Merken

Selber schippen am Elberadweg

Für Fahrradfahrer ist die weiße Pracht kein Vergnügen. Doch die Stadt will auf den Radwegen nicht räumen.

Teilen
Folgen
© Anja Schneider

Die Laune ist trotz des ernsten Themas gut: Gut 20 Radfahrer befreien am Montagmorgen den Elberadweg selbst von einer dicken Schneedecke. Mit Besen und Schneeschaufeln kratzen sie so lange an der Oberfläche, bis die ebene Fahrbahn zutage tritt. Es soll ein Symbol dafür sein, dass das Rad auch im Winter ein gutes Verkehrsmittel in der Stadt ist – wenn die Wege ordentlich geräumt und gestreut sind. Genau das passiert in Dresden nur auf einem kleinen Teil des Radwegenetzes, beklagt Konrad Krause vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). „Wenn die Stadt will, dass mehr Leute Fahrrad statt Auto fahren, muss dringend etwas passieren.“

Krause nennt als positives Beispiel die dänische Hauptstadt Kopenhagen. Dort würden ihm zufolge 80 Prozent derer, die im Sommer mit dem Rad fahren, auch im Winter das umweltfreundliche Fortbewegungsmittel nutzen. „Das ist ein Potenzial, was in Dresden verloren geht.“ Doch die Stadt will nicht. Um die Wünsche des ADFC beim Winterdienst umzusetzen, müsste das Budget in etwa verdoppelt werden, sagt Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz. Das würde 20 000 Euro pro Tag mehr kosten, rechnet Koettnitz vor. 115 000 Quadratmeter Radweg werden bereits geräumt. Bis zu 130 000 kämen dazu. Beispielsweise würden die Wege an der Dohnaer Straße, der Pappritzer Straße, der Weißiger Landstraße und der Nossener Brücke frei gehalten.

Die ADFC-Mitglieder haben vor allem den Elberadweg im Blick. Er gilt als wichtigste Verbindung in Dresden. Bei gutem Wetter radeln darauf Tausende jeden Morgen zur Arbeit oder in Schule und Uni. Jetzt bei Schnee und Eis kommt gerade mal eine Handvoll Unverdrossene am Glockenpavillon vor dem Hotel Bellevue vorbei. Zwischen acht und 16 Cent pro Quadratmeter wären pro Tag für den Winterdienst auf Radwegen nötig.

„Den Elberadweg räumen wir generell nicht“, sagt der Behördenchef. Der Weg liegt im geschützten Flora-Fauna-Habitat Gebiet, weshalb dort nicht gesalzen werden könne. „Man kann das Fahrrad auch mal stehen lassen.“ Die Radler vom ADFC werden diesem Rat wohl trotz des Winterwetters nicht folgen. (SZ/two)

Hinweis: Die Information zu den Kosten für das Räumen nach den Wünschen des ADFCs wurde korrigiert. Hier fehlte zunächst der Hinweis „pro Tag“.