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Saugwurm wieder da

Das Elbgaubad hat wieder mit dem Tier zu kämpfen, welches Hautrötungen verursachen kann. Wie die Gemeinde das bewältigt.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Weinböhla. Die Eintragung vom Gesundheitsamt auf der Seite des Landkreises vor wenigen Tagen ist unmissverständlich: „Erste Anzeichen für einen erneuten Befall des Gewässers durch Zerkarien!“

Gleich am Eingang werden die Badegäste auf den erneuten Befall mit Zerkarien (kleinen Saugwürmern) aufmerksam gemacht.
Gleich am Eingang werden die Badegäste auf den erneuten Befall mit Zerkarien (kleinen Saugwürmern) aufmerksam gemacht. © Norbert Millauer

Auch die Erläuterung gibt es vom Amt gleich dazu. Zerkarien sind kleine Larven von Saugwürmern. Über den Kot von Wassergeflügel werden Wurmeier ins Wasser ausgeschieden. Im Wasser lebende Schnecken infizieren sich. In der Schnecke entwickelt sich die Zerkarie, verlässt diese und befällt erneut das Wassergeflügel, wo sie ihre Eier ablegt.

Der Mensch fungiert als sogenannter Fehlwirt beim Baden. Beim Eindringen in die menschliche Haut verursachen die Zerkarien in Abhängigkeit vom Immunsystem pustelartige Erhebungen mit starkem Juckreiz. Die Zerkarien sterben in der Haut von allein ab. Nach etwa zehn bis 14 Tagen sind die Hautreaktionen abgeklungen, schreibt das Amt.

Nun ist also wieder der Saugwurm im Elbgaubad. Schon Anfang Juni hatten die Weinböhlaer damit zu kämpfen. Das Gesundheitsamt hatte damals einen noch größeren Befall bei den Proben festgestellt und die Schließung des Bades empfohlen. Bürgermeister Siegfried Zenker (CDU) beauftragte daraufhin seine Mitarbeiter, eine nach dem Frühjahr erneute Beckenreinigung durchzuführen.

Badleiter Peter Fröbel und sein Mitarbeiter Andreas Engst pumpten das vom Grundwasser gespeiste Badebecken ab. Wasserpflanzen und Schlamm als Schneckenverstecke wurden beseitigt. Kollegen vom Bauhof transportierten Container voller Schlamm und Pflanzen ab.

Anfang Juli konnte das Bad wieder öffnen. Das Sommerwetter lockte erneut Badegäste. Badleiter Fröbel wollte aufatmen. Jetzt wieder die ärgerliche Nachricht. Diesmal waren es allerdings kaum Badegäste, die sich mit Hautrötungen meldeten. Offenbar ist die Zahl der Zerkarien jetzt wesentlich geringer als Anfang Juni und wohl auch auf die Badbereiche mit erneutem Pflanzenwuchs beschränkt.

Hauptamtsleiterin Julia Schneider ist im Weinböhlaer Rathaus auch für das Bad zuständig. Sie sagt: „Wir haben jetzt entschieden, das Bad weiter zu öffnen. Gleich am Einlass steht ein Schild, mit welchem die Badegäste aufmerksam gemacht werden. Entweder sie gehen rein oder nicht.“

Obendrein haben die Weinböhlaer die Eintrittspreise halbiert. Ein Erwachsener zahlt jetzt nur noch einen statt zwei Euro für den Tagesaufenthalt.

Badleiter Fröbel sagt, dass jeder Badegast informiert werde und er auch Fragen beantwortet bekommt. Zwar sei die Zahl der Besucher geringer geworden, aber ganz weg bleiben sie nicht. Beispielsweise Horst Arlt. Der Rentner ist Dauergast und sagt, dass er noch keine Hauptprobleme bemerkt hat. Er sagt: „Ich bleibe nicht zu lange drin. Dusche anschließend gleich.“ Das Naturbad sei gepflegt und der neue Preis komme ihm entgegen.

Ähnlich sieht es Maja Pätzold, die mit ihrem Enkel Mark zum Baden gekommen ist. „Es ist schon ein unangenehmes Gefühl, aber wir meiden die Bereiche mit den Pflanzen und duschen gleich anschließend. Ansonsten ist das Bad ja sehr schön.“

Das Planschbecken etwa für kleine Kinder ist mit seinem Wasser aus der Leitung gar nicht betroffen, sagt Badmitarbeiter Andreas Engst, während er mit dem Kescher in einer Ecke des großen Beckens Algen und Blätter abfischt.

Und auch vom Gesundheitsamt kommt diesmal keine Empfehlung, das Bad zu schließen. Allerdings gibt es Ratschläge auf der Seite vom Landratsamt, siehe Gesundheitsamt, Badestellen: Kontakt zu Wasserpflanzen meiden, Einreiben des Körpers mit wasserabweisender Sonnenschutzcreme, Duschen nach dem Baden und gründliches Abrubbeln der Haut mit dem Badehandtuch, Wechsel der Badebekleidung. Kleinkinder und immungeschwächte Personen sollten nicht im See baden.

Hauptamtsleiterin Julia Schneider sucht zugleich nach Möglichkeiten, das Elbgaubad nach der Saison ganz von den Saugwürmern zu befreien. Eine Möglichkeit sei, im Winter den Boden bei Frost auszufrieren. Dafür müsste wieder abgepumpt werden. Julia Schneider: „Man könnte auch mit Dampfreinigern säubern, Greifvogelattrappen und Flatterbänder gegen die Enten anbringen. Wir sind am Überlegen und Rechnen.“ Und sie setzt hinzu, dass das Bad seit 1921 besteht und noch nie ein solches Problem hatte.

Ein wenig hat sie auch die Hoffnung, dass es ähnlich wie anderswo passiert – etwa in Volkersdorf oder Dippelsdorf. Dort waren in der nächsten Saison die Saugwürmer verschwunden.