Merken

Schwalben lieben historische Brücken

Die Vögel brüten gern an der Albertbrücke, sogar während der Sanierung. Dafür erhält die Stadt eine besondere Plakette.

Teilen
Folgen
© dpa

Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) liegt der Umweltschutz durchaus am Herzen. Zum Freitagstermin an der Albertbrücke kommt er passend zum Thema mit dem Lastenfahrrad – trotz Dauerregen. Das Wetter trübt die gute Laune nicht, schließlich nimmt Schmidt-Lamontain eine besondere Ehrung entgegen.

Matthias Schrack vom Naturschutzbund Sachsen (Nabu) überreicht die Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“. Die Stadt habe Vorbildliches geleistet, als die Sanierung der Albertbrücke begann, sagt Schrack. Aufgrund der Verzögerungen trafen Baustart und Brutbeginn der Mehlschwalben aufeinander. Aufgespannte, grüne Netze verhinderten das Brüten auf der Ostseite. An der Westseite konnten die Vögel dagegen ungehindert ihre Lehmnester bauen und Eier legen. 84 Nester legten die Tiere an – das sind deutlich mehr als vor der Sanierungszeit. Erstaunlicherweise sind die Schwalben erst an Dresdens Brücken interessiert, wenn daran gebaut wird, hat Harald Wolf vom Umweltamt beobachtet. Das war an der Albertbrücke der Fall und ist heute genauso an der Augustusbrücke. „Vorher gab es dort nur wenige Brutpaare, mit dem Bau stiegen sie deutlich an“, so Wolf. Die Ursache ist unbekannt.

Dass der Nabu den Schwalbenschutz eigens auszeichnet, hat einen Grund: Weil die Zahl der Insekten sinkt, nimmt auch die Schwalbenpopulation deutlich ab. Deshalb hat der Nabu 2016 das landesweite Projekt „Schwalben willkommen“ zum Schutz der Niststätten gestartet. Ebenfalls ausgezeichnet wurden bereits die Milchviehanlage Schönfeld oder Privatleute, die einen Hof saniert und dabei Kunstnester und Schwalbenbretter angebracht haben. Die Stadt Dresden geht nun auch bei der Sanierung der Augustusbrücke vorbildlich vor. Die grünen Netze, die für einen etwa fünfstelligen Betrag angeschafft wurden, finden hier wieder eine Verwendung, um das Brüten der Schwalben, das zweimal im Jahr geschieht, zu unterbinden. Einige Tiere waren jedoch schneller als die Bauleute. Deshalb wurden die Jungtiere aus den Nestern geholt und von der Vogelauffangstation Kaditz weiter aufgezogen. Dass das mittlerweile zum Betätigungsfeld einiger Ingenieure im Straßen- und Tiefbauamt gehört, sei wohl weniger bekannt. „Ich verstehe diese Auszeichnung als Ansporn, sensibel und umweltbewusst auch bei künftigen Bauvorhaben vorzugehen“, so Schmidt-Lamontain. (SZ/jr/kh)