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Uhsmannsdorf rebelliert

Der Rothenburger Ortsteil will ein eigenes Bürgerzentrum. Und mahnt beim Stadtrat die Wichtigkeit an.

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© Jens Trenkler

Von Frank-Uwe Michel

Rothenburg. André Berg mag kaum hinschauen, so bescheiden ist der Zustand der früheren Kita, gegenüber der UKC-Arena, im Ortszentrum von Uhsmannsdorf. Von vorn könnte man einen anderen, besseren Eindruck bekommen. Denn da haben die Mitglieder der hiesigen Vereine schon einmal Hand angelegt, für neuen Putz und frische Farbe gesorgt. Insgesamt aber, da ist der Ortsvorsteher überzeugt, ist zu wenig passiert, um an dieser Stelle ein den heutigen Ansprüchen entsprechendes Ortschaftszentrum zu schaffen.

Vor allem vom Rothenburger Stadtrat ist er enttäuscht. „Dort hat man die Wichtigkeit unseres Anliegens bisher nur unzureichend erkannt.“ Er fordert von der Stadt ein klares Bekenntnis. Nicht irgendwann. Sondern in überschaubarer Zeit. Denn angemahnt haben das Berg und seine Mitstreiter aus dem Ort schon lange. Seit mehreren Jahren wird bereits darüber diskutiert – vor allem auch, weil die Existenz der UKC-Arena in der früheren Betriebsgaststätte des Flachglaswerkes ganz schnell zu Ende gehen könnte. Das Objekt ist schlecht gedämmt, frisst jede Menge Energie und müsste baulich komplett überholt werden. Eine Übernahme durch die Stadt scheidet aus Kostengründen aus. „Wir haben aber auch sonst eine sehr große Vereinsvielfalt in unserem Ort, die ein bedarfsgerechtes Zuhause braucht.“ Deshalb habe man eine Raumbedarfsplanung erarbeitet und diese im April der Bürgermeisterin, im Mai dann dem Stadtrat vorgestellt. „Damals wurde uns eine Prüfung zugesagt, bis heute ist aber offenbar noch nichts passiert“, mahnt der Ortsvorsteher größere Eile und Ernsthaftigkeit an.

Favorit für besagtes neues Bürgerzentrum ist das Areal des ehemaligen Kindergartens – zentral gelegen, gut erreichbar und im Besitz der Stadt Rothenburg. „Wir haben dort schon erheblich an Zeit, Mühe und Geld investiert. Doch es bleibt die Frage: Lohnt sich weiterer Aufwand überhaupt, wenn das Gebäude dann vielleicht doch abgerissen werden muss? Zurzeit können wir nur den vorderen Teil nutzen, der hintere Teil ist völlig marode und liegt brach.“ Der Freistaat Sachsen, so der Ortsvorsteher, habe die Wichtigkeit erkannt, den ländlichen Raum zu stärken und inzwischen Förderprogramme aufgelegt. Nun müsse sich auch Rothenburg endlich positionieren. Uhsmannsdorf werde sich nicht weiter vertrösten lassen.

Heike Böhm kann den Unmut in der Ortschaft zwar verstehen, weist aber auch auf personelle und finanzielle Zwänge hin. „Haushaltsplan und Personalplan müssen zusammenpassen. Wir haben mit der Erweiterung der Polizeifachhochschule, dem Ersatzneubau der Oberschule und der geplanten Investition auf dem Flugplatz an mehreren Fronten gut zu tun. Unsere Verwaltung fährt seit zwölf Monaten Überlast und muss sich in der Bearbeitung auf das beschränken, was der Haushaltsplan vorgibt“, stellt die Bürgermeisterin klar.

Außerdem gebe es gerade in Uhsmannsdorf schon jetzt eine so umfangreiche kommunale Infrastruktur wie in keinem anderen Rothenburger Ortsteil. Und sie zählt ein paar Beispiele auf: Das Vereinsgebäude „Die Füchse“, das Haus des Arztes, die Kita „Gummistiefelchen“, der Spar-Markt, auch die denkmalgeschützte Trauerhalle – alles befinde sich in der Verantwortung der Stadt. „Zu behaupten, dass in Uhsmannsdorf nichts passiert, ist einfach falsch.“ Ein neues Bürgerzentrum zu schaffen sei keine Frage des Wollens, sondern des Könnens. Seit 2013 stehe das Projekt im Entwicklungskonzept der Stadt und ihrer Ortsteile. Im Moment werde am Haushaltsplan für 2018 gearbeitet. An erster Stelle stünden jedoch Pflichtaufgaben. „Wenn es gute Förderprogramme gibt, sind sicherlich auch freiwillige Leistungen wie das angesprochene Vorhaben zu realisieren“, stellt Heike Böhm die Unterschiede von Erfordernissen, Möglichkeiten und Wünschen dar.

André Berg soll nun erst einmal die Chance bekommen, an den nächsten Beratungen des technischen Ausschusses teilzunehmen und dabei im nicht öffentlichen Teil auch die Gespräche zum Bürgerzentrum von Uhsmannsdorf zu verfolgen.

Mit Blick auf zu erwartende Ergebnisse der Diskussionen stellt er jedoch einen weiteren Fakt in den Raum: „Der Stadtrat ist nicht nur für Rothenburg, sondern
auch für die Ortsteile zuständig. Von 4 800 Einwohnern leben lediglich 2 800 im Stadtgebiet. Bisher ist es beschämend, was da zum Wohle der Ortsteile veranstaltet wird.“