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Fabrik-Abriss steht unter Beobachtung

Die Kinder aus der Kita Tierhäuschen schauen jeden Tag nach den Bauarbeiten. Richtig spannend wird es aber erst noch.

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© André Braun

Von Frank Korn

Waldheim. Seit Anfang des Monats läuft der Abriss der ehemaligen Spindelfabrik in Waldheim. Die Mitarbeiter der Lengenfelder Recycling und Abbruch GmbH begannen zunächst im hinteren Bereich mit dem Abriss von Nebengebäuden. Der Fortschritt ist deutlich sichtbar, dennoch wird es nach Auskunft von Geschäftsführer Frank Dotzauer noch zwei Wochen dauern, ehe das Hauptgebäude abgerissen werden kann. Die Straße An der Zschopau müsse ab dieser Woche gesperrt werden, informiert Dotzauer. Der Rückbau des Fabrikgebäudes und die Revitalisierung der Fläche kosten etwa 183 000 Euro.

Der abgelagerte Müll im Keller der Spindelfabrik muss per Hand beräumt werden.
Der abgelagerte Müll im Keller der Spindelfabrik muss per Hand beräumt werden. © Frank Korn

Am Montag wurde begonnen, das Hauptgebäude zu entkernen. Das bedeutet, dass die Arbeiter jede Menge Müll aus dem Keller der Fabrik schaffen müssen. Die Bandbreite dieser Hinterlassenschaften ist vielfältig. Elektroschrott, Farbkanister, Toilettendeckel, alte Reifen, Gartenstühle, Fußabtreter und Müllsäcke sind nur einige Beispiele. Von einem Eingang aus bietet sich ein Blick ins Innere, der ahnen lässt, was da auf die Arbeiter zukommt.

Aufmerksam beobachtet werden die Bauarbeiter von den Kindern aus der Kindertagesstätte Tierhäuschen, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindet. „Für die Kinder ist es faszinierend, wie der Abriss vonstattengeht“, sagt Kita-Leiterin Ines Hebenstreit. Sie verfolgen die Arbeiten entweder vom Zaun oder auch von der Straße aus. Noch besser ist die Aussicht von einem Fenster im oberen Stockwerk der Kita. „Da finden sich schon am Morgen die Interessierten ein“, sagt Ines Hebenstreit mit einem Schmunzeln. Bisher seien nur kleinere Bagger zum Einsatz gekommen. „Die Kinder warten schon mit Spannung auf den großen Bagger, der das Hauptgebäude abreißen soll“, sagt Ines Hebenstreit.

Auch die Müllberge, die aus dem Inneren der Spindelfabrik geborgen werden, werden von den Kindern registriert. „Der Müll stinkt“, stellt eines der Kinder fest. Für die Erzieherinnen ist das eine gute Gelegenheit, die Kinder für den Umweltschutz zu sensibilisieren. „Die Kinder ziehen da auch ihre eigenen Schlussfolgerungen“, so Hebenstreit.

In den 1990er-Jahren hatte die Treuhand den Betrieb abgewickelt, das Gebäude fand einen neuen Besitzer im US-amerikanischen Texas. Ende der 90er-Jahre habe sich aber abgezeichnet, dass es unter den neuen Eigentümern keine künftige Nutzung geben werde, so Bürgermeister Steffen Ernst (FDP). In der Industriebrache hat es mehrfach gebrannt, die Ruine wurde als Müllkippe missbraucht, Vandalismus und nötige Absperrungen folgten. Der Kontakt zu den amerikanischen Besitzern war inzwischen vollkommen abgerissen. Bereits aufgelaufene Kostenforderungen für die Absicherung der Brache liefen ins Leere. Erst im Jahr 2016 gelang es durch private Bemühungen, die Besitzer zu erreichen. Die Stadt kaufte das Areal zurück, der bürokratische Prozess für den Abriss konnte beginnen. Es mussten zunächst ein Bodengutachten und im vergangenen Jahr schließlich noch ein Artenschutzgutachten angefertigt werden, denn mit dem Einzug von Turmfalken, Wildbienen und Fledermäusen hatte sich die Natur das Gebäude bereits teilweise zurückerobert. Das Gutachten ergab aber, dass zu diesem Zeitpunkt keine der Arten angetroffen wurde.