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Sauberer, schneller, sicherer

Die Verkehrsgesellschaft Meißen hat zum Vorteil ihrer Kunden kräftig investiert. Doch es bleibt ein Wermutstropfen.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Macht der Roßmarkt dem angestammten Meißner Weihnachtsmarkt Konkurrenz? Es duftet nach Glühwein. VGM-Betriebsleiter Jörg Weinhardt bietet Stollen an. Weiß-grüne Flaggen flattern. Hingucker sind zwei nigelnagelneue Busse. Weiß glänzend, mit grünen Streifen. Fast möchte es erscheinen, als ob der frische Lack noch duften würde. Die Verkehrsgesellschaft Meißen hat eingekauft. 30 neue Busse – so viel wie noch nie in den vergangenen Jahrzehnten, sagt Geschäftsführer Rolf Baum. Sie kommen sowohl im Stadt- wie auch im Regionalverkehr zum Einsatz. Das Bus-Shopping ruft Prominenz auf den Plan. Meißens Landrat Arndt Steinbach (CDU) gibt Meißen-Fernsehen ein Interview. Dürfen wir zuhören?: Eine Freude sei das, heute diese Busse in Betrieb zu nehmen, sagt der Kreischef – wenig überraschend. Jetzt kommt die Einschränkung. Noch mehr würde es ihn freuen, wenn der Freistaat ganz beständig Investitionen in neue Fahrzeuge unterstützen würde.

VGM-Chef Rolf Baum macht klar, was dahinter steht. Derzeit erhalte sein Unternehmen nur Fördermittel, wenn die Flotte durchschnittlich über acht Jahre alt sei. Dann gebe es eine kräftige Finanzspritze. Der Effekt: Auf einen Schlag kommen neue Busse, die wiederum in ein paar Jahren einen kräftigen Reparaturbedarf haben. Mal ist die Werkstatt bis zum Limit ausgelastet. Dann wieder gibt es freie Kapazitäten. Mit einem anderen Rhythmus der Fördermittelvergabe könnte das alles nachhaltiger für die Region gestaltet werden. Bei Landrat Arndt Steinbach scheint die Botschaft angekommen zu sein. Am Wochenende ist er als Delegierter beim Kreisparteitag der Christdemokraten in Löbau zugange. Vielleicht eine Möglichkeit, nach Jahren des Stillstandes in Sachsen wieder mehr Beweglichkeit zu schaffen?

Pierre Dellori winkt zu einer Besichtigung heran. Auf der Visitenkarte des jungen Mannes steht zu lesen: „Key Account Manager/ÖPNV“. Mit anderen Worten, Dellori ist bei dem Bushersteller verantwortlich für Schlüsselkunden wie die VGM. Ihnen soll er die Iveco-Busse schmackhaft machen. 15 der insgesamt 30 Busse kommen von Iveco. Die zweite Hälfte hat Mercedes produziert. Das Unternehmen ist einer der Stamm-Lieferanten des Meißner Busunternehmens. „175 Sterne für die VGM“, so ist es auf einem der neuen Fahrzeuge zu lesen. Qualität gibt es nicht umsonst. Insgesamt 6,5 Millionen Euro kosten die neuen Fahrzeuge. 2,5 Millionen Euro hat der Freistaat zugeschossen. Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) übergab den Fördermittelbescheid. Die restlichen vier Millionen Euro zahlt das Unternehmen aus seinen Rückstellungen. „Jetzt macht sich bezahlt, dass der Landkreis und die Dresdner Verkehrsbetriebe als unsere Gesellschafter die Jahresgewinne immer bei der VGM belassen haben“, sagt Baum.

Besser als die C-Klasse

Der VGM-Chef reibt sich die Hände. Eine Mütze hat er auch nicht auf. Für einen Glühwein ist es noch zu früh. Also ab in den Iveco zum Aufwärmen. Was fällt als erstes ins Auge? Die blauen Sitze sind mit Gurten versehen. Wie das? Baum zufolge soll der Bus künftig auf der Autobahnlinie in Richtung Nossen zum Einsatz kommen. Da wird es schon einmal schneller.

Schlüsselkunden-Betreuer Dellori zaubert ein paar überzeugende Kennziffern aus dem Hut. Die Iveco-Busse erfüllten die aktuelle Euro-6-Norm. Schummeln – wie bei Volkswagen – übrigens ausgeschlossen. Die Tests fänden auf der Straße statt, so Dellori. Dank der Vorgabe stoße ein Iveco-Bus weiniger aus als eine Mercedes C-Klasse. Ebenfalls optimiert: die Abwärme. Sie beträgt nur noch ein Viertel im Vergleich zu den früheren Fahrzeugen.

Unterdessen ist es warm geworden. Zeit für eine Außen-Inspektion. Die beginnt beim Heck und hört auch gleich dort auf. Als Sonderausstattung verfügt dieser Bus über einen Fahrradhalter. Bedient wird er denkbar simpel. Einfach das Vorderrad in den entsprechenden Haken hängen. Unten wird das Hinterrad mit einer Art dickem Kabelbinder fixiert. Fertig ist der Lack. „Die Kunden im Raum Nossen sind das Mitnehmen von Rädern noch von der Bahn her gewohnt“, sagt Baum. Die VGM ersetzt mittlerweile die Schienenverbindung nach Nossen. Der Iveco-Bus mache es möglich, dieser Nachfrage entgegenzukommen.

Frontscheibe an Heck steht der Mercedes-Bus. Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) steigt ein. Bei seinem Gardemaß muss er den Kopf einziehen. Trotzdem fällt ihm schnell der Bildschirm kurz hinter der Fahrerkanzel auf. Dort werden die nächsten Haltestellen der Linie angezeigt. „Das würde ich mir auch direkt im Meißner Bahnhof wünschen“, sagt er. Eine Tafel, welche die ankommenden S-Bahn-Kunden die über die nächsten Verbindungen im Stadt- und Umlandverkehr informiert, sollte dort angebracht werden.“

Draußen haben Fahrzeughaus-Meißen-Chef Nico Riefling und Iveco-Manager Pierre Dellori zusammengefunden. Der Einkauf der VGM wird langfristig auch die mittelständische Wirtschaft im Kreis fördern. „Wir dürfen die Busse warten“, sagt Riefling. Das sichert hier Arbeitsplätze.