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Stelldichein der Patrioten

Lutz Bachmann stellt die Vertrauensfrage bei Pegida - und initiiert nebenbei eine zweite Abstimmung. Zeitgleich sind auch Mitglieder der Bewegung „Festung Europa“ in Dresden unterwegs.

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© dpa

Der seit Wochen andauernde Streit zwischen Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann und Siegfried Däbritz auf der einen und Ex-Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling und Edwin „Ed“ Wagensveld auf der anderen Seite erreichte am Montag einen neuen Höhepunkt. Erfolgte der verbale Schlagabtausch bisher stets auf Facebook, wurde nun auch auf der Straße ausgeteilt.

Pegida hatte seine Kundgebung am Wiener Platz noch gar nicht gestartet, da marschierte Festerling mit etwa 50 Anhängern ihrer „Festung-Europa“-Bewegung am Hauptbahnhof entlang und machte wie zuvor angekündigt unter dem Motto „100 Prozent Ja zu Pegida, Nein zu Bachmann und Däbritz“ auf vermeintlichen Betrug und persönliche Bereicherung bei den Pegida-Anführern aufmerksam.

Bachmann hatte schon versprochen, am Montagabend seinen Anhängern die Vertrauensfrage zu stellen. Die Kundgebungsteilnehmer stimmten schließlich per Handzeichen mehrheitlich für den Verbleib von Bachmann und Däbritz im sogenannten Orga-Team. Online-Zuschauer sahen davon nichts, denn just zur Abstimmungszeit fiel der Livestream aus. Und Bachmann legte nach: Da auch er bei der Gründung von Festerlings „Festung-Europa“ beteiligt war, stellte er seinem Publikum die Frage, ob Festerling noch Sprecherin der Bewegung bleiben solle. Das Publikum stimmte gegen die ehemalige Pegida-Frontfrau, was aber wohl keine Konsequenzen haben wird. Festerling-Anhänger riefen derweil „Lügenlutz“ vom Rand der Kundgebung.

Pegida und Ex-Pegida

Solche Bilder gab es bei Pegida-Demonstrationen bislang nicht.
Solche Bilder gab es bei Pegida-Demonstrationen bislang nicht.
Der Streit zwischen Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann und Siegfried Däbritz auf der einen und Ex-Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling (Foto) und Edwin „Ed“ Wagensveld auf der anderen Seite erreichte einen neuen Höhepunkt.
Der Streit zwischen Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann und Siegfried Däbritz auf der einen und Ex-Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling (Foto) und Edwin „Ed“ Wagensveld auf der anderen Seite erreichte einen neuen Höhepunkt.
Erfolgte der verbale Schlagabtausch bisher stets auf Facebook, wurde nun auch auf der Straße ausgeteilt.
Erfolgte der verbale Schlagabtausch bisher stets auf Facebook, wurde nun auch auf der Straße ausgeteilt.
Pegida hatte seine Kundgebung am Wiener Platz noch gar nicht gestartet, da marschierte Festerling mit etwa 50 Anhängern ihrer „Festung-Europa“-Bewegung am Hauptbahnhof entlang.
Pegida hatte seine Kundgebung am Wiener Platz noch gar nicht gestartet, da marschierte Festerling mit etwa 50 Anhängern ihrer „Festung-Europa“-Bewegung am Hauptbahnhof entlang.
Bachmann hatte schon vor der Veranstaltung versprochen, seinen Anhängern die Vertrauensfrage zu stellen.
Bachmann hatte schon vor der Veranstaltung versprochen, seinen Anhängern die Vertrauensfrage zu stellen.
Die Kundgebungsteilnehmer stimmten schließlich per Handzeichen mehrheitlich für den Verbleib von Bachmann und Däbritz im sogenannten Orga-Team.
Die Kundgebungsteilnehmer stimmten schließlich per Handzeichen mehrheitlich für den Verbleib von Bachmann und Däbritz im sogenannten Orga-Team.
Später wurde durch die Innenstadt "spaziert."
Später wurde durch die Innenstadt "spaziert."
Gegendemonstranten blockierten kurzzeitig die Prager Straße.
Gegendemonstranten blockierten kurzzeitig die Prager Straße.
Die Polizei räumte, Augenzeugen berichteten von teils hartem Vorgehen.
Die Polizei räumte, Augenzeugen berichteten von teils hartem Vorgehen.
Ebenfalls auf der Prager Straße hatte sich Festerlings "Festung Europa" postiert. Hier wurde "Lügenlutz" in Richtung der vorbeiziehenden Pegida-Demonstranten gerufen.
Ebenfalls auf der Prager Straße hatte sich Festerlings "Festung Europa" postiert. Hier wurde "Lügenlutz" in Richtung der vorbeiziehenden Pegida-Demonstranten gerufen.
Offen bleibt, ob die Intensität der öffentlichen Auseinandersetzung zwischen Pegida und „Festung Europa“ nun nachlässt.
Offen bleibt, ob die Intensität der öffentlichen Auseinandersetzung zwischen Pegida und „Festung Europa“ nun nachlässt.

Der sichtlich aufgebrachte Bachmann versicherte schließlich noch an Eides statt, dass er sich nicht an Spenden bereichert und niemals Vermögen von Pegida veruntreut habe. Auf der Bühne nahm er auch Stellung zu seinem Leben auf Teneriffa. Er arbeite nur auf der spanischen Ferieninsel, alles andere sei nicht von Interesse: „Mein Privatleben geht euch einen Scheißdreck an“, sagte er.

Am Ende seiner Rede machte Bachmann dann noch auf die geplante Demonstration am 3. Oktober aufmerksam. Man werde sich am Busbahnhof Ammonstraße treffen, um dann zur Lingnerallee zu laufen, wo eine Kundgebung stattfinden solle. Das Geschehen am Tag der Deutschen Einheit ist auch der Hintergrund des erbitterten Streits zwischen Bachmann und Festerling: Sowohl „Festung Europa“ wie auch Pegida haben am 3. Oktober zu Demonstrationen aufgerufen - und zwar zur gleichen Zeit. Anhänger beider Lager warfen sich seit Langem vor, damit die Bewegung zu spalten.

Beim sogenannten „Spaziergang“ durch die Innenstadt, an dem sich laut der Studenteninitiative „Durchgezählt“ zwischen 2 500 und 2 900 Menschen beteiligten, blockierten Gegendemonstranten kurzzeitig die Prager Straße. Die Polizei verschaffte den Pegida-Teilnehmern Platz, Augenzeugen berichten von teils hartem Vorgehen der Beamten. Auch unweit des Hauptbahnhofs warteten schon die Gegner Bachmanns. Hier hatten einige Dutzend „Festung Europa“-Anhänger Stellung bezogen und riefen „Lügenlutz“.

Zu guter Letzt stand Siegfried Däbritz auf der Bühne, der zuerst das Gerücht entkräftete, im Besitz einer Greencard für die USA zu sein. Anschließend machte er aus seiner Sympathie zur AfD Thüringen keinen Hehl und verlas einige Zeilen, die er bereits in der vergangenen Woche bei einer AfD-Demo mit Björn Höcke und anderen Parteigrößen in Erfurt sagte. Inhaltlich blieb Däbritz bei Altbewährtem, es drehte sich alles wie üblich um die Flüchtlingspolitik, „Filz“ in Berlin und eben die AfD, die man „selbstverständlich“ unterstütze. Es folgten weitere Hinweise auf das Geschehen am 3. Oktober, bevor „unsere Ramona“ die Nationalhymne sang - wie immer der Schlussakt bei Pegida.

Offen bleibt, ob die Intensität der öffentlichen Auseinandersetzung zwischen Pegida und „Festung Europa“ nun nachlässt. Für den Dienstag hat Edvin Wagensveld schon vor Tagen auf Facebook angekündigt, in Chemnitz „Klartext zu reden.“ Versehen wurde der Post mit dem Hashtag #LutzBachmannMachtPegidaZurParodie. (szo)