Merken

Spielzeit mit Spezialeffekten

Die Landesbühnen warten bis zum Sommer mit 26 Premieren auf. Viele für ein junges Publikum – das anspruchsvollste.

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Ulrike Keller

Gruselige Gestalten schleichen auf die Bühne, umzingeln den Moderator. Im Hintergrund wächst ein riesiger Mond heran. Wo soeben noch ein düsteres Schloss stand, es hell blitzte und voluminös donnerte, funkeln nun die Sterne am unendlichen Nachthimmel. Die Gerippe setzen zum Moonwalk an.

Als erste Premiere der neuen Spielzeit war „Ladsch und Bommel gehen ins Theater“ zu erleben.
Als erste Premiere der neuen Spielzeit war „Ladsch und Bommel gehen ins Theater“ zu erleben. © Norbert Millauer

Modernste Technik im Einsatz bei den Landesbühnen Sachsen. Die 200 Scheinwerfer gehören zur Grundausstattung eines kleinen Theaters, sagt der Technische Direktor Stephan Aleith. Aber in Sachen Videotechnik könne es sich durchaus mit den großen Häusern messen. Immerhin gibt es in der Abteilung Beleuchtung extra einen Videotechniker, der die Effekte erstellt, schneidet und die Beamer einmisst.

Von diesen Projektoren elektronischer Bilder kommen gerade bei vielen Märchen gleich mehrere zum Einsatz. „Kinder sind unser anspruchsvollstes Publikum“, erzählt Stephan Aleith am Sonnabend dem vollen Saal beim Theaterfest.

Zur Eröffnung der neuen Spielzeit wollen die Landesbühnen Sachsen auch dieses Jahr neugierig auf den Spielplan machen. Dabei gestatten sie Blicke in verborgene Winkel und hinter die Kulissen.

Die Technik-Bühnen-Show auf der Hauptbühne zeigt den Reichtum möglicher Effekte am Beispiel des Märchens „Von einem, der auszog, das Gruseln zu lernen“. Dazu gehört der Einsatz von Pyrotechnik. „Wir haben auch echtes Feuer“, erklärt der Technische Direktor. „Das muss hinter dem Schutzvorhang stehen. Da sind einige Vorschriften einzuhalten.“ Zusätzlich hält sich die Feuerwehr vor Ort bereit.

Oder man nehme eindrucksvolle Spielereien mit dem Ton. Steffen Pietsch lässt einen gewaltigen Herbststurm aufkommen, mit pfeifendem Wind und Nebel.

An anderer Stelle miauen tanzende Katzenfiguren exakt wie die tierischen Originale. „Das haben sie aber gut nachgemacht“, flüstert ein Pensionär aus Klipphausen seiner Frau zu. Das Paar ging früher regelmäßig ins Theater und möchte daran wieder anknüpfen. „Die Semperoper kann man sich als normaler Rentner nicht leisten“, erzählen sie. Aber die Angebote in Meißen und Radebeul wollen sie stärker nutzen. Und dieser Vorsatz hat sie zum Theaterfest der Landesbühnen geführt.

Die bunte Veranstaltung ist für die ganze Familie ausgelegt. „Wir sind ein Theater für alle“, sagt Steffen Pietsch, der das Junge Studio leitet. „Es geht bei uns schon ab zwei Jahren los.“ In der Werkstatt des Jungen Studios – neben der Theaterkneipe – erleben Knirpse mit ihren Eltern und Großeltern Episoden aus „Lausch mal, was da hüpft“, jenem Stück der Landesbühnen für die Allerkleinsten. Dieses Musik-Tanz-Erlebnis führen die beiden Darstellerinnen, die zugleich Sängerinnen, Musikerinnen und Tänzerinnen sind, seit Kurzem in Kitas auf.

„Möchte jemand mittanzen?“, muss im Ballettsaal nicht zweimal gefragt werden. „Wir versuchen, die Arme als Flügel zu benutzen“, instruiert Choreografin Wencke Kriemer de Matos und macht es den jungen Gästen mit eleganten Bewegungen vor. Sie und eine Tänzerin stellen Auszüge aus einer Premiere vor, die für den 25. Januar angesetzt ist: „Das Schwanensee-Märchen“ mit der Musik von Peter Tschaikowski. Während das Stück sonst meist mit einem großen Ballett aufgeführt wird, konzentriert die Choreografin in dieser Inszenierung Handlung und Besetzung auf das Wesentliche.

„Wir arbeiten viel mit Schulen zusammen“, erzählt Steffen Pietsch, als zur Eröffnung des Theaterfests Jugendliche vom Gymnasium Coswig im Glashaus-Foyer losjazzen. Absolutes Novum in dieser Spielzeit: „Zum ersten Mal wird eine Oper mit einem Schülerchor inszeniert.“ Um genau zu sein: mit diesem Schülerchor. Bei der Oper handelt es sich obendrein um „Tschick“ nach dem Jugend-Kultroman von Wolfgang Herrndorf. Als zweites Haus in Deutschland führen die Landesbühnen diese Road Opera auf. Inszeniert übrigens vom neuen Operndirektor Sebastian Ritschel, der unprätentiös in Jeans, Turnschuhen und mit Basecap beim Fest erscheint. Radebeuler Uraufführung ist am 19. Januar.

26 Premieren stehen bis Ende Juli 2018 auf dem Spielplan. Eine halten die Landesbühnen schon zu diesem feierlichen Spielzeitauftakt bereit: Das clowneske Puppenspiel „Ladsch und Bommel gehen ins Theater“ für Theatergänger ab vier Jahren sorgt prompt für Stau an der Studiobühne. Als alle wohlsortiert auf den Plätzen sitzen, amüsieren sich die Generationen um die Wette.