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Tschüss Boxberg

Ursula Noack aus Kreba-Neudorf wird künftig mehr Zeit fürs Schwimmen haben. Die Kitaleiterin geht in den Ruhestand.

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© André Schulze

Von Carla Mattern

Sollte mal jemand auf die Idee kommen, eine Chronik über die Kitas und Schulen von Boxberg zu schreiben, der kann sich freuen. Denn mit Ursula Noack gibt es eine Zeitzeugin, wie man sie sich besser nicht wünschen kann. Allerdings klingt es ganz schön ungewöhnlich, die Kreba-Neudorferin als Zeitzeugin zu bezeichnen. Schließlich steht die Frau mit beiden Beinen im Leben, landläufig denkt man bei Zeitzeugen eher an sehr viel ältere Menschen. Und alt ist die große sportliche Frau, die gerne schwimmt, beileibe nicht – na gut, höchstens aus Sicht von Kindern. Kurz vor dem Jahresende hat sie ihren 62. Geburtstag gefeiert.

Nichts Besonderes, sollte man meinen. Doch für Ursula Noack war es der letzte Geburtstag als Kita-Leiterin. In den nächsten anderthalb Jahren ist sie in der sogenannten Ruhephase der Altersteilzeit. Ihrem Kindergarten Bummi in Boxberg wird sie auch dann noch treu bleiben und sich ehrenamtlich um das Kassieren von Essengeld kümmern, bei Festen und Feiern helfen. Und ihre Nachfolgerin Christina Jurack könne auf sie zurückgreifen, falls sie das möchte. „Mit meiner Nachfolgerin bin ich voll auf einer Wellenlänge“, sagt die Kreba-Neudorferin. Viele Errungenschaften wie beispielsweise der Musikkreis, der Saunabesuch und die musikalische Früherziehung wird es weiter geben. Und natürlich wollen die Boxberger weiter mit ihren Fußballtalenten bei der Welpenliga in Weißwasser dabei sein.

Warum soll sich das auch ändern? Bewährtes und Beliebtes fortführen, das ist auch im Sinne des Bummi-Teams, ist sich Ursula Noack sicher. „Ohne mein Team wäre das alles nicht möglich gewesen“, sagt sie und berichtet von dem gemeinsamen Einsatz nach Feierabend, wenn beispielsweise der Kindergarten für die Adventszeit in ein Weihnachtswundermärchenland verwandelt wird. Begeistert erzählt die Kita-Leiterin davon. Sie führt das hohe Engagement aller Kita-Mitarbeiter auch darauf zurück, dass es immer ein offenes Ohr für alle Belange bei der Gemeindeverwaltung gibt. Ob es um Bauprojekte geht, um Unterstützung bei besonderen Festen oder eben auch dabei, dafür zu sorgen, dass genügend Erzieherinnen da sind, um nach dem gültigen Schlüssel Erzieher/Kinder in den Gruppen arbeiten zu können, beispielsweise Vor- und Nachbereitungszeit als Arbeitszeit gerechnet wird. Das ist nicht überall selbstverständlich. Um die knapp 150 Kinder kümmern sich etwa 15 Erzieher.

Ursula Noack war in ihrem mehr als 40-jährigen Berufsleben nie weg aus Boxberg. Am Sorbischen Institut für Lehrerbildung in Bautzen hat sie 1974 ihren Abschluss gemacht und direkt danach in der Kita Buratino als Kindergärtnerin begonnen. Das war damals hinter der ehemaligen Kaufhalle. Sie erlebte das Provisorium mit, als die Kinder in Wohnblöcken betreut wurden und war dabei, als die Kita Bummi gebaut und später saniert wurde. 1974 berief sie der damalige Kreis Weißwasser zur Kita-Leiterin, als die Verantwortung an die Gemeinde überging, bewarb sie sich und blieb Kita-Leiterin. Sie erlebte mit, als sehr viele Familien Boxberg verließen. Seit fünf, sechs Jahren geht es stetig bergauf. Aus 18 Krippenplätzen wurden mittlerweile 30, und für die Krippe gibt es eine Warteliste.

Viele ehemalige Kita-Kinder haben ihre eigenen Kinder zu Bummi gebracht. Ein Papa, dessen Tochter schon Viertklässlerin ist, wollte beim Mittagessen nur Quark ohne Streusel. Wenn Ursula Noack das heute erzählt lachen sie darüber, denn er meinte natürlich die Zwiebeln. Es gibt auch Eltern, die noch ihr Bücher aus Kita-Zeiten haben, in denen Bilder und Fotos gesammelt wurden. Das freut Ursula Noack sehr.

Ein bisschen wehmütig klingt dagegen der Reichwalder Torben aus der Vorschulgruppe. Er weiß von seiner Mama, dass Frau Noack bald zu Hause bleibt und wünscht sich, dass sie weiter mit zum Fußball fährt. Klara aus Lippen gefällt, dass die Kita-Leiterin immer allen geholfen hat, wenn es einen Notfall gab. Maja aus Boxberg ist sechs, wie die beiden anderen Vorschulkinder, und sie hat einen Plan, wenn es um den Abschied von der Kita-Chefin geht: „Da feiern wir ein Überraschungsfest mit ihr und ich drücke sie einfach.“