdatum für die deutsche Geschichte mal ein entscheidendes Datum werden sollte, ahnte damals niemand. Und nun hat Familie Thomas an ihrem Firmengeburtstag immer auch Feiertag. Dieses Jahr ist es schon das 30 Gründungsjubiläum.

Terrassen verglasen und Duschen abtrennen, Spiegel und Bilderrahmen anfertigen, Schaufenster und Kühlschrankscheiben zuschneiden – das ist das tägliche Geschäft der Glaser. Vitrinen gehören auch dazu. Von zehn mal vier mal vier Zentimeter bis zu 18 mal vier Meter. Die kleinen Vitrinen sind für Mini-Elbdampfer aus der Königsteiner Manufaktur. „Eine ganz schöne Pfriemelei mit meinen großen Fingern“, sagt Konrad Thomas. Die riesigen Exemplare bestellte ein Kunstsammler aus Übersee.

Tipps fürs Putzen



Vitrinen sind die hohe Schule des Glasers, auch wenn es noch viele andere Herausforderungen gibt. Thomas hat als Subunternehmer Vitrinen unter anderem schon im russischen Sankt Petersburg, im britischen Museum in London, in Indien und Hongkong mit aufgebaut. In der Ermitage in Petersburg waren es 160 Stück, die sie zu zehnt aufbauten. Die Innung ist ihm bei diesen und anderen Aufträgen sehr wichtig. Da hilft man sich, erhält Informationen. „Leider sind viel zu wenige Mitglied.“ Derzeit gehören 19 Glaserbetriebe zur Dresdner Innung, drei davon kommen aus dem Landkreis. Die Glaser sind Handwerker und Künstler. Vor Jahren gehörten auch Bleiglasfenster und Kirchen öfter zu den Einsatzgebieten. Ein, zwei Kirchen pro Jahr waren in den 1990er-Jahren normal.

In der Haustür von Konrad Thomas prangt das Zeichen des Glaserhandwerks. Seine kreative Seite führen Sohn und Tochter fort. Die Tochter bastelte schon als Kind mit Glas, beschäftigt sich mit Glasmalerei und nun auch Keramik. Der Sohn hat sich dem Design verschrieben, nicht nur dem gläsernen. So stammt das hölzerne Pferd auf dem Dorfplatz Gommern aus der Werkstatt von Tom Thomas. Auch den Spielplatz am Steinreich Rathewalde hat er entworfen. Wenn jemand Kunst aus Glas will – „Ich bin für alles offen“, sagt der 37-Jährige. Dass er Glaser wird, bei seinem Vater lernt und später einmal den Betrieb übernimmt, das war immer klar.

Das Handwerk und das Glas entwickeln sich. In einer Schachtel stehen die Muster in einer Reihe. Beschichtet, bedruckt, farbig, matt, verspiegelt – Glas ist schon lange nicht mehr einfach nur Glas.

Für den Laien ist es das, was schwer zu putzen ist. Gisela Thomas hat da zwei Tipps. Feine Stahlwolle zum Beispiel. Die ist ganz weich, wie Watte, und kratzt natürlich nicht. Oder ganz simpel: Destilliertes Wasser mit Essig – und für den richtigen Putztermin ins Mondbuch schauen.