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Schulleiter erstattet Anzeige

Letztes Wochenende hätte auch die entführte Ella aus Großenhain Schuleingang gehabt.

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© Symbolbild/dpa

Von Birgit Ulbricht

Großenhain/Dresden. Der Schulleiter der 15. Grundschule in Dresden-Neustadt hat bei der Bildungsagentur Anzeige erstattet wegen Ella. Das Mädchen ist seit 5. Mai dieses Jahres mit ihrer Mutter verschwunden. Der Vater hatte vor dem Oberlandesgericht Dresden in letzter Instanz das Sorgerecht in den wichtigen Punkten Aufenthaltsbestimmung, Kita und Schule bekommen. Der Vater hatte das Mädchen in der Schule angemeldet, als klar war, dass die Richter das Urteil des Familiengerichtes in Riesa nicht revidieren würden. Das Gericht hatte der Mutter die Erziehungsfähigkeit abgesprochen, weil sie an den begleitenden Maßnahmen durch Jugendamt und Gutachter nicht mitgewirkt hatte. Bis zuletzt gab es keine einvernehmliche Umgangsregelung.

Als die Großenhainerin ankündigte, nach Bayern ziehen zu wollen und viermal das alleinige Sorgerecht beantragte, eskalierte die Situation. Denn der Vater, der in Dresden lebt, stimmte dem Wohnortwechsel ohne eine Umgangsregelung nicht zu. Daraufhin war es zu dem Sorgerechtsstreit gekommen. Der Fall hat sachsenweit für heftige Reaktion gesorgt, weil sowohl betroffene Väter und Mütter, aber auch Interessengruppen ihre Emotionen und Erfahrungen schilderten. Mittlerweile werden mehr Kinder durch die Jugendämter in Obhut genommen, weil sich die Eltern in der Trennung streiten, als in Missbrauchs- oder Misshandlungsfällen. Für alle Seiten ist das ein höchst traumatisches Erleben.

„Früher wurde das Kind nach der Trennung fast automatisch der Mutter zugesprochen, heute werden Kinder zwischen Lobbyarbeit der Parteien zerrissen – beides entspricht nicht dem Kindeswohl“, sagt zum Beispiel Carola Wilcke, Verein Mütterlobby Sachsen und selbst Verfahrensbeistand für Kinder vor Gericht. Sie sieht auch das geänderte Familienrecht in Deutschland als oft nicht hilfreich an. Das gemeinsame Sorgerecht soll jetzt auf Biegen und Brechen durchgesetzt werden. Aber bei hochstrittigen Trennungen gehe das nicht, das lässt einem Elternteil immer die Möglichkeit, Kontrolle und Macht auszuüben, argumentiert sie. Zudem sieht sie zunehmend Mütter bestraft, wenn die sich zum Beispiel weigern, einem psychologischen Gutachten zuzustimmen. Vätergruppen bringen dagegen wiederum vor, dass Mütter nach wie vor das Umgangsrecht im Alltag aushebeln und dass Väter so zu Zahlvätern gemacht würden. Ellas Vater hatte zuletzt angeboten, Ella könne durchaus weiter bei ihrer Mutter wohnen, wenn sie nach Dresden umziehe. Doch da hatte die Mutter ihre Flucht offensichtlich längst vorbereitet.