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Unternehmer unter Spannung

Ein Abend der Premieren bei der Verleihung des Sächsischen Unternehmerpreises in der Gläsernen Manufaktur. Ausgezeichnet werden ein Familienunternehmen mit Tradition - und die besten Gründer der Region.

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© Matthias Rietschel

Von Lars Radau

Dresden. Je weiter Ulrich Lingnau in seiner Rede kommt, desto gespannter wird die Stille in der Gläsernen Manufaktur, desto aufmerksamer hören die 250 Gäste zu. Der Geschäftsführer der „Freien Presse“ lobt noch einmal die zuvor bereits per Film vorgestellten fünf Finalisten, die es in die Endrunde von Sachsens wichtigstem Unternehmerpreis geschafft haben. Sie alle, betont Lingnau, hätten vieles gemeinsam: „Sie haben eine Idee zum Erfolg gemacht. Sie sind Risiken eingegangen und haben Verantwortung übernommen.“ Preiswürdig seien deshalb ohne Frage alle Kandidaten. Die Jury aber könne den Titel „Sachsens Unternehmer des Jahres“ nur einmal vergeben – und habe sich diesmal für ein Unternehmen entschieden, das an seinem Heimatstandort noch heute manchmal etwas abschätzig als „Saftladen“ bezeichnet wird.

In diesem Moment treffen sich an einem festlich eingedeckten Tisch unterhalb der Bühne die Blicke von Vater und Sohn. Werner Deharde und Maximilian Deharde strahlen sich an. Sie wissen: Ihre Lausitzer Früchteverarbeitung GmbH aus Sohland an der Spree ist längst mehr als ein Saftladen. Mittlerweile macht das 160-Mitarbeiter-Unternehmen 30 Millionen Euro Jahresumsatz und ist einer der größten Früchteverarbeiter im Osten, zudem wichtiger Zulieferer der milchverarbeitenden Eiscreme- und Backwarenindustrie. Was für Werner Deharde mit der Übernahme des ehemaligen Kombinats Lausitzer Früchte Anfang der 1990er-Jahre begann, setzt sich bis heute fort: Die Chefs erkennen das Potenzial eines Betriebes – und bringen ihn wieder auf neue Höhen.

Sohn Maximilian und Vater Werner Deharde stehen für Produkte mit dem Markennamen „Lausitzer“. Jetzt sind sie Sachsens Unternehmer des Jahres.
Sohn Maximilian und Vater Werner Deharde stehen für Produkte mit dem Markennamen „Lausitzer“. Jetzt sind sie Sachsens Unternehmer des Jahres. © Wolfgang Wittchen
Festredner Gerhard Fettweis, Inhaber des Vodafone-Stiftungslehrstuhls an der TU Dresden, machte nicht nur den Gründern Mut.
Festredner Gerhard Fettweis, Inhaber des Vodafone-Stiftungslehrstuhls an der TU Dresden, machte nicht nur den Gründern Mut. © Matthias Rietschel

Gäste der Gala

Der Rektor der TU Dresden, Hans Müller-Steinhagen, und seine Frau Renate gehören zu den treuesten Gästen.
Der Rektor der TU Dresden, Hans Müller-Steinhagen, und seine Frau Renate gehören zu den treuesten Gästen.
Der Geschäftsführer von Xenon Automation Tobias Reißmann freute sich auf den Abend mit seiner Frau Iwona.
Der Geschäftsführer von Xenon Automation Tobias Reißmann freute sich auf den Abend mit seiner Frau Iwona.
Eventmanager Mirco Meinel, Chef der Agentur First Class Conzept, kam mit seiner Partnerin Ulrike Buchmann.
Eventmanager Mirco Meinel, Chef der Agentur First Class Conzept, kam mit seiner Partnerin Ulrike Buchmann.
Der Chemnitzer Modedesigner René König war zum ersten Mal dabei – in Begleitung seines Business-Coachs Andreas Voigt und des nominierten Faden-Produzenten Gosbert Amrhein.
Der Chemnitzer Modedesigner René König war zum ersten Mal dabei – in Begleitung seines Business-Coachs Andreas Voigt und des nominierten Faden-Produzenten Gosbert Amrhein.
Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig traf eine Bekannte wieder: Unternehmerin Stefanie Dietmann.
Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig traf eine Bekannte wieder: Unternehmerin Stefanie Dietmann.
Der Präsident der Handwerkskammer Dresden, Jörg Dittrich, und seine Frau Anne arbeiten und feiern zusammen.
Der Präsident der Handwerkskammer Dresden, Jörg Dittrich, und seine Frau Anne arbeiten und feiern zusammen.
Grit und Jens Budde, Inhaber von Bellan Catering, genossen den frühen Abend mal ganz ohne Arbeit.
Grit und Jens Budde, Inhaber von Bellan Catering, genossen den frühen Abend mal ganz ohne Arbeit.
Ex-Eisschnellläuferin Franziska Schenk führte in floralen Pastelltönen durchs Programm.
Ex-Eisschnellläuferin Franziska Schenk führte in floralen Pastelltönen durchs Programm.

So gehört mittlerweile ein Konfitüren-Hersteller aus Rostock ebenso unter das Dach der Firmengruppe wie seit 2016 auch der bekannte Babysaft-Hersteller Kinella mit Sitz im Vogtland. Auch für die Rettung dieses Traditionsbetriebs können sich die Dehardes nun „Die Träumende“ ins Büro stellen – die Bronze-Skulptur der Bildhauerin Malgorzata Chodakowska ist das hoch begehrte Symbol für den prestigeträchtigen Titel.

Sie ist zudem – gemeinsam mit Moderatorin Franziska Schenk – eine der wenigen Konstanten der feierlichen Preisverleihungs-Gala. Deren mittlerweile zwölfte Auflage war von etlichen Premieren geprägt. Denn Spannung spielt mittlerweile nicht nur im Alltag der Gläsernen Manufaktur eine Rolle – seit April wird hier die Elektro-Version des VW Golf gefertigt – für Spannung war an diesem Abend auch in der Lounge der Fabrik gesorgt. Erstmals nämlich wurde beim „Unternehmer des Jahres“ auch ein Sonderpreis für den oder die besten Gründer des Freistaates vergeben. Anders als beim Hauptpreis mussten sich die aus 73 Nominierungen verbliebenen fünf Finalisten indes nicht dem Urteil einer Jury stellen. Stattdessen wartete ein Pitch: In jeweils exakt drei Minuten mussten die Start-ups das Gala-Publikum von ihrem Geschäftsmodell überzeugen.

Am besten meisterten das Jonathan Geffen und Markus Hein von der Etage8 GmbH, einem Leipziger Unternehmen, das Möbel mit Handläufen für körperlich Eingeschränkte und Ältere entwickelt. Mit dem diesjährigen Festredner Professor Gerhard Fettweis hatten die Gründer einen äußerst kompetenten Paten an der Seite. Der Inhaber der Vodafone-Stiftungsprofessur an der TU Dresden gilt nicht nur als Mobilfunk-Guru, sondern hat aus dem Lehrstuhl heraus selbst etliche Unternehmensgründungen angestoßen. Er rät Start-ups noch zu ein wenig Geduld. In zehn Jahren werde es auch um die Risikokapital-Finanzierung im Freistaat besser bestellt sein. Wenn nämlich die jetzigen Start-ups groß und erfolgreich seien und mit ihrem Geld und Know-how der nachfolgenden Generation helfen können. Zentral sei dabei, betonte auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) in seinem Grußwort, dass „sächsische Unternehmen – gestandene und junge – weiter innovativen Pfaden folgen“.