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Unser Traum vom neuen Luisenhof

Carsten Rühle und seine Frau wollen erstmals ein eigenes Restaurant betreiben. Der Name öffnet ihnen viele Türen.

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© Ronald Bonß

Von Kay Haufe

Den Luisenhof hatte Carsten Rühle abgehakt, gleich zweimal. „Im Prinzip ist es das Traumlokal. Aber mit 500  Plätzen schied es für mich beim ersten Angebot sofort aus“, sagt der Gastronom. In der Größe sei das Haus einfach nicht vernünftig zu bewirtschaften gewesen. Als er das zweite Mal vom Luisenhof hörte, sollte dieser verkleinert werden. So stark, dass der Ausblick in die Sächsische Schweiz nicht mehr möglich gewesen wäre. „Auch damit kam das Lokal für mich nicht infrage, weil es seinen Charakter verloren hätte“, sagt Rühle.

Voller Zuversicht und Vorfreude: Carsten Rühle und seine Frau Carolin Marten-Rühle übernehmen im Frühjahr den Luisenhof.
Voller Zuversicht und Vorfreude: Carsten Rühle und seine Frau Carolin Marten-Rühle übernehmen im Frühjahr den Luisenhof. © Sven Ellger
So soll es innen einmal aussehen.
So soll es innen einmal aussehen. © OM_Architekten

Doch nun sitzen er und seine Frau Carolin Rühle-Marten über Tapetenmustern und Fotos von Stoffen in verschiedenen Farbtönen. Sie sind aufgeregt. Im dritten Anlauf hat das Ehepaar „Ja“ zum Luisenhof gesagt. „Jetzt stimmen die Bedingungen, die Platzzahl ist mit 170 Innen- und 130 Außensitzplätzen genau richtig“, sagt der erfahrene Restaurantleiter und hat ein breites Lächeln im Gesicht. Am Freitag hatte er seinen letzten Arbeitstag im „Dresden 1900“ am Neumarkt, das er acht Jahre lang als Betriebsleiter führte. Hier war jeder Ablauf eingespielt, jeder im Team kannte seine Aufgaben. Im Luisenhof wird das anders sein. Da treffen Mitarbeiter aufeinander, die sich noch nicht kennen, zugleich werden die Erwartungen der Gäste riesig sein. „Aber das ist eine positive Anspannung, die wir jetzt haben“, sagt Rühle. Mit dem Luisenhof erfüllen sich der Gastronom und die Restaurantfachfrau ihren Traum vom ersten eigenen Lokal. „Dass es mal der Balkon von Dresden sein wird, hätten wir beide nicht gedacht“, sagt Carolin Rühle-Marten.

Der Gedanke daran beflügelt die beiden. Jeden freien Tag haben sie in den letzten sechs Monaten genutzt, um zu planen, wie das Restaurant aussehen soll. „Wir wollten einen Plan haben, wenn wir an die Öffentlichkeit gehen“, sagt Carolin Rühle-Marten. Modern und gemütlich soll der neue Luisenhof werden. Beige-, Grau- und Goldtöne bestimmen das Innere des Gastraumes, Ornamente schmücken die Wände. Ein großer Kronleuchter wird der Hingucker. „Bei unseren Vorbereitungen gibt es klare Prioritäten: Ich bin der Herr der Zahlen, meine Frau ist für das Schöne zuständig“, sagt Rühle und erhält Zustimmung. Zum Glück lägen beide in vielen Fragen auf einer Wellenlänge, das erleichtere die Vorbereitung.

Positive Vorzeichen

Völlig unstrittig sei von Anfang an auch die inhaltliche Ausrichtung des Luisenhofes gewesen. An deutscher Küche führe dort kein Weg vorbei, weiß Rühle. „Das ist genau mein Ding, die habe ich überall angeboten, wo ich gearbeitet habe, sagt der 48-Jährige. Kuchen und Torten werden von der Bäckerei Wippler geliefert. Gelernt hat Rühle sein Handwerk im Hotel Newa an der Prager Straße, war danach Chefkoch in der Ullersdorfer Mühle und leitete 13 Jahre die Küche des Sophienkellers, bevor es an den Neumarkt ging. Auch im Luisenhof werde alles frisch gekocht, Convinience und Tiefkühlprodukte seien tabu. „Die Tradition des Luisenhofes ist eine Herausforderung, aber der stelle ich mich gern“, sagt Rühle. Elf Stunden sei er bisher täglich auf Arbeit gewesen. Da war für die Patchworkfamilie nur morgens Zeit, bevor es ins Restaurant ging. Die Zeiten werden im neuen Lokal eher noch zunehmen, ist sich der neue Hausherr sicher. Urlaub sei 2018 für ihn abgeschrieben. „Da muss erst mal alles richtig rundlaufen, bevor ich mal einen halben Tag fehle“, sagt er.

Für seine Frau ist das gesetzt, sie will wie er, dass der Luisenhof seinem guten Namen gerecht wird. Doch auch die Kinder dürfen nicht zu kurz kommen, deshalb macht sie nächstes Jahr mit ihnen allein Urlaub. „Es wird ein ganz spannendes Jahr für uns“, sagen beide wie aus einem Mund.

Dass es voller Hochzeiten, Familienfeiern und Jubiläen sein wird, zeigt heute schon der Terminkalender von Carolin Rühle-Marten. Sie ist seit November die erste Mitarbeiterin ihres Mannes und nimmt Bestellungen entgegen. Dabei hat sie gemerkt, wie emotional viele Dresdner mit dem Luisenhof verbunden sind. „Erst vor wenigen Tagen rief mich ein 86-Jähriger an, der dort schöne Feiern mit der Familie erlebt hat. Nun ist seine Frau gestorben. Er will unbedingt mit seinen Kindern zur Eröffnung kommen, um die Erinnerungen noch einmal aufleben zu lassen“, sagt die 36-Jährige. „Ich wusste, dass dieses Haus etwas Besonderes ist. Aber dieses Interesse der Leute spornt uns umso mehr an.“

Selbst, als es um den Kredit bei der Sparkasse ging, trat der „Luisenhof-Effekt“ ein. „Als der Berater nach dem Namen des Lokals fragte, ging sofort ein Lächeln über sein Gesicht. Es wurde eine unkomplizierte Absprache“, erinnert sich Rühle. Ähnlich positiv reagierten auch die Lieferanten, wenn sie hören, dass der Luisenhof bald wieder öffnet. „Das sind so viele positive Vorzeichen, das kann nur gut werden“, sagt Rühle. Natürlich kennt er die Probleme, die der vorherige Betreiber Armin Schumann mit dem neuen Besitzer hatte. Dieser hatte 5 000 Euro mehr Miete gefordert, die sich dann auf 19 000  Euro monatlich erhöht hätte. Schumann zog damals die Reißleine, seit Juli 2015 stand das Haus leer. Doch Rühle habe bisher sehr gut mit der Casa Patria aus Aachen zusammengearbeitet. Eine Sorge, die viele Gastronomen derzeit umtreibt, hat er nicht. Seine Mannschaft steht komplett. Sieben Mann und zwei Hilfen arbeiten in der Küche, acht Kollegen im Service. „Wir kennen uns alle von verschiedenen Stationen, das wird gut funktionieren“, ist Rühle überzeugt.

Eines möchten er und seine Frau auf jeden Fall vermeiden: „Dass uns die Dresdner zur Eröffnung überrennen. Das kann für beide Seiten nur schlecht enden.“ Rühle plant deshalb ein Soft-Opening, zu dem Freunde und Verwandte kommen sollen. Außerdem wolle er Zettel an die Tür sowie an die untere Station der Schwebebahn hängen, dass geöffnet ist. „Läuft alles gut, werden wir auch eine offizielle Eröffnung machen.“ Wann das sein wird, hängt nun vom Baufortschritt ab. Ab 2. Januar wird Carsten Rühle täglich auf der Baustelle sein. Im April, so hofft er, können er und seine Frau das Familienrestaurant eröffnen. Mit einem Streichelgehege und einem kleinen Spielplatz auf der unteren Terrassenebene sowie einer guten Kinderkarte, damit jeder auf seine Kosten kommt.