Merken

Skassaer Ortsverein legt los

Die Stadt hat Geld für einen Anbau an den Dorftreff lockergemacht – die Arbeitsleistung erbringen die Dörfler selbst.

Teilen
Folgen
NEU!
© Manfred Müller

Von Manfred Müller

Großenhain. Endlich geht es los. Zu Wochenbeginn griffen die Mitglieder des Skassaer Ortsvereins zu Schaufel und Spitzhacke und hoben die Baugrube aus, in der das Fundament für den langersehnten Anbau an ihr Dorfgemeinschaftshaus gegossen werden soll. „Darum kämpfen wir schon seit fünf Jahren“, sagt Vereins-Chefin Andrea Gebhardt. Skassa hat eigentlich ein hübsches Dorfgemeinschaftshaus – einen stilvoll hergerichteten kleinen Saal mit Küche und Sanitäranlagen, untergebracht im früheren Schulgebäude. Hier tagt der Ortschaftsrat, versammeln sich Feuerwehr, Kirchgemeinde und Jagdverein, feiern die Einwohner Geburtstage und Schulanfang. Eigentlich läuft im Ort alles, wie man sich ein reges Landleben so vorstellt. Aber es gibt ein Platzproblem. Die Skassaer wissen nicht wohin mit den Tischen und Stühlen, die für größere Veranstaltungen gebraucht werden. Sie türmen sich entlang der Wände, und das gibt kein schönes Bild. „Wenn nur 20 Leute feiern, stört das überzählige Mobiliar die Atmosphäre“, erklärt Andrea Gebhardt. Der 14 Mitglieder zählende Dorfklub verwaltet das Gemeinschaftshaus und ist – um die Betriebs- und Erhaltungskosten einzuspielen – dringend auf die Mieteinnahmen angewiesen. Deshalb braucht der Ortsverein den Anbau, in dem nicht nur Tische und Stühle, sondern auch Gartengeräte untergebracht werden, mit denen die Grünanlage vorm Haus gepflegt wird. Die standen bisher in einem gerade mal sechs Quadratmeter messenden Blechschuppen hinterm Dorfklub.

Jahrelang hatte der Skassaer Ortsverein versucht, die Stadtverwaltung von seiner Anbau-Idee zu begeistern. Die zeigte sich anfangs auch gar nicht abgeneigt, wies allerdings immer wieder darauf hin, dass das Geld knapp ist und dass es auch in anderen ländlichen Ortsteilen Wünsche gibt. So verschob sich das Projekt trotz erteilter Baugenehmigung immer weiter nach hinten. Und das, obwohl die Skassaer den kleinen Massivbau selbst hochziehen wollten. Lediglich die Materialkosten sollte die Stadt bezahlen. Das ist nun geschehen. Die Kämmerei macht 25 000 Euro locker, mit denen die Dörfler gut wirtschaften können, weil der Bau nahezu komplett in Eigenleistung hochgezogen wird. Es gibt im Ort genügend Fachleute, die bereit sind, mit anzupacken – drei davon sind auch Mitglied im Ortsverein. Und die Skassaer haben bereits Erfahrung mit solchen Projekten: Vor Jahren wurde bereits das Feuerwehrgerätehaus in Eigenregie erweitert.

Mehrmals wöchentlich wollen die Mitglieder des Ortsvereins nun zum Dorfgemeinschaftshaus pilgern und Hand anlegen. „Erst mal nur an Werktagen nach der Arbeit, sagt Andrea Gebhardt, „aber sicher müssen wir auch ein paar Wochenenden opfern.“ Die Maurerarbeiten seien erst einmal Männersache; die Frauen würden dann das Malern übernehmen. Spätestens zu Weihnachten soll der vier mal sechs Meter große, zwei Räume umfassende Anbau samt Flachdach dann fertig sein.

Seit sich die Stadt Großenhain die Gemeinden Wildenhain und Zabeltitz einverleibt hat, sieht sie sich mit vielen Begehrlichkeiten aus ihren ländlichen Ortsteilen konfrontiert. Meist geht es um Dorfgemeinschaftshäuser, die neu gebaut, saniert oder ausgestattet werden sollen. In Bauda etwa hat die Kommune richtig Geld in die Hand genommen und dem Dorf ein ansprechendes Multifunktionsgebäude ausgebaut. In Folbern wurde für 64 000 Euro der ehemalige Kindergarten grundsaniert, damit er weiter als Gemeinschaftshaus genutzt werden kann. Damit die Sache dem Rathaus nicht über den Kopf wächst, setzt sie darauf, dass Dorfbewohner ihre Räumlichkeiten selbst verwalten und nötigenfalls auch Hand anlegen. Das klappt im Großen und Ganzen recht gut, besonders in den kleineren Dörfern, wo der Zusammenhalt noch recht stark ist. Skassa ist dafür ein gutes Beispiel – der Ort hat seit der Eingemeindung im Jahr 1994 eine geradezu vorbildliche Infrastruktur aufgebaut. Das liegt nicht nur an der Bereitschaft zuzupacken, sondern auch an der Hartnäckigkeit der Bewohner. Die Skassaer hatten das Rathaus so lange und so ausdauernd bekniet, dass der Verwaltung schließlich die Argumente ausgingen.