Merken

Schlichten statt richten

Elektronikmeister Jens Werner wurde zum zweiten Mal zum Friedensrichter in Dohna gewählt. Er setzt auf Toleranz.

Teilen
Folgen
© Daniel Förster

Von Peter Salzmann

Dohna. Wenn herzliches Lachen gesund ist, dann wird Jens Werner wohl nie erkranken. Sein fröhliches Wesen steckt an und entspannt die Gemüter. Die Röhrsdorfer Frohnatur schlichtet nun in zweiter Amtsperiode als Friedensrichter in der Stadt, am 10. April per Urkunde erneut berufen und vereidigt. Er mischt sich ein, wenn sich Streithähne unversöhnlich gegenüberstehen und jeder ein Platzhirsch sein will. Dabei setzt der 48-jährige Elektromeister auf Diplomatie, freilich auch auf Sachkenntnis und Respekt.

Der Optimist weiß schon, was auf ihn zukommt. Meist sind es Kleinigkeiten, die in Dohna und seinen elf Ortsteilen das bürgerliche Miteinander belasten können. „Mitunter reicht ein Gang zum Grundbuchamt, um Grundstücksquerelen zu bereinigen“, sagt der freundliche Schlichter. Die Streitigkeiten wiederholen sich nicht selten: Büsche und Bäume wachsen über Nachbars Zaun, die Musik ist zu laut, der Hund bellt unentwegt. „Alltägliches Gezerre, das nur mit Toleranz und Rücksicht beendet werden kann“, sagt Jens Werner. In seinen Schlichtungen strebt er zumeist einen Vergleich an mit dem Ziel, dass jeder Kontrahent etwas nachgibt.

„Das setzt voraus, dass beide Seiten gewillt sind, den Zwist zu beenden“, regt Jens Werner zum Nachdenken an. Mitunter erledigt er das Schlichten schon per Telefon, schwierigere Fälle in einer Wohnung vor Ort oder im Rathaus. Es sei schon vorgekommen, dass die Stadtverwaltung Dohna bei ihrem Friedensrichter vorstellig wurde, damit ein Nachbarschaftsgeplänkel endet. Seine Erfahrung: „Unrechtsbewusstsein entwickeln die Wenigsten, auch nicht, wenn sie den Rasenmäher zwischen 12 und 14 Uhr schnurren lassen.“ Da müsse man nachhelfen. Oder gar, wenn Biergartengelächter nach 22 Uhr die Anwohner verärgert. „Ich habe dem Wirt empfohlen, den Ausschankschluss 21.45 Uhr bereits in der Getränkekarte festzulegen“, gibt Werner Einblick in sein Ehrenamt. „Es hat geklappt“, schmunzelt er, „denn die Gäste können schließlich drinnen weiter bechern und lachen.“

Der Friedensrichter lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt. Man habe gemeinsam das Ziel, Bußgelder zu verhindern. Positiv auch: Die Bürgerpolizistin Christine Schmiedel lädt mitunter Streithähne auf die Wache und bittet Jens Werner, im Zwist zu vermitteln. Oft stehen ältere Männer vor ihm – eine Spezies, die immer gerne recht haben wolle, sagt Jens Werner. „Sie scheuen den Weg zum Anwalt, weil das mit Geld verbunden ist.“ Der gebürtige Zwenkauer und seit 1998 bekennender Röhrsdorfer ist ehrenamtlicher Vorstand des Blütenfestvereins, Regionaljugendleiter bei der Johanniter-Unfallhilfe und im Heidenauer Pestalozzi-Gymnasium für die Schulsanitäter und für die Erste-Hilfe-Ausbildung der bis elfjährigen Kinder zuständig – alles in seiner Freizeit. Die Werners sind Fußballenthusiasten und stehen im berühmten K-Block, wenn der Kultverein Dynamo Dresden spielt. Friedensrichter Jens Werner weiß, dass auch Referees in erster Linie Schlichter sind.