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Uhrenmarke Wolf hofft auf Neustart

Der frühere Geschäftsführer hat einen Investor gefunden. Ein neues Unternehmen wurde bereits in Glashütte gegründet.

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© Archivfoto: Kamprath

Von Maik Brückner

Glashütte. Die Pleite der Uhrenfirma C. H. Wolf sorgte in den letzten Monaten für einige Schlagzeilen. Nun werden offenbar weitere dazukommen. Dem früheren Geschäftsführer Jürgen Werner ist es gelungen, einen Investor für einen Neustart zu finden. Ganz überraschend kommt das nicht. Immer wieder hatte der gebürtige Franke erklärt, mit Investoren im Gespräch zu sein. Nun hat er einen gefunden. Werner selbst will sich noch nicht dazu äußern, um wen es sich bei dem Geldgeber handelt. Nach SZ-Informationen soll es ein wohlhabender Schweizer sein.

Er hat indes schon eine Firma gegründet, die das Erbe des Uhrenherstellers antreten soll: Der Name erinnert stark an den Vorgänger: CHW Glashütte GmbH. Diese ist in Glashütte bereits in Erscheinung getreten. Sie kaufte von Insolvenzverwalter Helgi Heumann die gesamte Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie die Markenrechte der Uhrenfirma C. H. Wolf GmbH. Der Preis, den die Firma angeboten hatte, sei annehmbar gewesen, sagt Heumann. Von daher habe er die Uhrmachertische und andere Utensilien, die der Uhrenfirma gehörten, verkauft. Die neue Firma zeigte sich auch an einigen restlichen Einzelteilen wie Zeigern interessiert, ergänzt Heumann. Auch die werde er verkaufen.

Die Einnahmen werden aber nicht reichen, um die Außenstände der Pleite-Firma zu begleichen. Heumann geht nach wie vor davon aus, dass die Gläubiger von ihren Forderungen weniger als zehn Prozent erhalten werden. Trotz des Verkaufs läuft das Insolvenzverfahren weiter. Heumann werde die Geschäftsvorgänge der letzten Jahre untersuchen, um darlegen zu können, wie es dazu gekommen ist, dass das Unternehmen in den letzten zwei Geschäftsjahren einen Fehlbetrag von fast 2,4 Millionen Euro erwirtschaftet hat. Heumann rechnet damit, dass er das Insolvenzverfahren in etwa einem Jahr abschließen kann.

Nicht nur in Glashütte ist man nun gespannt, mit welchen Produkten die neue Firma starten wird. Bis zur Einstellung der Produktion Ende Februar hatte die Firma C. H. Wolf Uhren mit ungewöhnlichen Materialien produziert. So kamen unter anderem die Langlauf-Skier von Olympia-Sieger Eric Frenzel zum Einsatz. Die Verwendung solcher Materialien haben aber dazugeführt, dass die Uhren nur in kleinsten Auflagen produziert werden können, sagte Heumann in einem früheren SZ-Gespräch. Und das sei das Problem gewesen. Die Entwicklungs- und Marketingkosten mussten auf wenige Uhren umgelegt werden, die dann zwischen 3 000 und 4 000 Euro verkauft wurden. Das sei zwar nicht so hoch angesetzt. Allerdings gebe es in diesem Preissegment wenig Käufer, die zudem stark umworben werden, sagte Heumann.

Nach Informationen der SZ will auch die neue Firma Uhren im gehobenen Preissegment anbieten. Jürgen Werner wollte sich dazu nicht äußern. Offen ist auch, wer die Uhren konzipieren wird. Die frühere Konstrukteurin von C. H. Wolf, Romy Küchenmeister, hat erst von der SZ von der Neugründung erfahren. Sie hatte bis zuletzt an einen Neustart geglaubt. Weil der nicht gelang, hat sie sich – so wie viele der ursprünglich 17 Mitarbeiter – nach einer neuen Arbeit umgeschaut.

Eines gilt als sicher: Auch die neue Uhrenfirma wird ihre Uhren in der Betriebsstätte auf der Glashütter Feldstraße produzieren. Diese gehört einer Holding, die nicht von der Insolvenz der Uhrenfirma betroffen war.