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„So dicke haben wir es nicht“

Junioren-Bundestrainer René Sommerfeldt fehlt der Nachwuchs. Deshalb wirbt er für den Skilanglauf-Weltcup in Dresden.

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© dpa

Von Daniel Klein

Lange bitten ließ sich René Sommerfeldt nicht. Schließlich könnte er ja auch davon profitieren, nicht persönlich, aber die Trainingsgruppe, die er in Oberwiesenthal betreut. Also rührt der erste Deutsche, der den Gesamtweltcup gewann, die Werbetrommel für den ersten Skilanglauf-Sprintweltcup in Sachsen. In einem Sportgeschäft in Dresden-Nickern sehen Interessierte in einem Werbefilm, wie das Elbufer am 13./14. Januar mit weißen Loipen verziert wird. Ein Vertreter einer Wachsfirma gibt Tipps, wie man die schmalen Bretter präpariert, und Sommerfeldt ist der Experte, der Fragen beantwortet.

Einen geeigneteren gibt es nicht. Seine größten Erfolge feierte der gebürtige Zittauer zwar auf den langen Kanten, am Beginn seiner Karriere gehörte er aber auch auf den kurzen Strecken zu den Besten. Als Anfang der 2000er-Jahre erstmals am Düsseldorfer Rheinufer gesprintet wurde, schaffte es Sommerfeldt unter die Top Ten. „Ich war schnellkräftig, trotzdem haben wir das dann nicht weiter verfolgt, und ich habe mich auf die langen Distanzen konzentriert“, erzählt er. Die richtige Entscheidung. Bei den Olympischen Spielen 2002 und 2006 gewann er Silber und Bronze, holte auch drei WM-Medaillen. Mit Tobias Angerer und Axel Teichmann gehörte er zur goldenen Generation.

Zwei Olympiamedaillen als Ziel

Die Erben tun sich schwer. Bei den Spielen in zwei Monaten in Pyeongchang möchte der Deutsche Skiverband (DSV) bei den Männern und Frauen je eine Medaille holen. „Realistisch ist das aber allenfalls in den Staffeln“, sagt Sommerfeldt. „So dicke haben wir es nicht.“ Das gilt auch für die Langläufer aus Sachsen, die er fast alle am Stützpunkt Oberwiesenthal zusammen mit Janko Neuber betreut. Die 21-jährige Katharina Hennig, die im vergangenen Winter im Weltcup und bei der WM aufhorchen ließ, ist die größte Hoffnung – und fast schon die einzige.

Julia Belger aus Niedercunnersdorf musste sich nach einer Schulter-OP im vergangenen Jahr erneut operieren lassen, ein Einsatz im Weltcup ist unwahrscheinlich. „Natürlich fehlt uns da Denise Herrmann“, sagt Sommerfeldt über die Umsteigerin, die seit anderthalb Jahren Biathletin ist. Bei den Männern kämpfen Valentin Mättig, der Dresdner Richard Leupold und Andy Kühne um das Olympiaticket. Die Chancen sind nicht die besten.

Da kommt so ein Weltcup in Dresden gerade recht. Im Rahmenprogramm dürfen auch die Talente ran. Am Wochenende darauf wird auf der 750-Meter-Schleife der Sachsenpokal für die 10- bis 15-Jährigen ausgetragen. „Das wird natürlich auch unter dem Sichtungsaspekt gemacht“, erklärt Sommerfeldt. Der 43-Jährige ist im Zweitberuf Junioren-Bundestrainer, kennt sich also bestens aus mit dem Nachwuchs – und den Problemen.

Dazu zählen die vielen Winter mit wenig Schnee in den vergangenen Jahren. Manche Vereine konnten so nur 20 Tage pro Saison auf Skiern trainieren. „Das merken wir bei den Talenten, die bei uns anklopfen“, erklärt er. „Wenn fast nur auf Inlineskates und Skirollern trainiert werden kann, leidet darunter natürlich die Technik.“ In Dresden ist die Schneelage nicht besser, trotzdem gehört der Skiclub Niedersedlitz zu den positiven Beispielen, schickt immer wieder Talente an den Stützpunkt Oberwiesenthal. Für Sommerfeldt ist das ein Modell mit Zukunft.

In Zentren wie Dresden, Leipzig oder Chemnitz steigen im Gegensatz zum ländlichen Raum die Einwohnerzahlen, folglich gibt es dort auch viele Kinder. Gesichtet werden darf also nicht mehr nur in den klassischen Skiregionen in den Gebirgen. Ein Weltcup in Dresden könnte dabei helfen, Großstadtkinder für den Skilanglauf zu begeistern. Dafür dürfte es allerdings nicht bei der Premiere bleiben. „Im langfristigen Kalender des Skiweltverbandes ist Dresden bis 2021 vorgemerkt“, erklärt Organisator und MDR-Sportreporter Torsten Püschel.

Sommerfeldt, der begeisterter Dynamo-Fan ist und bei besonderen Anlässen an seinem Haus in Oberwiesenthal schon mal die schwarz-gelbe Fahne hisst, versucht, zumindest ein Teil des Nachwuchsproblems familienintern zu lösen. Sohn Tristan, der im Dezember 13 wird, hat sich allerdings auf die Nordische Kombination spezialisiert. „Im Laufen dominiert er den Schülercup , da habe ich ihm wohl was mitgeben können“, erzählt Sommerfeldt, der in seiner Wahlheimat auch drei Ferienwohnungen vermietet. Der sechsjährige Sten konzentriert sich noch aufs Springen, trainiert mit der Tochter von Olympiasieger Jens Weißflog. Vielleicht wechseln sie noch zu den Langläufern und starten irgendwann beim Weltcup in Dresden.

Tagestickets für 30 Euro (Erwachsene) und 20 Euro (Kinder bis 14 Jahre) in den SZ-Treffpunkten oder unter: www.skiweltcup-dresden.de