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Viel Neues im Dresdner Osten

Dobritz entwickelt sich zum IT-Standort, das Gewerbegebiet wächst. Visionen gibt es auch für das Sachsenwerk.

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© Christian Juppe

Von Nora Domschke

Das Hochhaus an der Breitscheidstraße ist längst hinter Gerüsten verschwunden – der Zwölfgeschosser wird derzeit saniert. Ein großes Banner kündigt die Zukunft an: In einem Jahr werden im früheren Sitz des VEB Schokoladen- und Verpackungsmaschinen Hunderte Softwareexperten ihre Büros beziehen. Doch auch an anderer Stelle hat sich in den vergangenen Monaten einiges verändert, weitere Firmen haben sich angesiedelt, Stadtteile wie Dobritz, Leuben und Niedersedlitz entwickeln sich. Die SZ erklärt, wo Neues entstanden ist und welche Pläne es für das Gebiet gibt.

2017 haben sich TU-Studenten damit beschäftigt, wie das Gelände des ehemaligen Sachsenwerkes bebaut werden könnte. Neben Gewerbe – wie hier eine neue Markthalle – soll auch Wohnraum entstehen.Visualisierung: Institut für Städtebau und Regionalplanung
2017 haben sich TU-Studenten damit beschäftigt, wie das Gelände des ehemaligen Sachsenwerkes bebaut werden könnte. Neben Gewerbe – wie hier eine neue Markthalle – soll auch Wohnraum entstehen.Visualisierung: Institut für Städtebau und Regionalplanung

Die Fertigen: Flächen im Gewerbepark an der Breitscheidstraße sind gefragt

Auf dem Grundstück neben dem Schokopack-Haus hat das Unternehmen Theegarten-Pactec einen Neubau errichtet. Dort arbeiten inzwischen mehr als 300 Mitarbeiter – hier werden Verpackungsmaschinen produziert. Weiter stadteinwärts, direkt an der Breitscheidstraße, hat eine Tankstelle eröffnet, daneben ist eine Autowaschanlage entstanden. Das Gewerbe zwischen Pferderennbahn, Bahntrasse und Breitscheidstraße wächst von Jahr zu Jahr.

Obwohl der Großhandelsmarkt Selgros mit seinem Umzug an die Dohnaer Straße 2013 als großer Ankermieter des Gewerbeparks wegfiel, blieben die Flächen nicht ungenutzt. Der Fahrradgroßhändler Bike 24 hat 2014 sein Lager in der ehemaligen Selgros-Halle vergrößert. Das Dresdner Unternehmen expandierte in den vergangenen Jahren, die Räume in der Enderstraße wurden daraufhin zu klein.

Und noch eine Firma nutzt die gute Entwicklung des Dobritzer Standortes, um ihr Angebot zu erweitern – seit 2016 gibt es im XXL Dresden eine zusätzliche Kletterwand und eine Suppenbar, in der für Hunderte Mitarbeiter der umliegenden Firmen Mittagsgerichte zubereitet werden.

Die Künftigen: Ein Dobritzer Denkmal wird zum modernen IT-Standort

Die Meiag Sächsische Immobilien AG hat das ehemalige Schokopack-Hochhaus, zu dem auch ein flacheres Nebengebäude gehört, 2011 erworben und Anfang vergangenen Jahres an das IT-Unternehmen Itelligence verkauft. Die Firma investiert rund 20 Millionen in den neuen Standort in Dobritz. Im Herbst dieses Jahres will Itelligence mit zunächst 350 Mitarbeitern einziehen. Platz ist in den neuen Büros für 500 IT-Experten, die hier künftig mittelständische Unternehmen beraten und ihnen Lösungen in Bezug auf Softwarefragen anbieten. In Dresden setzen immer mehr Betriebe auf die Digitalisierung ihrer Arbeitsprozesse – Grund genug für Itelligence, sich jetzt in der Landeshauptstadt zu vergrößern. Seit 2008 betreibt die Firma ein Rechenzentrum in Bautzen. Ausschlaggebend für die Entscheidung, nach Dobritz zu ziehen, sei neben der guten Anbindung durch Bus und Bahn auch die Nähe zu den Dresdner Hochschulen gewesen. Das Unternehmen erhofft sich, vom Wissenschaftsstandort und seinen Studenten zu profitieren.

Mit der Sanierung verschwindet in Dobritz nun zudem ein leer stehendes Gebäude, das in den vergangenen Jahren immer wieder Ziel von Graffiti-Sprayern war. Die hinterließen an der Fassade ihre politischen Botschaften, sowohl mit linkem als auch rechtem Hintergrund. Künftig ist das Haus rund um die Uhr von einem Wachdienst besetzt. Dass das Dresdner Denkmal erhalten bleibt, ist wohl auch dem Amt für Wirtschaftsförderung zu verdanken. Aufgrund einer schnellen Genehmigung für die Ansiedlung von Itelligence gab es zügig grünes Licht für die Sanierung des Komplexes. Und das ist natürlich wiederum im Sinne der Stadtplaner, die den Gewerbestandort als Puffer zwischen der Bahntrasse und den Wohngebieten begrüßen. Dieser habe letztlich auch einen positiven Effekt auf die Wohnqualität entlang der Breitscheidstraße und der Straße des 17. Juni, heißt es aus dem Stadtplanungsamt.

Die Visionen: Studenten entwickeln Ideen für das Sachsenwerk-Areal

Welche Vorteile ein Universitätsstandort mit sich bringen kann, wird nicht nur am Schokopack-Hochhaus, sondern auch an einer anderen Stelle im Dresdner Südosten deutlich. Im vergangenen Jahr haben sich 170 Studenten im fünften Semester an der Architekturfakultät mit der Zukunft des Gebietes rund um das Sachsenwerk befasst. In einem Wettbewerb haben sie Ideen entwickelt, wie das Areal zwischen Stephensonstraße, der Verlängerung der Klettestraße, Försterlingstraße und Straße des 17. Juni genutzt werden könnte.

Betreut wurden die Studenten von Professor Manuel Bäumler und seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Boris Harbaum, die eng mit dem Stadtplanungsamt arbeiteten. „Wir haben uns ganz bewusst für ein Gebiet entschieden, das noch großes Entwicklungspotenzial hat“, erklärt Harbaum. Alte Fabrikhallen, verwilderte Brachen – das bietet Raum für Ideen. Ziel war es, den Platz vor allem für Wohnhäuser zu nutzen.

Der Vorschlag für das Areal zwischen Niedersedlitz, Leuben und Zschachwitz sei von der Stadt gekommen, sagt Harbaum. Anstatt teure Planungsbüros sollten sich in einem ersten Schritt die Studenten praxisnah mit dem Gebiet befassen. Dabei würden die Ziele von Stadt und Eigentümern – in diesem Fall ist das für große Flächen eine Investorengruppe – nicht immer übereinstimmen, so Harbaum. Während Stadtplaner auf viele Grünzüge setzten, wolle der Eigentümer große Flächen bebauen.