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Tschechiens erste Generalin

Lenka Smerdova behauptet sich in der Männerwelt. Doch sie ist keineswegs die einzige Frau in der Berufsarmee.

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© picture alliance / sulova kateri

Von Hans-Jörg Schmidt, SZ-Korrespondent in Prag

Auf der Straße oder im Supermarkt würde sich Lenka Smerdova kaum von anderen tschechischen Frauen unterscheiden. Wenn man sie denn dort in Zivil anträfe. Am Jahrestag des Sieges über den Faschismus war die hübsche Brünette inmitten der geehrten Armeeangehörigen auf der Prager Burg nicht zu übersehen. Kunststück: Sie war dort die einzige Frau in Generalsuniform.

Präsident Milos Zeman widmete ihr bei der Beförderung denn auch ein spezielles Lächeln. Die frisch gebackene Brigadegeneralin nahm Haltung an: „Ich diene dem Vaterland!“ Beim anschließenden Glas Sekt mit dem Präsidenten lächelte die 52-jährige höchstrangige tschechische Armeeangehörige dann aber auch. Da war der Stress von ihr abgefallen.

Lenka Smerdova ist die erste von vier Frauen im Range eines Oberst, die es bislang in der tschechischen Armee bis zum ersten Generalsrang gebracht hat. Seit 1984 dient sie bei der „Truppe“. Die damalige tschechoslowakische Armee war damals noch eine Wehrpflichtarmee. 2005 machte Tschechien daraus eine Berufsarmee.

Für Lenka Smerdova änderte sich damit eine Menge. Sie war von Beginn an für die Anwerbung von Soldaten zuständig. Das bekam mit dem Übergang zu einer Berufsarmee einen neuen Stellenwert, weil die Armee jetzt Nachwuchs suchen musste. „Anfangs war die Armee für jene verlockend, die Probleme beim Einstieg ins Berufsleben hatten. Heute aber hat unser Land EU-weit die niedrigste Arbeitslosenrate“, erinnert die Generalin.“ 2 000 Neue braucht die Armee jedes Jahr. Kein leichter Job, fischen doch auch Polizei oder Berufsfeuerwehr im selben Teich. Inhaltlich hat sich für sie die Arbeit dennoch kaum verändert. „Ich mochte immer mit jungen Menschen arbeiten“, erzählt sie, während sie stolz die neuen Dienstmützen vom Schiffchen über das Barett bis zu der für die Paradeuniform vorzeigt.

Lenka Smerdova ist beileibe nicht die einzige Frau in Uniform. „Von den 21 000 Soldaten in Tschechien sind knapp 3 000 Frauen“, sagt Generalstabschef Josef Becvar. „Die Armee ist längst keine Männerwelt mehr.“