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Stadt will Supermarkt an der Dohnaer verhindern

Um den Handel in den Dresdner Stadtteilzentren zu schützen, greift die Verwaltung nun zu einem besonderen Mittel.

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© René Meinig

Von Nora Domschke

Dresden. Wie kompliziert es für die Stadtverwaltung ist, in Pläne von Investoren einzugreifen, zeigt ein Beispiel aus Prohlis. An der Ecke von Dohnaer und Tornaer Straße will eine Handelskette einen neuen Supermarkt bauen. Mit rund 3 000 Quadratmeter Verkaufsfläche dazu noch einen recht großen. Weil die Stadt durch das zusätzliche Angebot negative Auswirkungen auf nahe gelegene Einkaufsmöglichkeiten befürchtet, will sie die Neuansiedlung verhindern.

Zwar hat die Verwaltung in einem Bebauungsplan bereits ihre Ziele für das Areal südlich der Dohnaer Straße formuliert – der ist allerdings noch nicht beschlossen. Damit dort in der Zwischenzeit niemand bauen kann, will die Stadt eine sogenannte Veränderungssperre für das Gebiet verhängen. „Das ist einer der härtesten Eingriffe, die der Stadt möglich sind“, erklärt Stadtplaner Uwe Böbst in der letzten Sitzung des Ortsbeirates Prohlis. Diese Sperre gilt zunächst für die kommenden zwei Jahre und soll der Verwaltung Luft verschaffen.

Dass ein neuer Supermarkt an dieser Stelle verhindert werden soll, ist schon seit vergangenem Jahr bekannt. Anfang 2017 hatte ein Handelskonzern signalisiert, auf dem Grundstück bauen zu wollen. Daraufhin entschieden die Stadtplaner, einen Bebauungsplan aufzustellen, der die Art der Bebauung auf dem Eckgrundstück neu definiert. Im Ortsbeirat und auch bei einem der Grundstückseigentümer trafen die Pläne der Verwaltung aber nicht nur auf Zustimmung.

Zwar lehnten alle Beteiligten einen weiteren Supermarkt ab. Für Kritik sorgte allerdings der städtische Plan, das Areal künftig ausschließlich für gewerbliche Nutzung zuzulassen. Damit wollten die Stadtplaner auf die anhaltend hohe Nachfrage von Firmen nach entsprechenden Flächen reagieren. Damit hatte insbesondere die Wohnungsgenossenschaft Glückauf Süd (WGS) ihre Probleme. Als die Stadt ihre Pläne Ende Mai 2017 im Ortsbeirat vorstellte, wusste WGS-Vorstandsmitglied Christoph Menzel noch nichts davon. Der Genossenschaft gehört das Garagengrundstück, das von der Tornaer Straße aus zugänglich ist. Perspektivisch will die WGS dort Wohnungen bauen. Mittlerweile hat es Gespräche mit der Stadt gegeben, bestätigte Menzel in diesem Januar gegenüber der SZ. Stadtplaner Uwe Böbst erklärt im Ortsbeirat, dass direkt an der Dohnaer Straße weiterhin nur Gewerbe gewünscht sei. Im Bereich der Garagen sei aber eine Wohnbebauung möglich. Mit der Veränderungssperre für die nächsten zwei Jahre sei die Genossenschaft aber einverstanden.

Mit dem vorläufigen Bauverbot will die Stadt eine Fehlentwicklung in diesem Gebiet verhindern. Im Fokus liegen dabei weniger die großen Einkaufsmärkte an der Dohnaer Straße. Diese mussten sich an der stark befahrenen Magistrale keine Sorgen um zu wenige Kunden machen. Schützenswert sind hingegen die Geschäfte in den Wohngebieten. Als Beispiel führt Böbst das Stadtteilzentrum in Leubnitz-Neuostra an, das sich gut einen Kilometer weit weg befindet. An der Ecke von Spitzwegstraße und der Straße Neuostra gibt es einen Penny- und einen Konsummarkt sowie einen Friseur. Aber auch die Läden im Prohliszentrum an der Prohliser Allee, rund 900 Meter entfernt, sowie im Otto-Dix-Center an der Reicker Straße müssten um Kunden kämpfen. Ein weiterer Supermarkt an der Dohnaer Straße würde die Situation verschärfen, sind sich die Stadtplaner sicher. Das haben Untersuchungen zu den Auswirkungen auf den Einzelhandel in diesem Gebiet ergeben.

Die Prohliser Ortsbeiräte haben der Veränderungssperre zugestimmt. Ende April wird sich der Bauausschuss mit dem Thema befassen, bevor im Mai der Stadtrat darüber entscheidet. Der eigentliche Bebauungsplan, in dem unter anderem festgelegt werden soll, für welche Art von Gewerbe das gut drei Hektar große Areal zur Verfügung gestellt werden darf, ist Sache des Bauausschusses. Derzeit befinden sich dort ein Autohändler, ein Kfz-Reparaturservice und ein Mietdepot für Baufahrzeuge.