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Schmieren hilft bei Knieschmerzen

Chefarzt Peter Roszeitis stellte sich beim Gesundheitsforum den Fragen der Besucher.

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© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Döbeln. Es war ein erfahrenes Publikum, das am Donnerstagabend im Gesundheitsforum in der Sparkasse saß. Viele der älteren Frauen und Männer leben seit Jahren mit kaputten Knien, mit Schmerzen, Spritzen und der Aussicht, dass eine Operation irgendwann unumgänglich ist. Peter Roszeitis, Chefarzt der Orthopädie des Döbelner Klinikums, musste eine Menge Frage beantworten. Alle aus eigener Erfahrung: als behandelnder Arzt und als Patient. Roszeitis ist früher viel gelaufen und hat selbst Knieprobleme, wie er erzählte.

Es ist ein langer Weg von den Beschwerden bis zu einer möglichen Operation. Viele Faktoren können die Beschwerden positiv beeinflussen: Bewegung ist auch bei Knieproblemen gut. Doch sollten Sportarten mit stoßartigen Belastungen vermieden werden. Wandern, Radfahren und Schwimmen sind geeignet, sagt der Arzt. Vor der OP steht erst einmal die konservative Behandlung. Physiotherapie zum Beispiel, am besten als Anleitung für eigene Übungen. „Aber man muss ehrlich sein. Wenn es nicht wehtut, macht man da wenig“, sagte der Arzt. Auf die Frage, welche Erfahrung er mit Nahrungsergänzungsmitteln hat, gibt er eine klare Antwort: „Wenn jemand versucht, sich gesund zu ernähren, braucht er diese Mittel nicht. Allerdings wissen wir oft nicht, was in unseren Nahrungsmitteln drin ist.“

Bei Schmerzen hilft Schmerzsalbe direkt aufs Knie noch am besten. Das sei effektiver als ein Schmerzmittel, sagt der Arzt. Erst wenn das nicht mehr ausreicht, kann zusätzlich auch ein Medikament eingenommen werden. Längere Schmerzfreiheit können auch Spritzen direkt ins Gelenk bringen. Roszeitis hält viel von Hyaluronsäure, die ein Bestandteil der schmierenden Gelenkflüssigkeit ist. „Die bringt deutliche Besserung. Allerdings bezahlen die Kassen diese Behandlung nicht.“

Die Ursachen für Gelenkprobleme sind vielfältig. Roszeitis erzählte von einem Patienten, der nach einer professionellen Zahnreinigung eine Entzündung im Sprunggelenk bekam. Bakterien waren in den Blutkreislauf getreten. Verletzungen des Gelenks spielen eine Rolle und auch Verschleiß – wobei das eine oft das andere bedingt. „Sportler, denen früher der Meniskus entfernt wurde, haben nach 30 Jahren oft total verschlissene Kniegelenke“, sagt er. Heute geht man nicht mehr so rigoros vor. Eingerissene Menisken werden endoskopisch geglättet – die nötigen Schnitte sind sehr klein. Das ist eine der Möglichkeiten, gelenkerhaltend zu operieren. Auch Fehlstellungen – X- und O-Beine – die zu Knieverschleiß führen, können operativ korrigiert werden. Dazu dürfen die Patienten nicht zu alt sein. Und Frauen sind benachteiligt – wegen Osteoporose verheilen bei ihnen die Knochen oft schlecht, sagte Roszeitis.

Der Knorpel im Knie ist ein Wunderwerkstoff der Natur. Aber wenn er verschlissen ist und die Schmerzen unerträglich werden, bleibt nur der Einbau eines künstlichen Gelenks. Das dauert eine reichliche Stunde. Es werden nur die kaputten Gelenkflächen ersetzt, Kapseln, Bänder und Sehnen bleiben erhalten. Nach sieben bis zwölf Tagen Klinik kommt die Reha. „Bis Sie das künstliche Gelenk als Ihr eigenes empfinden, kann es ein halbes Jahr dauern“, sagte Roszeitis. Gegenüber Hüftgelenken ist die Erfolgsquote allerdings nicht ganz so hoch. Etwa 20 Prozent der Patienten mit einem künstlichen Knie seien nach der OP nicht zufrieden.