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Straßenmusiker spielen wo und wie sie wollen

An die neuen Regeln halten sich längst nicht alle Bands. Vor allem in der Innenstadt gibt es nach wie vor Probleme.

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© René Meinig

Von Julia Vollmer

Bernd Junkersdorf ist genervt. Jeden Tag spielen Straßenmusiker vor den Türen seiner Praxis auf der Prager Straße. Doch an die Regeln, die der Stadtrat im vergangenen Jahr dafür beschlossen hat, halten sich dabei viele Künstler nicht. „Viele spielen wo sie wollen, wann sie wollen, so lange sie wollen und nicht zuletzt so laut sie wollen“, beschwert sich der Mediziner.

So wie Junkersdorf geht es vielen Anwohnern und Händlern auf der Prager Straße. Gerade dort halten sich viele Stadtmusikanten nicht an die neuen Regeln. Das bestätigt auch das Ordnungsamt. Nur 30 Minuten an einem Ort, nur mit Anmeldung: Seit dem 14. Juli 2017 gilt die neue Satzung für die Straßenkünstler in Dresden. Die Stadtmusikanten können ganztags von 9.30 bis 22 Uhr in der Innenstadt auftreten. Die Künstler dürfen jeweils nur einmal am Tag pro Ort spielen. In diesem Jahr erwischte das Ordnungsamt schon 54 Musiker, die sich nicht an die neue Verordnung hielten. Die meisten davon auf der Prager Straße. 18 davon spielten ohne Erlaubnis, 17 außerhalb der erlaubten Bereiche, der Rest in verbotenen Zeiten. Es gab einen Platzverweis. Insgesamt sei die Beschwerdelage beim Ordnungsamt und im Straßen- und Tiefbauamt aber rückläufig. Allerdings gehen über die Führungs- und Einsatzzentrale des Ordnungsamtes immer wieder Beschwerden ein, dass insbesondere auf der Prager Straße teilweise die gleichen Musiker zu mehreren Spielzeiten am Tag spielen. Theoretisch dürfte das nicht vorkommen, da die Spielbereiche je nach Jahreszeitraum nur ein oder zweimal täglich bespielt werden dürfen. „Das Ordnungsamt hat das Straßen- und Tiefbauamt auf diese Beobachtung hingewiesen, sodass die Überprüfung der App und die Behebung von Fehlern beim Eigenbetrieb IT-Dienstleistungen veranlasst wurde“, so Hofmann. Ein weiterer Beschwerdegrund sei die vermeintliche Lärmbelästigung durch Straßenmusik. Doch dafür gibt es in der Satzung Straßenkunst keine Regeln. Auch nicht für die Verstärkeranlagen. Diese sind uneingeschränkt erlaubt, daher greift das Ordnungsamt auch nicht ein.

Genau diese Verstärker und die teilsweise extreme Lautstärke störten auch den Reproduktionsmediziner Bernd Junkersdorf in seiner Praxis. „Wir müssen alle Fenster geschlossen halten. Patientengespräche in Disko-Atmosphäre sind nicht sehr beliebt“ sagt er. Vor allem, da seine Patienten in einer sensiblen Lage seien.