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Toleranz ist kinderleicht

Grundschüler haben sich eine Woche lang mit Demokratie und Toleranz beschäftigt. Und zwar fast ganz nebenbei.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Waldheim. Wer kein geübter Artist ist, dem fällt das Balancieren auf einem Gummiball schwer. Hilfestellung ist notwendig. Das haben die Hortkinder der Waldheimer Schulbergstrolche getestet. Vertrauen, dass die anderen einen festhalten, ist dabei wichtig. Darin sind sich die Sieben- bis Zwölfjährigen einig. „Mit dieser Denkweise haben wir eine Ziel unserer Projektwoche erreicht“, so Hortnerin Ina Peksen.

Die vergangenen Tage standen ganz im Zeichen der Aktion „Toleranz ist ein Kinderspiel“. Mit spielerischen und kreativen Methoden soll das Gemeinschaftsgefühl der Kinder gestärkt werden. Dafür hat sich der Hort, der vom Deutschen Kinderschutzbund Döbeln betrieben wird, Hilfe vom Treibhausverein Döbeln und der Initiative „Zirkomania“ geholt.

Zu jung, um zu begreifen, was Demokratie und Toleranz sind, seien die Grundschulkinder nicht. Im Gegenteil. Es sei genau das richtige Alter, um die Grundlagen zu legen. „Streit gehört zur Lebenswelt der Kinder, ob das nun eine verbale Auseinandersetzung oder eine Schubserei an der Bushaltestelle ist“, so Ina Peksen. In kleinen Gruppen haben die insgesamt etwa 40 Kinder gelernt, auf sich und andere zu achten. „So haben wir sichergestellt, dass jedes Kind gehört wird und selbst zu Wort kommt, sich traut. In einer ganz großen Gruppe wäre das nicht möglich gewesen“, so die Hortnerin. Gemeinsam mit zwei Kollegen hat sie den Kindern zur Seite gestanden, sie angeleitet – aber sie eben auch einfach mal machen lassen. „Es ist schön zu sehen, dass die Mädchen und Jungen im Verlauf der Woche offener und selbstbewusster geworden sind“, sagt Ina Peksen.

Für die Erzieher selbst war solch ein Projekt Neuland und ebenfalls aufregend, wie sie sagt. „Wir haben uns Anfang des Jahres beim Landkreis um Fördergeld beworben und den Projektvorschlag beim Aktionsplan ,Toleranz ist ein Kinderspiel’ eingereicht“, sagt sie. Unter zahlreichen Bewerbern wurde die Initiative der Schulbergstrolche als eine von 26 ausgewählt. Dafür gibt der Landkreis Geld, maximal 7 500 Euro. Der Kinderschutzbund als Träger muss einen Eigenanteil von fünf Prozent beisteuern. „Wir sind das einzige geförderte Projekt, das bereits im Grundschulalter ansetzt“, so Ina Peksen.

Seit 2015 gibt es den Aktionsplan „Toleranz ist ein Kinderspiel“, der mit Geldern von Bund, Land und Kreis finanziert wird. Koordiniert wird er von der Stabsstelle Extremismusbekämpfung des Landratsamtes Mittelsachsen. Deren Ziel: Prävention durch Aufklärung.

Bei den Waldheimer Jungen und Mädchen sei dies gelungen. Da ist sich Hortnerin Ina Peksen sicher. „Der Aha-Moment war zu sehen, als sie sich in einem selbst entwickelten Theaterstück bewusst geworden sind, welche Konsequenzen ihr Handeln hat, wie sie bei Streit einschreiten können. Und was passiert, wenn sie es nicht tun“, erklärt sie. Auf spielerische Weise haben die Schulbergstrolche Konfliktbewältigungsstrategien, demokratisches Miteinander und Mitbestimmung am eigenen Leib erfahren und auf diese Weise verinnerlicht, meint Organisatorin Ina Peksen.