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Verschwörungstheoretiker gründen eine Schule

Schüler zeigen im Kino erstmals öffentlich ihre selbst gemachten Filme. Diese sind kontrovers und prominent besetzt.

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© Claudia Hübschmann

Von Stephan Hönigschmid

Meißen. Am Donnerstag geben sich lokale Promis ab 19 Uhr im Meißner Kino ein Stelldichein – zumindest visuell. Anlass ist das zehnjährige Bestehen des Filmprojektes der Freien Werkschule. „Erstmals präsentieren wir unsere 20 besten Filme öffentlich. Unter anderem ist eine Verfilmung von Gerhard Schönes Klassiker ‚Jule wäscht sich nie‘ zu sehen, in der der Musiker selbst mitgespielt hat“, berichtet Michael Klarfeld, der als Lehrer für Englisch und Kunst an der Schule arbeitet und das Filmprojekt von Anfang an betreut.

„Im Film stellt Schöne einen Pfarrer dar, der die stinkende Jule verheiraten möchte“, sagt der 38-Jährige. Wer nun Videokunst auf niedrigem Amateurniveau erwartet, der irrt. Vielmehr überzeugen die Filme mit viel Liebe zum Detail, was sicher auch damit zu tun hat, dass die Aufgabe kein Pflichtprogramm darstellt, sondern die Schüler sich das Projekt freiwillig gesucht haben. „Es machen immer bis zu 20 Schüler mit. Die Nachfrage ist aber noch größer“, sagt Klarfeld.

Neben Gerhard Schöne sowie den Schauspielern Tom Quaas und Thomas Förster, die als Stimmen aus dem Off zu hören sein werden, können sich die Besucher der Vorführung außerdem auf die Dresdner Künstlerin Anna Mateur freuen.

Und das in einem Film, der einer durchaus interessanten Frage nachgeht: Was würde passieren, wenn Verschwörungstheoretiker eine Schule gründen? Bereits der Vorspann erweckt mit dramatischen Klängen und wild durch die Szenerie laufenden Zahlenreihen einen spannenden Eindruck, bevor die ernste Thematik eine ungewöhnliche Wendung nimmt. Statt düsterer Untergangsstimmung setzt der Film dann überraschenderweise auf eine komische Umsetzung des Stoffs. „Die Schüler laufen im Film mit Wünschelrute und Aluhut herum. Wir nehmen uns da auch ein bisschen selbst aufs Korn, weil ja Freie Schulen immer als besonders esoterisch gelten“, sagt die Geschäftsführerin der Freien Werkschule, Dorothee Finzel.

Dass es überhaupt zur Zusammenarbeit mit dem Kino gekommen ist und die zwei- bis dreiminütigen Streifen jetzt über die große Leinwand flimmern, geht auf den diesjährigen Neujahrsempfang des Gewerbevereins zurück. „Ich habe dem Theaterleiter Herrn Malt davon erzählt und er wusste erst nicht, was er davon halten soll. Als er aber einige Filme gesehen hat, war er sofort begeistert“, sagt die 50-Jährige.

Malt ergänzt: „Die Filme sehen wirklich professionell aus. Ich finde es großartig, dass sie hier in Meißen entstehen und habe das Kino gern zur Verfügung gestellt“, so der 36-Jährige. Deutlich wird die Qualität zum Beispiel auch an einem Trailer zu dem Film die „Insel der besonderen Kinder“ von Tim Burton, in dem Teenager auf einer mysteriösen Insel landen. Obwohl die Meißner Schüler nicht das Budget einer Hollywood-Produktion zur Verfügung hatten, ist ihnen ein beinahe gleichwertiger Kurzfilm gelungen.

80 Filme sind seit der Gründung des Projekts inzwischen entstanden. Dabei zeigen die Lehrer bei einem ersten Termin wie alles geht, während die Schüler beim zweiten auf sich allein gestellt sind. Erst kürzlich fand zum Thema „Fake News“ erneut ein Workshop statt. Das Ergebnis ist am Donnerstag aber noch nicht zu sehen.

Filmabend der Freien Werkschule, Donnerstag 19 Uhr im Kino, Theaterplatz 14. Der Eintritt kostet 5 Euro.