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So klingt Moritzburg

Die Gemeinde verewigt erstmals alle ihre Musikensembles und Orgeln auf einer CD. Diese hat einen ganz aktuellen Bezug.

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© Matthias Schumann

Von Ulrike Keller

Moritzburg. Ein Hauch von Premierenvorfreude vor wenigen Tagen in der Kirche Moritzburg. Vor dem Altarraum ragen Mikros auf Stativen in die Höhe. Vier Stück verteilen sich in einer Reihe. Ausgerichtet sind sie auf die Sängerinnen und Sänger, die in dieser Formation das erste Mal nebeneinander stehen.

Der freischaffende Organisten Michael Wachler ließ am Sonntag in der Schlosskapelle die Orgel erklingen. Das war die letzte Aufnahme des Musikprojekts.
Der freischaffende Organisten Michael Wachler ließ am Sonntag in der Schlosskapelle die Orgel erklingen. Das war die letzte Aufnahme des Musikprojekts. © Matthias Schumann

Vor Ort sind an diesem Abend nicht nur die Kirchenchöre Moritzburg und Reichenberg. „Wir begrüßen ganz besonders den Männergesangverein Boxdorf, dass er sich darauf eingelassen hat“, sagt Barbara Albani und lacht.

Bei der Kantorin der Kirchgemeinden Moritzburg und Reichenberg laufen die musikalischen und organisatorischen Fäden für ein ehrgeiziges Projekt zusammen. In Arbeit ist eine CD, auf der erstmals sämtliche Vokal- und Instrumentalensembles der Gemeinde vereint zu hören sind. An die 20 kommen tatsächlich zusammen. Zudem erhalten alle vier Orgeln in den Ortsteilen ihren großen Auftritt, einschließlich der sogar in Moritzburg gebauten Rühle-Orgel, die von der Schlosskapelle beheimatet wird. Die Stücke, die Barbara Albani für das Album ausgesucht hat, ergeben einen Mix ganz verschiedener Musikstile, verrät sie. „Es sind alles fröhliche Werke.“

Seit Mai schon ist Musikproduzent Rico Schwibs dabei, in verschiedenen Räumlichkeiten der Gemeinde Chöre, Bands und Instrumentalkreise aufzunehmen. Diesmal soll eine Auswahl von mehreren Abschlussliedern für die CD verewigt werden. Unter Kopfhörern lauscht der Bärnsdorfer konzentriert den Stimmen. Dabei wandern seine Finger an Knöpfe eines kleinen schwarzen Kästchens und regeln nach. Ab und an steht er auf und verändert minimal die Position der Mikros.

„Es ist sehr hallig“, sagt er. „Aber das kann man gut nutzen.“ Zur Debatte hätte als Raum noch der Bachsaal gestanden. „Aber Kirchenklang soll schon da sein“, meint Rico Schwibs. Als Kirche kam für ihn zur Aufnahme der Abschlussstücke nur die Moritzburger Hauptkirche infrage. „Weil sie das Gemeindezentrum ist“, unterstreicht er und schickt noch ein ganz praktisches Argument hinterher: „Außerdem ist hier auch der meiste Platz.“ Schon verschwindet der Musikproduzent wieder unter Kopfhörern. Noch läuft die halbstündige Probe vor der eigentlichen Aufnahme.

„Liebe Tenöre“, setzt Barbara Albani an. „Hören Sie das Klavier auch?“ Synchrones Nicken. Mit aufgerichteten Händen formt sie Zeigefinger und Daumen zu einer „sehr gut“-Geste und geht über zur nächsten Passage des Stückes. Hier kommt es auf deutliche Endungen an, ruft sie in Erinnerung.

In den Kirchenbänken verfolgen einige Angehörige der Sängerinnen und Sänger das klanggewaltige Geschehen. Auch Moritzburgs Bürgermeister Jörg Hänisch (parteilos) hört zu und lächelt zufrieden. „Dass so etwas möglich ist, ist doch genial“, schwärmt er. „Da hab ich schon auch eine Träne im Knopfloch, dass das jetzt so aufgeht und es auch den anderen Spaß macht.“ Von ihm, der früher selbst im Gospelchor mitsang, stammt ursprünglich die Idee zu einer solchen CD.

Erst hatte er ein Weihnachtsalbum im Sinn, das alle Ensembles aus dem Ort gemeinsam aufnehmen. Dann kam das Reformationsjahr, und die Idee erhielt einen neuen Dreh. „Wir werden in allen Ortsteilen das Reformationsfest feiern, und das kann auch musikalisch ein verbindender Gedanke sein“, erklärt Jörg Hänisch.

Dass sich die Kirchgemeinde Reichenberg maßgeblich des Projekts annahm, hängt mit Pfarrer Freimut Lüdeking und seinem längst bekannten Luthertheater zusammen. Weil sich aber beispielsweise für den Kinder- und auch für den Gospelchor keine Reformationsstücke fanden, wurde der Reformationsgedanke abgewandelt. Nun steht das Projekt thematisch unter dem weiten Begriff der Freiheit.

Die Kirchgemeinde beantragte eine Förderung, die genehmigt wurde, nahm die Organisation in die Hand und wird der Herausgeber des Tonträgers sein, wenn er im Herbst in einer Auflage von 1 000 Stück erscheint. Als Name der CD steht gegenwärtig „Ortsteilmusik“ ganz hoch im Kurs, verrät Jörg Hänisch. „Das ist unverfänglich und hat das Potenzial, doch mal noch eine Weihnachts-CD zu machen.“

In der Moritzburger Kirche herrscht Begeisterung für das Projekt. „Eine tolle Sache“, sagt Rüdiger Böttcher, Vorstand vom Männergesangverein Boxdorf. „Wir hatten überlegt, welchen Beitrag wir zum Reformationsjubiläum bringen können und hatten schon lange den Wunsch, in den Kirchen der Gemeinde aufzutreten“, erzählt er. Die CD sei nun eine gute Gelegenheit. Und nicht nur er findet: „Diese Zusammenarbeit der Ensembles lässt sich ausbauen.“

Der Moment der Aufnahme steht unmittelbar bevor. Barbara Albani, Ehemann Matthias Albani am Klavier und die Chöre üben die letzten herausfordernden Stellen. Gleich geht die rote Lampe an. „Wenn das Nachspiel kommt: Ganz ruhig stehen bleiben“, instruiert die Kantorin. „Nicht rascheln!“