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So viel Region steckt im Supermarkt

Waldheimer Gewürze und Döbelner Spezialitäten sind beliebte Ostprodukte. Viele haben auch den Westen erobert.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Mittelsachsen. Sie sind beliebt, lecker und erinnern vor allem die ältere Generation „an früher“: die typischen Ostprodukte. Gefragt nach einem davon, kommt bei den meisten das Wort „Nudossi“ wie aus der Pistole geschossen. Die Nuss-Nougat-Creme scheint nach wie vor der Renner zu sein. Überhaupt sind es die Süßwaren, die zuerst in den Sinn kommen. Bambina-Schokolade – das Milky Way der DDR –, Schlagersüßtafeln, Knusperflocken, Chokis Vollmilchschokoladenbohnen – auch im Altkreis sind die Regale prall gefüllt damit. Doch wie viel Region steckt eigentlich im Supermarkt? Der DA hat sich umgeschaut.

„Ostprodukte sind bei unseren Kunden sehr beliebt. Sie gehen nach wie vor oft über das Warenband“, erzählt Anett Reichelt. Sie betreibt den Edeka-Markt in Hartha. Rund 1 000 Marken von 50 regionalen Anbietern habe sie im Sortiment.

Ein Viertel aus dem Osten

Keine Kette verzichtet auf die Produkte. „In den Penny-Märkten in Döbeln, Ostrau, Roßwein und Waldheim finden unsere Kunden über 350 regionale Produkte aus dem Osten der Republik“, teilt ein Sprecher mit. Das ist immerhin ein Viertel des gesamten Warensortiments von durchschnittlich 1 400 Artikeln. Es handele sich um „lokale Biere, Fleisch- und Wurstwaren oder süße Spezialitäten aus der Nachbarschaft“. Regionale Vielfalt und beliebte Traditionsmarken würden insgesamt das Angebot der über 500 Penny-Filialen in den neuen Bundesländern bestimmen. „Denn das Beste kommt aus der Heimat“, ergänzt der Sprecher.

Von Sachsen ins US-Fernsehen

Eine Vielzahl der Ostprodukte hat es nach der Wende zu nationaler oder gar internationaler Bekanntheit geschafft. Radeberger-Bier ist in den Vereinigten Staaten bekannt. Und wurde dort sogar in der beliebten Serie „Two an a half men“ platziert. In Sachsen und der gesamten Bundesrepublik kennt wahrscheinlich jeder den Gerstensaft aus Sachsen.

Und der ist nicht die einzige Marke, die einen festen Platz in den Einkaufsregalen der Supermärkte in den alten Bundesländern hat. „Zum Beispiel Klassiker wie Mühlhäuser Brotaufstriche, Bautzener Senf, Spreewald Gurken, Wernesgrüner Bier, Hasseröder Bier, Nordhäuser Doppelkorn, Nudossi, Spee, Florena, Fit, Halloren Kugeln, Burger Knäckebrot, Filinchen Knäckebrot, Goldmännchen Tee, Zetti Süßwaren oder Vita Cola haben sich bundesweit in unseren über 640 Filialen etabliert und werden gerne nachgefragt“, erklärt Andrea Kübler von der Kaufland Dienstleistung GmbH & Co. KG.

Rund 1 800 von bis zu 35 000 Artikeln kämen aus der ehemaligen DDR. Auch im Altkreis Döbeln werden noch immer Leckereien hergestellt, die in keinem regionalen Präsentkorb fehlen sollten. Waldheimer Gewürze, Fleisch, Wurst und Konserven von der Döbelner Spezialitäten GmbH, den passenden Senf von Marder, Äpfel, Kirschen, Erdbeeren als Frucht oder Saft von Sachsenobst sind nur einige davon.

„Aus dem Umkreis Döbeln und Waldheim kommen Döbelner Bier, Waldheimer Gewürze, Marder Senf, Altenburger Liköre, Argenta Schokolade sowie Otterwischer Käse. Die Sortimentsgestaltung erfolgt durch unseren zentralen Einkauf, wobei regional hergestellte Produkte und Spezialitäten eine sehr große Rolle spielen“, so Kaufland-Sprecherin Andrea Kübler. Ebenso würden bei der Sortimentsgestaltung die Wünsche sowie das Nachfrageverhalten der Kunden berücksichtigt, ergänzt sie.

Naschen und waschen

Nicht nur für Naschkatzen, sondern auch für diejenigen, die Herzhaftes lieben, ist also etwas dabei. Wer kocht, muss abwaschen. Wer kleckert, muss die Flecken rauswaschen. Das Spülmittel Fit wird in Hirschfelde in der Oberlausitz produziert. Das Flüssig- beziehungsweise das Pulverwaschmittel Spee wurde früher im sachsen-anhaltischen Genthin, mittlerweile aber in Düsseldorf hergestellt. Körperpflege ist mit Florena, den Dresdner Essenzen, Elkadent Zahncremes und Mundwasser, Kriepa-Taschentücher, die heute unter anderem in der Wepa Papierfabrik Sachsen GmbH mit Sitz in Kriebethal hergestellt werden, möglich. Diese Produkte gibt es unter anderem im Döbelner Marktkauf.

Kultig und preiswert

Mit lediglich rund 1 000 Artikeln im Standardsortiment bietet Aldi Nord das bei Weitem konzentrierteste Angebot in der gesamten Handelslandschaft. Einkäufer Heiko Herrmann erklärt: „Aufgrund unserer dezentralen Organisation in 35 Regionalgesellschaften nutzen wir die Möglichkeit, auf regionale Geschmacks- und Verzehrgewohnheiten unserer Kunden einzugehen. So findet man beispielsweise in Sachsen sächsische Jagdwurst, Nudossi oder Radeberger Lachsschinken.“ Und es sind auch im Discounter weitere ostdeutsche Produkte im Regal zu finden: Spreewälder Kartoffelsalat (saisonal), Bautzner Senf, Lübzer Pils, Thüringer Rostbratwürstchen, F6 Zigaretten, Meißner Wein oder Dresdner Feldschlösschen Pils. „Weiterhin bieten wir unseren Kunden auch verschiedene Obst- und Gemüseartikel aus Sachsen an“, ergänzt Herrmann.

Fazit: Wer behauptet, „im Osten gab’s doch nüscht“, liegt falsch.

Für Körper und Gemüt, für Haus und Hof – nahezu jeder Lebensbereich kann noch heute mit Ostprodukten abgedeckt werden. Die Einwohner der neuen Bundesländer verbinden laut einer Studie positive Eigenschaften mit „ihren Produkten“: glaubwürdiger, kultiger, ehrlicher, preiswerter. (mit DA/fk)