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Schärfere Regeln für Hunde

42 Menschen sind letztes Jahr durch Bisse verletzt worden. Nun wird die Leinenpflicht ausgedehnt.

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© Christian Juppe

Von Sandro Rahrisch und Ariane Heinen

Dresden. Theo, Nino und Zaboo sollten die Freiheit im Hermann-Seidel-Park noch einmal genießen. Denn allzu lange werden die drei Hunde dort nicht mehr toben dürfen. Die Schnur zum Herrchen wird in dem Striesener Park zur Pflicht, wie der Umweltausschuss am Montag beschlossen hat. Aber nicht nur dort müssen Hundebesitzer aufpassen. In ganz Dresden soll der Leinenzwang nun verschärft werden.

Gegenseitige Rücksicht hätte es auch getan, findet Tilo Piegholdt. Der 52-Jährige führt Theo, Nino und Zaboo aus. „Wenn Kinder in der Nähe sind, leine ich die Hunde sowieso an“, sagt er. Eine Leinenpflicht im Park halte er daher für unnötig. „Jeder vernünftige Hundebesitzer kann seine Tiere einschätzen. Ich weiß, wann ich sie frei laufen lassen kann. Ich sehe, wenn ein Fußgänger Angst hat.“ Alle Parkbesucher müssten sich gegenseitig respektieren.

So ganz hat das laut Stadtverwaltung aber nicht geklappt. Die Hinweisschilder, die seit einem Jahr dazu auffordern, Hunde im Seidel-Park an die Leine zu nehmen, würden nicht ernst genommen, heißt es. Dabei spielten viele Kinder auf den Wiesen. Bei Tagesmüttern sei die Grünanlage beliebt. Immer wieder sei es zu Konfliktsituationen zwischen Parkbesuchern und Hundehaltern gekommen. Die Schilder hätten daran nichts geändert.

Die Stadt rechnet vor, wie viele Menschen in den letzten Jahren von Hunden gebissen wurden. Sind 2014 noch 110 Fälle mit 66 Verletzten in ganz Dresden angezeigt worden, waren es 2015 insgesamt 82 Vorfälle, bei denen 50 Menschen zu Schaden kamen. Im vergangenen Jahr sank die Zahl noch einmal. Bei 67 Attacken wurden 42 Leute verletzt, teilt das Rathaus auf Anfrage von Stadträtin Manuela Sägner (Linke) mit. Wie viele dieser Hunde angeleint waren, werde statistisch aber nicht erfasst, so die Verwaltung. Gezählt würden nur die Verstöße gegen die Leinenpflicht an sich. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres erwischte das Ordnungsamt schon 86 freilaufende Vierbeiner.

Bislang zählte Striesen nicht zu den Stadtteilen, in denen Hunde zwingend an die Leine müssen. Dies gilt nur im Alt- und Neustädter Ortsamt, grob gesagt, zwischen Hauptbahnhof im Süden Dresdens und Stauffenbergallee im Norden der Stadt. Auch im Großen Garten und in der Dresdner Heide dürfen Hunde nicht frei umherlaufen. Zwar ist für Striesen auch in Zukunft kein genereller Leinenzwang geplant. Beim Seidel-Park bot die Grünanlagensatzung jedoch die Möglichkeit, strengere Regeln aufzustellen. „Wir hätten vorher gern mit den Einwohnern gesprochen, um zu erfahren, was sie davon halten“, sagt Stadtrat Martin Schulte-Wissermann von der Linksfraktion.

Er halte es für nicht gesund, wenn Hunde nie frei umherlaufen dürften. Deshalb sollte man nun immerhin für das Alt- und Neustädter Ortsamt über Wiesen für Hunde nachdenken. Der Alaunplatz, die Elbwiesen und die Cockerwiese kämen dafür zumindest in Betracht. „Ein Vorschlag, über den diskutiert werden soll.“ Manuela Sägner sieht auch die Gesundheit der Tiere gefährdet. „Nach geltendem Recht müssen einem Hund Freilauf und Sozialkontakt zu Artgenossen gewährt werden“, sagt sie.

Zunächst soll aber der Leinenzwang verschärft werden. Bus- und Straßenbahnhaltestellen kommen zu Alt- und Neustadt hinzu. Über eine entsprechende Änderung der Polizeiverordnung wird der Stadtrat noch in diesem Jahr abstimmen. Leinenpflicht soll im Bereich aller öffentlichen Fahrgastunterstände herrschen, heißt es in dem Entwurf. Generell begrüßen es die Verkehrsbetriebe, dass die Regeln, die bereits in Bussen und Bahnen gelten, an den Haltestellen fortgeführt werden. Weshalb jedoch Haltestellen ohne Wartehäuschen ausgenommen werden, erschließt sich auch DVB-Sprecherin Anja Ehrhardt nicht. Selbst könnten die Verkehrsbetriebe dies nicht in die Hand nehmen, da die Haltestellen flächenmäßig der Stadt gehörten. Immerhin, Blindenhunde sind von dem Leinenzwang nicht betroffen.

Weitere Stadtteile sollen erst einmal nicht mit in die Leinenpflicht-Liste aufgenommen werden. Im vergangenen Jahr hatte es bereits Pieschen versucht, draufgesetzt zu werden, um der Hundehaufen-Problematik Herr zu werden. Der Vorschlag wurde dann aber doch nicht umgesetzt.