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Tonnenwechsel wird richtig teuer

Die neuen Mülltonnen sind wenige Zentimeter zu groß für die Boxen der WGR. Deren Umbau kostet 400 000 Euro.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Wer im Neubaublock wohnt, zahlt ungern für den Abfall der Nachbarn mit. Deshalb hat man sich bei der Wohnungsgesellschaft Riesa (WGR) schon in den 90ern dazu entschieden, nach und nach moderne Müllschleusen in die Wohngebiete zu stellen. Da werden die Müllgebühren nicht mehr – wie anderswo noch heute üblich – einfach nach Quadratmetern auf die Mieter umgelegt. Stattdessen zahlt jeder Mieter nur den Müll, den er in die Tonnen vor dem Haus wirft: Denn dort öffnen sich die Klappen an den Müll-Einhausungen nur, wenn man zuvor einen speziellen Chip angehalten hat.

Die Elektronik im Kasten zählt, wie oft sie ein Mieter geöffnet hat – und berechnet so, wie die Müllkosten auf die Bewohner eines Hauses umgelegt werden. Der wenig überraschende Effekt: „Die Leute sortieren seitdem ihren Müll sehr gut“, sagte WGR-Chef Roland Ledwa beim jüngsten jährlichen Pressegespräch des städtischen Unternehmens. „Wir haben in Riesa mittlerweile ein niedrigeres Müllaufkommen als anderswo.“ Klingt logisch: Wer weiß, dass jeder volle Müllsack erfasst wird, macht sich eher die Mühe, Altglas oder Pizzakartons vorher zu sortieren und in die dafür vorgesehenen Wertstoffcontainer zu werfen.

Weil es natürlich auch unter Mietern schwarze Schafe gibt, die ihren Müll möglicherweise in öffentliche Papierkörbe stopfen würden, zahlt jeder Mieter eine gewisse Mindestmüllmenge – auch wenn er seinen Chip nie einsetzt: Das soll die Bewohner von solchen Methoden abhalten.

Insgesamt funktioniert das System seitdem sehr gut. Bis jetzt. Denn zuletzt hatte der Abfallzweckverband ZAOE angekündigt, dass er sich neue Mülltonnen anschafft. „Die sind aber zehn Zentimeter höher als die alten und passen nicht mehr in unsere Behausungen“, sagt WGR-Chef Roland Ledwa. Deshalb muss die WGR seit dem vergangenen Sommer Stück für Stück alle Müllsammelplätze abbauen und erneuern. Spätestens im September 2018 sollen die neuen Tonnen kommen.

Insgesamt koste die Umrüstung der Müllsammelstandorte rund 400 000 Euro, sagt Ledwa. Trotz „intensiver Gespräche“ beteiligte sich der ZAOE nicht an diesen Kosten – sodass sie beim Vermieter hängen bleiben. Immerhin würden sich die neuen Boxen komplett fernsteuern lassen und rund um die Uhr online den Füllstand an die Entsorgungsfirma melden. Und die Mieter könnten ihre Müllchips weiter nutzen. Beim ZAOE konnte man Fragen der SZ dazu am Montag nicht beantworten: Der Chef und mehrere Mitarbeiter seien in München – dort finde gerade die wichtigste Messe für die Abfallwirtschaft statt.