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Schwer krankem Kind geht es besser

Der vierjährige Jonathan aus Bischofswerda lernt wieder laufen und sprechen. So kehrt in seine Familie die Hoffnung zurück.

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© Steffen Unger

Von Gabriele Naß

Bischofswerda. Jonathan Weich aus Bischofswerda hat jetzt seinen vierten Geburtstag gefeiert. Mit den Eltern, Omas und Opas und anderen Verwandten im Garten hinterm schön ausgebauten Innenstadthaus. Dass Oma und Opa kommen, will er erzählen, der kleine Mund formt sich auch, aber es fällt dem Jungen noch schwer, Worte zu formulieren. Bei der Ergotherapie zweimal in der Woche lernen die Eltern, zu helfen. Und so gelingt es Jonathan, „Oma“ zu sagen.

Dass ihr Großer mit vier Jahren noch nicht gut sprechen kann, nehmen die Eltern Jeanette und Ralph als gegeben. Sie vergleichen ihr Kind nicht mit dem anderer, weil sie das gar nicht können. Sie sind glücklich mit dem Stand der Entwicklung ihres Sohnes, der plötzlich schwer krank wurde. Bis vor anderthalb Jahren noch war alles gut, entwickelte sich Jonathan wie ein ganz normales Kind. Doch dann kam der Junge mit Bauchschmerzen in die Kinderklinik. Wenige Tage später habe er nicht mehr laufen können, nicht sitzen, schlecht greifen, kaum sprechen. „Er wollte, aber er konnte nicht. Für uns sah unser Junge aus wie jemand nach einem Schlaganfall“, berichtete Jeanette Weich. Die Behandlung wurde in der Uniklinik fortgesetzt. Die Weiches bekamen stationäre Reha und ambulante Betreuung.

Sprechen und Laufen werden sicherer

Vor einem halben Jahr besuchte die SZ die Familie schon einmal. Damals verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Jonathan wenigstens schon nicht mehr. Jetzt ist die Lage noch erfreulicher. „Es geht alles bergauf. Tag für Tag“, sagt die Mutti. Die Sprache wird deutlicher. Als er zweieinhalb war und die Krankheit kam, war er mit dem Sprechen etwas hinterher, sagt die Mutti. Aber er konnte Einwortsätze. Jetzt ist er wieder bei „Oma“ und zum Beispiel „bitte Fernseher an“. Auch beim Laufen wird er sicherer. An der Hand geht er gut, allein aber auch ein paar Meter, wackelig zwar, aber immerhin. Dafür kommt er die Treppe im Haus hoch, manchmal schneller als es seinen Eltern lieb ist. Essen kann er auch alleine, langsam zwar und mit Hilfe beim Schneiden, „aber wir können ja nachfüttern“, sagt die Mutti. Geistig ist der Junge voll da und hellwach.

Was die massiven Ausfallerscheinungen bei ihrem Kind auslöste, ist nach wie vor nicht klar, sagen die Eltern. Eine Stoffwechselerkrankung sei durch die Ärzte inzwischen ausgeschlossen worden. Ein Genetiktest folgt. „Wir hoffen, dass er nichts bringt und Jonathans Krankheit nicht auf mich zurückzuführen ist“, sagt Jeanette Weich. Sie ist schwerbehindert. Als sie 16 war, konnte sie plötzlich nicht mehr normal laufen. Diagnostiziert wurde eine psychosomatische Gangstörung. Den Auslöser, sagt sie, kenne man nicht. Bei Jonathan wird eine Hirnentzündung vermutet. In welchem Zustand sein Gehirn jetzt ist, wird regelmäßig kontrolliert. Dazu kommt der kleine Kopf in die Röhre.

Es kann noch Jahre dauern

Sie wissen, dass es Jahre dauern kann, bis ihr Kind wieder den ganz normalen Stand der Entwicklung erreicht haben wird. Die Eltern sagen inzwischen aber auch, „wir haben die große Hoffnung, dass alles wieder gut ist, wenn er zur Schule kommt.“ Dabei hilft es dem Jungen und der Familie jetzt auch, dass Jonathan seit Beginn dieses Jahres wieder den Kindergarten besuchen kann. Die Eltern wünschten sich einen Platz in der Stadt, die Stadt bot ihn schließlich in der „Regenbogenvilla“ an. Voraussetzung war aber eine sogenannte 1:1-Betreuung, für die es inzwischen einen Vertrag zwischen der Stadt und dem ambulanten sozialen Pflege- und Förderzentrum Löbau gibt, wie die zuständige Amtsleiterin im Rathaus, Sybille Müller, auf Anfrage sagt. Während die Stadt im Rahmen der Integration den Platz in der Kita stellt und Jonathan in einer Krippengruppe aufgenommen wurde, übernimmt das Förderzentrum die heilpädagogische Betreuung und stellt dafür eine Begleitperson, die sich nur um Jonathan kümmert. Die Finanzierung dieser Betreuung wurde vom Landratsamt Bautzen bewilligt. So können die Eltern ihren Sohn jeden Tag ein paar Stunden in die Kita bringen. Das geht bisher nur dann nicht, wenn die Begleitperson im Urlaub ist oder krank wird. Dafür wünschen sich die Eltern nun noch eine Lösung, „wir aber auch. Wichtig für den Jungen ist Kontinuität“, sagt Sybille Müller.

Am Geburtstag von Jonathan feierten seine Eltern dessen langsame Genesung, die wieder mehr Normalität in die Familie einziehen lässt. Sie hatten aber auch Grund auf sich selbst und ihren vierten Hochzeitstag anzustoßen. Jonathan kam nämlich  am Tag der Hochzeit von Mutti und Vati zur Welt. Zum Standesamt in Schiebock mittags um zwölf schafften es die Eltern noch. Auch zum Mittagessen in der Gaststätte in Berthelsdorf. Als gegen 16 Uhr zu Hause das Kaffeetrinken stattfinden sollte, war die Mama aber schon im Kreißsaal in Bischofswerda. 17.02 Uhr wurde Jonathan gesund geboren. Seit einem halben Jahr gehört auch Brüderchen Jonas zur Familie. Ein gesunder kleiner Wonneproppen.