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Spezialeinheit beschützt Striezelmarkt

Besucher können trotzdem das Weihnachtsflair genießen. Auch für verlorengegangene Kinder gibt es eine Lösung.

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© Christian Essler

Von Ralf Hübner

Polizisten in Zivil und Uniform, eine schwer bewaffnete Spezialtruppe und Betonsperren: Der 583. Striezelmarkt und die weiteren Weihnachtsmärkte im Stadtzentrum werden streng bewacht. Deren Besucher sollen jedoch von all dem wenig mitbekommen. „Sie können sich unbeschwert ins Weihnachtsgetümmel stürzen“, sagt ein Polizeisprecher. Mit einem ökumenischen Gottesdienst wird der Striezelmarkt am 29. November am Nachmittag eröffnet. Im vergangenen Jahr kamen rund 2,5 Millionen Besucher.

Bis zu zehn Beamte in Uniform und Zivil behalten das Treiben sowohl auf dem Striezelmarkt als auch auf den benachbarten Weihnachtsmärkten im Auge. Denn neben dem Striezelmarkt gibt es in unmittelbarer Nähe unter anderem noch Märkte auf der Prager Straße, an der Frauenkirche, die Mittelalterweihnacht im Stallhof des Schlosses, den Weihnachtsmarkt am Schloss und den Augustusmarkt auf der Hauptstraße auf der Neustädter Elbseite. An den Wochenenden bekommen die Beamten Hilfe von zwei tschechischen Kollegen. Es gibt eine mobile Polizeiwache. Hinweise auf konkrete Anschläge lägen aktuell zwar nicht vor. Dennoch gelte wie für ganz Sachsen eine abstrakte Gefährdungslage, sagt der Polizeisprecher.

Die Polizei ist seinen Angaben zufolge vorbereitet. Es seien Vorkehrungen getroffen worden, um bei Ereignissen wie etwa Anschlägen schnell und wirksam reagieren zu können. Wenn die Märkte geöffnet seien, stünden unsichtbar im Hintergrund die Interventionskräfte der Dresdner Polizeidirektion bereit. Das ist eine speziell trainierte und gut ausgerüstete Truppe für Einsätze, in denen es in der Regel um Leben und Tod geht. Die Beamten gingen auch einem Schusswechsel nicht aus dem Weg, heißt es. Zur Ausrüstung gehören unter anderem ein gepanzerter Geländewagen sowie Sturmgewehre und fast zehn Kilogramm schwere Schutzwesten mit Metallplatten, die angeblich selbst Schüssen aus einer Maschinenpistole standhalten.

Das Sicherheitskonzept sei angepasst und weiterentwickelt worden, sagt der Amtschef für Wirtschaftsförderung Robert Franke. So würden in diesem Jahr die sogenannten Nizza-Betonsperren vorsorglich schon von Anfang an aufgestellt. 160 dieser Betonpoller werden den Altmarkt säumen und sollen die Besucher vor potenziellen Attentätern mit Fahrzeugen schützen. Hinzu kommen Blöcke der Firma Nestler, die an große Legosteine erinnern und die schon während der Einheitsfeier im vergangenen Jahr aufgestellt wurden. Weitere Blöcke sollen auf der Seestraße sowie weiteren Zufahrten zum Altmarkt möglichen Attentätern den Weg versperren. Entlang der Wilsdruffer Straße will die Stadt jeweils drei Betonblöcke zu einer kleinen Mauer verbinden, umso heranrasenden Fahrzeugen einen größeren Widerstand zu bieten. Es soll gerade so viel Platz sein, dass Fußgänger hindurchlaufen können, ein Auto aber keine Chance hat. Sie werden zwei Tage vor Eröffnung des Striezelmarktes aufgestellt. Im Falle einer Panik könnten die Blöcke zu einem Hindernis für Flüchtende werden, wird eingeräumt. Experten bezweifeln deren Wirksamkeit gegen einen Angriff mit einem Lastwagen.

Für den Fall, dass die Kommunikation mittels Festnetz und Mobilfunk ausfallen, wird eigens für die Sicherheitskräfte und die Marktaufsicht ein WLan-Netz installiert, mit dem eine Verbindung ins Internet möglich ist. „Das offene WLan der Veranstaltung dient hauptsächlich der Sicherheit, ist aber auch als Service für die Marktbesucher gedacht und kann von diesen genutzt werden“, sagt Franke.

Neben der mobilen Polizeiwache, dem Deutschen Roten Kreuz und einem privaten Sicherheitsdienst wird das Ordnungsamt mit einer besonderen Einsatzgruppe auf dem Striezelmarkt für Sicherheit sorgen und ebenfalls eine mobile Wache als Anlaufpunkt für Hinweise oder Fragen einrichten. So könne wenn nötig schon an Ort und Stelle ermittelt oder auch geeignete Schutz- und Rettungsmaßnahmen ergriffen werden, heißt es. Während ein Team der Gruppe immer in der mobilen Wache bleibt, sei ein weiteres auf dem Markt unterwegs. Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung laufen Fußstreife.

Vor allem Diebstähle verdarben vergangenes Jahr vielen Striezelmarktbesuchern die vorweihnachtliche Freude. Die Beamten der mobilen Polizeiwache mussten 25 Strafanzeigen aufnehmen, fast alle wegen Diebstahls von Geldbörsen, Handtaschen und Mobiltelefonen. Zwölf kurzzeitig vermisste Kinder konnten den Angehörigen zurückgebracht werden. Da wird diesmal ein besonderer Service angeboten. An mehreren Stellen werden beschreibbare Armbänder für Kinder verteilt. Auf denen können die Eltern, für den Fall, dass ihnen die Kleinen abhandenkommen, ihre Telefonnummer vermerken.