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Schläge statt Spaghetti

Drei Meißnern werden am Landgericht mehrere Straftaten im Elbland zur Last gelegt. Ihnen drohen nun lange Haftstrafen.

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© Symbolbild/Steffen Schellhorn

Von Stephan Klingbeil

Meißen. Die Spaghetti waren fast fertig. Michael B. hatte Hunger. Seit zwei Nächten hatte der 32-jährige Meißner nicht mehr geschlafen. Das lag wohl am Crystal, das er regelmäßig nahm. An jenem Morgen am 13. März vorigen Jahres wollte er seine Nudeln essen, da bat ihn sein Kumpel Brian G. um Hilfe. Er sollte ihm doch bitte beim Tragen helfen. Ein Bekannter in der Talstraße schuldete ihm Geld. Da der Mann wohl nicht zahlen würde, wollte er als Ersatz dessen Fernseher mitnehmen. Die zwei zogen sofort los.

Was danach geschah, beschäftigt nun unter anderem die 14. Große Strafkammer am Landgericht Dresden. Dort müssen sich die beiden Kumpel und ein weiterer Meißner, der 21-jährige Dennis B., verantworten. Raub, räuberische Erpressung, Körperverletzung und vieles mehr wird ihnen vorgeworfen. Darüber hinaus sollen sie 2016 und dieses Jahr, ebenfalls im Elbland, mehrere Ladendiebstähle begangen haben.

Das Trio hätte in unterschiedlicher Besetzung gehandelt: Mal alleine, mal zu zweit, mal mit Tatverdächtigen, gegen die gesondert ermittelt wird. Die drei Deutschen sitzen seit rund einem halben Jahr in Untersuchungshaft. Werden sie verurteilt, drohen ihnen mehrjährige Haftstrafen.

Im Fokus des Prozesses steht der mittlerweile 25-jährige Brian G. Er sei an einem Großteil der angeklagten Taten beteiligt gewesen. Der frühere Amateurfußballer, der nach seiner Zeit im U-19-Team von Dynamo Dresden für mehrere Mannschaften im Landkreis Meißen kickte, soll dabei oft im Drogenrausch gehandelt haben. So war das auch an jenem Märztag, als er in der Talstraße Schulden eintreiben wollte.

„Ich war zuvor bei der Polizei, da gab es einen Haftbefehl, weil ich noch eine Geldstrafe offen hatte“, sagt der 25-jährige Angeklagte. „Nachdem mein Vater mir half und die 800 Euro für mich bezahlte, wollte ich mir das Geld in der Talstraße wiederholen.“ 650 Euro hätte er dem Mann geliehen und ihm Cannabis gegeben. Dennoch hätte dieser „nicht fristgerecht zurückgezahlt“.

Die Version der Angeklagten dazu unterscheidet sich indes von jener des Schuldners, der am Mittwoch wie ein weiteres Opfer des mutmaßlichen Haupttäters G. unentschuldigt fehlte. Während die Angeklagten beteuerten, es ging damals in der Wohnung eher gemäßigt zu, also ohne Probleme, schilderte das Opfer bei der Polizei den unliebsamen Besuch weit drastischer.

Demnach sollen sie damals gedroht haben, ihm die Zähne auszuschlagen, ihm Finger abzuschneiden oder ihn anal zu vergewaltigen. Er solle „endlich die Sachen rausrücken.“ Da er nicht zahlen konnte, nahm der 25-Jährige seinen Fernseher und eine Spielkonsole mit und verschwand mit dem Diebesgut. Sein Kumpel folgte ihm später.

Keine zwei Monate danach soll Brian G. erneut bei so einer Aktion beteiligt gewesen sein. Gegen 22.15 Uhr sei er an jenem Maiabend mit einem anderen Mann und einer Freundin in eine WG in der Wittigstraße in Meißen eingedrungen. „Die haben wohl die Tür eingetreten“, so die 26-jährige Mieterin vor Gericht. „Ich hatte Angst und noch Wochen danach Alpträume deshalb.“

Das Trio hatte ihren Mitbewohner gesucht, sie überraschten ihn im Bett und forderten 100 Euro – er hätte angeblich Schulden, vermutlich ging es auch hier um Drogen. Es folgten Schläge ins Gesicht. Einer der Männer zog ihm ein Holzbrett über den Kopf. Schließlich gab er dem Trio 50 Euro und Kleingeld, auch sein Handy nahmen die Schläger mit.

Während die Mitbewohnerin ihre Erinnerungen schilderte, grinste der 25-jährige G. auf der Anklagebank. Der Prozess wird in wenigen Tagen fortgesetzt.