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Showtanz in der Bundesliga

Den Pokalrausch für den DSC verlängert das Publikum. Das Ligaspiel gegen den Vorletzten wird zum Feiertag.

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© Jürgen Lösel

Von Michaela Widder

Wenn es etwas zu kritisieren gäbe an diesem Abend, dann höchstens die Länge des Spiels. Nur 61 Minuten dauerte die Begegnung, bis die Volleyball-Frauen vom Dresdner SC den Tabellenvorletzten Schwarz-Weiß Erfurt mit 3:0 (25:11, 25:21, 25:12) besiegt hatten – und nun im Viertelfinale der Meisterrunde auf Potsdam treffen. Die Zuschauer hätten diese eine Stunde Party mit den Pokalsiegerinnen gern noch ein wenig ausgedehnt.

Doch das bereits als sportlicher Absteiger feststehende Team war Dresden in allen Elementen unterlegen, was dazu führte, dass die Spielerinnen und Alexander Waibl jeden Spielzug genossen. Selten hatte man den Trainer so gelöst an der Seitenlinie gesehen. Sechs Tage nach dem Pokalsieg in Mannheim war es der erste Auftritt vor heimischem Publikum, und die Klubverantwortlichen in Dresden verstehen es, ihren Siegerinnen noch mal eine große Feierbühne zu bieten. Der Einlauf im Nebeldampf löste bei manchen Spielerinnen Gänsehaut aus, Barbara Wezorke ging als Nummer eins mit dem Pokal voran. „Ich habe es eine Minute vor dem Spiel erfahren, das war großartig“, sagt die Mittelblockerin: „Wenn man empathisch ist, spürt man sofort: Es ist eine besondere Atmosphäre in der Halle.“

Die Margonarena ist beim letzten Hauptrundenspiel ausverkauft, und das gegen eines der schwächsten Teams der Liga. „Wir waren noch ein bisschen im Pokalrausch. Toll, wie uns alle Zuschauer gefeiert haben“, meint Wezorke, für die der Auftritt etwas von Showtanz hatte. In den Genuss sollten möglichst viele Spielerinnen kommen, weshalb Waibl fast allen Einsatzsatzzeiten gab. Auch die Jüngeren im Team, wie Angreiferin Rica Maase, überzeugten. „Es ist schön, ihre Entwicklung zu sehen, wie unerschrocken sie spielt“, sagt der Coach. Doch um Einzelleistungen ging es an diesem Abend kaum, der DSC punktete und feierte wieder einmal als Team.

Nach dem Matchball blieben alle Zuschauer in der Halle, weil auf der Leinwand das emotionale Video vom Pokalfinale gezeigt wurde. Waibl starrte mit offenem Mund auf den kleinen Mitschnitt. „Wenn die Kamera vorher mit in der Kabine war, haben wir immer was gewonnen. Mittlerweile bin ich da entspannt“, sagt Waibl, der mehr Einblicke hinter die Kulissen gewährt als noch vor ein paar Jahren.

Doch er weiß, dass der DSC nicht nur ein erfolgreicher Verein ist, sondern längst auch eine Marke, die immer wieder gut in Szene gesetzt werden möchte. Dazu gehört ein Filmchen genauso wie das Fotoshooting für den Kalender, Auftritte bei der Enso-Schultour in Sachsen und viele Aktionen mit den Fans. Zu den zehn Heimspielen kamen durchschnittlich 2 786 Zuschauer, so viele wie bei keinem anderen Frauen-Bundesligisten. Dreimal war die Halle in dieser Saison bereits ausverkauft, die Partie gegen das Nachwuchsteam vom VCO Berlin Anfang Januar war mit 2 553 Zuschauern das am schlechtesten besuchte Spiel. Von solchen Zahlen träumen die meisten anderen Teams, selbst wenn sie den Spitzenreiter empfangen.

„Keiner hat so viele Fans wie wir“, schwärmt Waibl: „Volleyball läuft in Dresden, das hat man heute wieder gesehen.“ Und die Saison geht erst in ihre entscheidende Phase. Im Play-off-Viertelfinale, das im Modus best of three ausgetragen wird, trifft der DSC am Samstag, 17.30 Uhr, auf den Tabellensiebenten Potsdam. Dem Trainer war der Gegner egal. „Wir nehmen es, wie es kommt“, sagt Waibl. „Wir werden uns reinhauen, und dann sollten wir uns gegen jeden Gegner durchsetzen können.“