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Schranke unter Beobachtung

Die neue Anlage am Liftparkplatz sollte die Stadt Altenberg entlasten. Aber es sollte anders kommen.

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© Egbert Kamprath

Von Mandy Schaks

Altenberg. Das hatte sich Altenberg anders vorgestellt: Nach jahrelangem Ärger mit Schwarzparkern und verstopften Münzeinwurfschlitzen an den Parkautomaten auf dem Liftparkplatz an der Bundesstraße B 170 wollte sich die Stadt diese Probleme ein für alle Mal vom Halse schaffen. Im August wurde ein automatisches Schrankensystem in Betrieb genommen, und Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) hoffte, dass sich diese Investition von rund 35 000 Euro schnell bezahlt macht. „Die Idee dahinter war, etwa 20 000 Euro im Jahr mehr an Parkgebühren einzunehmen“, sagt er – und spricht inzwischen, also nur vier Monate später, in der Vergangenheit.

Das Schrankensystem hat noch ein paar Mängel, berichtete Kirsten zur jüngsten Ratssitzung. Aber niemand hatte mit dem Erfindergeist der Sparfüchse gerechnet. Los ging es schon mit Motorradfahrern im Sommer. Der eine oder andere Biker zog ein Parkticket, und zwei, drei andere Zweiradfahrer huschten mit ihm durch die geöffnete Schranke – auch auf dem Rückweg, also am Kassenautomaten vorbei. Die Stadt will deshalb am liebsten gar keine Motorradfahrer derzeit auf dem Parkplatz haben, was ihnen auch bei der Einfahrt signalisiert wird. Denn das Risiko ist zu hoch, dass sich bei solchen Manövern doch einer verletzen könnte. Und dann steht die Schuld- und damit Haftungsfragefrage im Raum – solange es keinen hieb- und stichfesten Videobeweis gibt. Auch solche Überlegungen werden angestellt.

Aber auch Pkw-Fahrer sind einfallsreich, musste Kirsten feststellen. Sie versuchen, das Schrankensystem ebenfalls auszutricksen. „Die Menschen lassen sich Verschiedenes einfallen, um den einen Euro pro Stunde nicht zu bezahlen.“ Manche kommen dabei nicht nur auf erstaunliche Ideen, die jetzt an dieser Stelle nicht vertieft werden, um keine Handlungsanleitung für Nachahmer zu liefern. Andere setzen ihre Muskelkraft ein. „Es gibt auch Vandalismus“, so Kirsten. Vor Kurzem musste er sogar die Polizei rufen, weil jemand die Schranke an der Ausfahrt des Parkplatzes gewaltsam hochgedrückt und dabei beschädigt hat. Die Polizei ermittelt – den Ärger hat aber erst einmal die Stadt, die sich jedes Mal kümmern muss, damit die Anlage schnell wieder funktioniert. Denn der zentral gelegene Liftparkplatz ist gerade in den Wintermonaten bei Gästen am beliebtesten. Die wollen nach ihrem Ausflug schnell wieder nach Hause. Das klappt aber auch nicht immer, weil die Anlage teilweise unsachgemäß bedient wird. Wenn Skifahrer das Parkticket ziehen und damit auf die Piste oder Loipe gehen, ist der Schein danach manchmal etwas ramponiert oder feucht. Dann funktioniert das Ticket nicht mehr. Bei Havarien kann zwar ein Notrufknopf gedrückt werden, doch muss jemand die Anlage wieder in Gang setzen.

Um Mängel künftig schneller beheben zu können, bleibt jetzt Altenberg offenbar keine andere Wahl mehr, als geplante Mehreinnahmen aus dem Liftparkplatz nun für dessen störungsfreien Betrieb auszugeben. Die Stadt muss einen Schrankenbeauftragten für den Winter einsetzen, sagte Kirsten. Im Auftrag der Verwaltung wird ein Fachmann den Service übernehmen. Bei ihm laufen alle Störungsmeldungen auf, der diese dann schnellstmöglich behebt. Damit er sich mit der speziellen Anlage auskennt, soll er noch von der Firma eingewiesen werden.