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Schweizer Weltmarktführer baut Görlitzer Standort aus

Die Skan GmbH in Hagenwerder profitiert vom Aufschwung in der Pharmaindustrie. Und braucht mehr Mitarbeiter.

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© Vorlage: Skan

Von Sebastian Beutler

Hagenwerder. Wer durchs Industrie- und Gewerbegebiet Hagenwerder fährt, kann die Werbetafel beim Schweizer Maschinenbauer Skan nicht übersehen. Unter der Überschrift „Wir suchen“ sind alle Positionen angeschlagen, die gegenwärtig unbesetzt sind: Elektriker, Servicetechniker, Edelstahlschleifer. Kein Platz ist ungenutzt auf der Tafel. Das Unternehmen sucht Mitarbeiter, unablässig. Hatte Skan vor drei Jahren die Produktion im Görlitzer Süden mit rund zehn Mitarbeitern begonnen, so zählt die Belegschaft jetzt 100 Beschäftigte.

Solche Isolatoren für die Pharmaindustrie stellt Skan her. Eine neue Generation dieser Anlagen wird künftig in Hagenwerder produziert.
Solche Isolatoren für die Pharmaindustrie stellt Skan her. Eine neue Generation dieser Anlagen wird künftig in Hagenwerder produziert. © Pawel Sosnowski/80studio.net

Mit dem Bau weiterer Produktionshallen und einem neuen Verwaltungsgebäude will Skan nun seinen Görlitzer Standort weiter ausbauen. Bis Ende 2018 wird die Produktionsfläche für zwölf Millionen Euro praktisch verdoppelt. Die Einstellung von 30 bis 50 neuen Mitarbeitern kündigt das Unternehmen an. Am gestrigen Montag stießen Unternehmenschefs und Oberbürgermeister Siegfried Deinege für den Erweiterungsbau ihre Spaten in die Görlitzer Erde. Mit der Verwirklichung der Pläne, die Skan-Chef Rolf Henzmann schon Anfang 2016 in der SZ angedeutet hatte, entwickelt sich Görlitz zum zweitgrößten Standort innerhalb der Skan-Gruppe nach dem Hauptsitz in Alschwil bei Basel. 500 Mitarbeiter sind für Skan weltweit tätig, über 100 Millionen Euro beträgt der Umsatz.

Zum Ausbau des Werks in Hagenwerder trägt der anhaltende Aufschwung in der Pharmaindustrie bei. Skan liefert Schaltschränke und Isolatoren für die Großen der Branche: Roche und Novartis in der Schweiz, Merck und GlaxoSmithKline in Deutschland. „Die Branche ist im Aufwind“, sagt Henzmann und davon profitiert auch der Maschinenbauer. War Görlitz anfangs nur verlängerte Werkbank, so wird das Werk mit dem jetzt in Angriff genommenen Ausbau auch an Bedeutung für Skan gewinnen. Die Endfertigung der Isolatoren blieb bislang in Alschwil, in Görlitz wurden nur die Gehäuse gebaut und erste Technik montiert, dann gingen die Halbprodukte in die Schweiz zurück. Wenn ab Anfang 2019 eine neue Generation von Isolatoren gebaut wird, dann sollen sie auch in Görlitz komplett montiert werden. „Die Kunden werden die Geräte anschließend auch in Görlitz abnehmen“, kündigt Henzmann an. Die Manager der großen Pharmafirmen werden also an die Neiße kommen und hier ein, zwei Tage verbringen.

Sorgen, seine offenen Stellen zu besetzen, plagen den Maschinenbauer nicht. Personalchefin Nancy Wauer geht aber auch schon mal unkonventionelle Wege. So mietete sie über Weihnachten und den Jahreswechsel vor einem Jahr große Werbetafeln wie bei McDonalds in Königshufen und warb um neue Serviceingenieure und Einkäufer. Gezielt zu diesem Zeitpunkt, weil Ende Dezember besonders viele abgewanderte Görlitzer eine Stippvisite in der alten Heimat einlegen. Daher sagt sie auch: „Wir haben gute Erfahrungen mit Rückkehrern gemacht.“ Zwar zahlt Skan nicht Löhne wie in den alten Bundesländern, aber durch eine Gewinnbeteiligung profitieren alle Mitarbeiter des Unternehmens von dessen Erfolg. „Wir wünschen uns Mitarbeiter, die unternehmerisch tätig sind“, fasst Henzmann einen Teil des Anforderungsprofils zusammen. Auch beginnt das Unternehmen im Sommer, künftige Mechatroniker und Konstruktionsmechaniker auszubilden.

Die neuerliche Investition der Schweizer, die bereits zehn Millionen Euro für den Görlitzer Standort aufgewendet haben, will Henzmann auch als Signal verstanden wissen, dass Skan langfristig in Görlitz bleiben will. Das freute am Montag natürlich auch den Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege besonders, der gegenwärtig mit der Bombardier-Krise schwer zu tun hat. Gekommen waren die Schweizer einst zwar auch, um einen Produktionsstandort in der EU aufzubauen. Aber vor allem die Frankenstärke, die die Produktionskosten innerhalb weniger Wochen in der Schweiz um 20 Prozent stiegen ließ, trieb Skan zur Expansion ins Ausland. Wenn der Franken wieder einmal schwächer wird, dann will die Firma aus dem Umland von Basel nicht die Segel in Görlitz streichen. „Wir haben eine Wachstumsstrategie“, sagt Henzmann. Und dazu gehöre jetzt auch Görlitz.