Merken

Sprüche, Aufkleber, Farbbomben

Ein Pieschener sorgt sich um linke Kriminalität im Viertel. Berechtigt?

Teilen
Folgen
NEU!
© privat

Von Sarah Grundmann

Der Schriftzug „Nazis Boxen“, daneben ein Anarchie-Zeichen. Nicht nur an der Rehefelder/Mohnstraße sind Graffiti zu finden, die dem linken Spektrum zugeordnet werden können. Ein Anwohner beobachtet die Entwicklung im Ortsamt Pieschen mit Sorge. „Schon seit längerer Zeit häufen sich linke Umtriebe, die vom Zupflastern von Verkehrsschildern und Laternenpfählen an nahezu jeder Ecke bis zu Farbschmierereien von linksradikalen Parolen und Symbolen an Häuserwänden reichen und im feigen Anschlag mit roter Farbe auf das Polizeirevier gipfelten“, sagt der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Polizeihauptkommissar Enrico Lange kann allerdings Entwarnung geben. „Der Ortsamtsbereich Pieschen ist aus polizeilicher Sicht kein ’Hot-Spot‘ linksmotivierter Straftaten. Die absoluten Zahlen entsprechend zuzuordnender Graffiti bewegen sich jährlich im niedrigen einstelligen Bereich“, so Lange. Die Anzahl der Graffiti schwankt zwar etwas, ist aber auch relativ gering: 2014 wurden mit 178 die meisten Schmierereien gesichtet, im vergangenen Jahr waren es 142. Zum Vergleich: In der Neustadt werden jährlich um die 500 Graffiti zur Anzeige gebracht. Zu den aktuellen Zahlen kann Lange noch nichts sagen. „Sie werden sich jedoch in der Größenordnung der Vorjahre bewegen“, schätzt der Hauptkommissar ein. Ein Problem ist hingegen die Suche nach den Tätern. So wurden im Jahr 2016 nur 15 der 142 Taten aufgeklärt.

„Die Polizei achtet im Rahmen ihrer Streifen auf derartige Delikte. Verdächtige Personen werden kontrolliert, mögliche Tatmittel sichergestellt“ so Lange. Geschädigte bekommen Tipps. „Hier sei darauf hingewiesen, dass ein nicht entferntes Graffito oft weitere Täter anzieht. Wir drängen also auf eine schnelle Entfernung. Auch Fassadenbegrünung ist ein geeignetes Verhinderungsmittel“, sagt der Beamte.

Den Nutzen sogenannter Legal plains – Flächen, die Sprayern zur Verfügung gestellt werden – bezweifelt die Polizei hingegen. „Der Effekt ist nicht messbar. Allerdings beobachten wir, dass sich im Umfeld oftmals weitere, illegale Graffiti ansiedeln“, so Lange. Denn für viele Künstler liege der Reiz gerade im Verbotenen. Wer erwischt wird, muss meist Geldstrafen zahlen. Es kann aber auch eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren fällig werden.

Der Farbanschlag auf das Polizeirevier an der Markusstraße Anfang Juli ist indes noch nicht aufgeklärt. Hierzu hatten sich G-20-Gegner in einem Schreiben bekannt. „Dieser Hinweis findet auch bei uns Beachtung“, so Lange. Die Ermittlungen habe das Dezernat Staatsschutz übernommen.