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Scheunencaféwirtin übernimmt das Forsthaus

Im Erlichthof Rietschen geht es damit fast nahtlos weiter. Auch die dazu gehörenden Ferienhäuser bleiben in einer Hand.

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© Jens Trenkler

Von Carla Mattern

Rietschen. Mit Blumen hat sich am Dienstag Anita Szonn auf den Weg zu ihrer Nachbarin gemacht. Nur wenige Schritte entfernt vom Forsthaus am Erlichthof liegt das Scheunencafé. Das Forsthaus betreibt Familie Szonn aus Rietschen, das Scheunencafé Iris Jagiela aus Trebus. Zu Gründungszeiten des Erlichthofes gehörten die Gebäude als Komplex zusammen, als Dreiseithof. Damals arbeitete Iris Jagiela als Kellnerin bei Harald und Anita Szonn. Als die Szonns die Scheune abgaben, bewarb sich die Trebuserin bei der Gemeinde um das Gebäude und ist seit 2006 die Wirtin vom Scheunencafé.

Seit Montag steht fest, dass sie ab kommendem Jahr den ganzen Komplex betreiben wird. Harald und Anita Szonn wollen künftig ruhiger treten, ihre Tochter Claudia Szonn anderen Projekten mehr Zeit widmen. Das hatten sie der Gemeinde Rietschen als Verpächterin angezeigt und zum Jahresende gekündigt. Das Aushängeschild Erlichthof ohne seine Gaststätte Forsthaus? Undenkbar und ein Verlust für die Tourismusattraktion Erlichthof und die Gemeinde gleichermaßen. Doch die Gemeinderäte aus Rietschen haben am Montag die Weichen für einen nahtlosen Übergang gestellt. Einstimmig befürworteten sie den Vorschlag der Verwaltung, die Gaststätte Forsthaus am Erlichthof an Iris Jagiela zu verpachten. Auch die beiden Ferienhäuser, die bisher Familie Szonn vermietet, werden an die Wirtin vom Scheunencafé verpachtet und von ihr künftig vermietet. Sie hatte sich um das Gesamtpaket beworben.

Nach der Ausschreibung im August seien zwar einige telefonische Anfragen eingegangen, sagte der Rietschener Bürgermeister Ralf Brehmer. Auf die Aufforderung, sich schriftlich zu bewerben, gingen allerdings nur zwei Schreiben ein. Gemeldet hatte sich auch der Inhaber der Firma Reisemobilpark in der Oberlausitz, Uwe Bürger. Interesse wurde von ihm aber nur an den beiden Ferienhäusern Viereichen 10 und Hammerstadt bekundet, nicht an der Gaststätte Forsthaus. Außerdem liegt sein Pachtangebot weit unter dem bisherigen Pachtpreis, informierte Ralf Brehmer.

Auch die in einer Projektgruppe zusammenarbeitenden Handwerkerinnen des Erlichthofes empfahlen den Räten und der Gemeinde, an Iris Jagiela zu verpachten. „Eine Trennung von Gaststätten und Ferienunterkünften wirkt sich erschwerend auf die Bewirtschaftung des Ensembles aus. Die geplante Einbindung der Kascheler Scheune in das gastronomische Angebot bringt eine weitere Aufwertung der Siedlung“, schreibt Marion Girth, die Chefin der Natur- und Touristinformation der Erlichthofsiedlung im Auftrag der Projektgruppe. Aus Sicht der Siedlerinnen ein weiteres Plus seiJagielas unternehmerisches Geschick, mit dem sie in den zurückliegenden Jahren einen Impuls zur touristischen Entwicklung der Siedlung gegeben habe.

Dass jetzt diese Entscheidung gefallen ist, macht auch den Szonns das Abschied nehmen von ihrem Lebenswerk einfacher. „Ich hab Iris Jagiela heute gratuliert. Ich finde es gut, dass alles in eine Hand kommt“, sagt Anita Szonn. Die Scheunencaféwirtin kann ein betriebsbereites Gasthaus übernehmen, wenn sie will. Denn das Inventar im Forsthaus und den Ferienhäusern sei top in Ordnung, sagt Anita Szonn. In Gesprächen darüber, ob sie das übernehmen möchte, sind die Nachbarn bereits einig.

Viel mehr Zeit hat Anita Szonn, die singende Wirtin, nicht, denn an diesem Dienstag haben sich 80 reiselustige Senioren aus Frauenstein im Forsthaus angemeldet. Für die Gäste soll es möglichst keine Unterbrechung geben. Familie Szonn hat bereits vier Seiten Anmeldungen fürs nächste Jahr.

Das freut Iris Jagiela, die in den kommenden Wochen vieles überlegen, viele Gespräche führen wird, unter anderem auch mit den Mitarbeitern aus der Gaststätte Forsthaus. „Was wollen wir in welchem Haus anbieten? Wie soll die Küche sein?“, nennt Iris Jagiela zwei Fragen. Noch mehr Naturliebhaber und Familien sollen angelockt und denen in der Hauptsaison auch ein kulturelles Programm und Grillabende geboten werden, sagt sie. Dazu rücken auch die Kinder unter den Gästen mehr in den Mittelpunkt, Kochen für Kinder wurde bereits in diesem Sommer ausprobiert.

Ende Februar, Anfang März 2018 will Iris Jagiela das Gasthaus Forsthaus öffnen. Dann startet die Schrotholzsiedlung mit ihren Handwerker- und Ferienhäusern und dem Museumshof in die nächste Saison. ‹für die 58-jährige Trebuserin beginnt schon jetzt in eine noch verantwortungsvollere Zeit.