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Sanierungsstau an den Schulen

Der Stadt hat keinen Plan, wie es mit ihren Schulen weitergeht. Manche Hinderungsgründe sind womöglich gar keine.

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© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Döbeln. Seit den 90er Jahren hat die Stadt Döbeln die Sanierung ihrer Schulen vorangetrieben. Eigentlich war immer ein Vorhaben in Vorbereitung oder Realisierung. Im nächsten Jahr soll mit dem Bau der Sporthalle in Döbeln Nord begonnen werden.

Allerdings hat die Stadt noch drei Problemschulen, bei denen dringend oder mittelfristig Handlungsbedarf besteht: Die Lernförderschule auf dem Schloßberg, die Grundschule in Döbeln Ost und letztlich auch die Grundschule Mochau, die mit der Eingemeindung übernommen wurde. Allerdings gibt es noch nicht einmal ansatzweise einen „Fahrplan“, was mit den Schulen geschehen soll.

Wie ist der Zustand der drei unsanierten Schulen?

Die äußere Hülle der Lernförderschule auf dem Schlossberg ist in den 90er Jahren saniert worden. Auch neue Fenster wurden eingebaut. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurden im Laufe der Jahre zwei Millionen Euro investiert. Eine Innensanierung steht noch aus. Vor allem ist das Haus für 180 Schüler zu klein. Die letzten Platzreserven sind ausgereizt, zum Teil können Schüler nicht aufgenommen werden. Ein großes Problem ist die Sporthalle, die von der Stadtverwaltung als „Mehrzweckhalle“ bezeichnet wird. Das ist dem Umstand geschuldet, dass sie wegen fehlender Toiletten nicht wie üblich als Sporthalle genutzt werden kann. Nur die Klassen 1 bis 4 haben dort nach Angaben der Verwaltung Sportunterricht, die größeren Klassen müssen 600 Meter in die Stadtsporthalle am Gymnasium gehen.

In der Grundschule Döbeln Ost, 1969 gebaut, hatte die Stadt zuletzt in den Brandschutz investiert. Die oberste der drei Etagen ist nicht mehr nutzbar. In der gesamten Schule besteht Sanierungsbedarf. Ein großes Problem sind die alten Fenster, die nicht mehr richtig schließen, wodurch auch der Energieverbrauch sehr hoch ist.

Die Grundschule Mochau besteht aus einem Altbau, der zu DDR-Zeiten durch Anbauten beträchtlich erweitert wurde. Eine umfassende Sanierung ist noch nicht erfolgt. Die Stadt hat nach eigenen Angaben in diesem Jahr rund 70 000 Euro in Instandhaltung investiert.

Welche Pläne verfolgt die Stadt mit den Schulen?

Im Falle der Lernförderschule wird nach Angaben der Stadtverwaltung derzeit geprüft, ob es möglich ist, in die Sporthalle Toiletten einzubauen. Als Problem wird angegeben, dass es sich bei dem Schloßberg um ein sogenanntes Bodendenkmal handelt. Die Verlegung von Leitungen in der Erde wären mit archäologischen Ausgrabungen verbunden, die die Stadt finanzieren müsste. Ein erstes Gespräch mit der Unteren Denkmalbehörde des Landkreises Mittelsachsen habe es dazu Anfang Dezember gegeben, so die Verwaltung. Solche Anfragen werden dann ans Archäologische Landesamt Dresden weitergeleitet. Dort ist nach Angaben von Behördensprecher Christoph Heiermann noch keine Anfrage der Stadt angekommen. Wie Heiermann sagte, wird mit dem Bauherrn eine Vereinbarung getroffen, mit der die Grabungsarbeiten in Dauer und Umfang festgelegt werden. Der Aufwand richte sich nach dem Bauvorhaben, seiner Ausdehnung und der Tiefe des Eingriffs in den Boden. Durch Sondierungen werde erst einmal ermittelt, ob und wo überhaupt mit Funden zu rechnen ist.

Für die Grundschule Döbeln Ost und Mochau verfolgt die Stadt derzeit keine Pläne. Vor drei Jahren hatte die Verwaltung ein Konzept zur Standortsicherung in Döbeln Ost aufstellen lassen, in dem die Sanierung und der Neubau als ein- oder zweizügige Schule betrachtet wurde. Die Kosten für diese kleine Lösung lagen damals zwischen 4,5 und 7,9 Millionen Euro.

Welche Alternativen gibt es zu den Einzelstandorten?

Möglich wäre das Zusammenfassen von Förderschule und Grundschule am Standort Döbeln Ost. Das hätte verschiedene Vorteile. Bei einer Sanierung der Förderschule am alten Standort müsste nach Aussage der Stadtverwaltung das sogenannte Raumprogramm für Schulen eingehalten werden. Das hätte eine Reduzierung der Kapazität um 40 bis 50 Prozent zur Folge. Außerdem ist derzeit im Freistaat Sachsen die sogenannte Inklusion ein Thema, bei der Schüler mit „sonderpädagogischem Förderbedarf“ häufiger als bisher in Grundschulen unterrichtet werden. Wie das umgesetzt werden kann, wird in einer Pilotphase bis zur Einführung Mitte 2023 ermittelt. Die Schulleitung der Grundschule Döbeln Ost hat in Zusammenarbeit mit der Lernförderschule Interesse, sich möglicherweise als Pilotschule zu beteiligen.

Der Freistaat würde die Idee eines Schulzentrums wahrscheinlich unterstützen. Wie Manja Kelch, Referentin beim sächsischen Kultusministerium, sagte, befürworte man sogenannte Campus-Lösungen, die eine intensive Zusammenarbeit zwischen Förderschulen und Regelschulen ermöglichen, ohne die rechtliche Eigenständigkeit infrage zu stellen.

Könnten die Schulsanierungen oder ein Schulzentrum finanziert werden?

Die Finanzierung ist das größte Problem. Die Einführung der Inklusion an den Grundschulen will der Freistaat allerdings auch finanziell fördern. „Fachlich unstrittige bauliche Notwendigkeiten jeglicher Art, welche sich aus der Inklusion ergeben, können im Rahmen der Schulhausbauförderung unterstützt werden“, antwortete Manja Kelch vom Kultusministerium. Derzeit gibt der Freistaat allerdings nur 40 Prozent Fördermittel für Schulbauten. Die Stadt müsste große Summen aufbringen, die sie derzeit nicht hat. Beim Neubau eines Schulzentrums in Döbeln Ost seien auch der Bau einer größeren Sporthalle und von Horträumen notwendig, so die Stadtverwaltung.

Als grundsätzliches Problem für die Bereitstellung von Fördermitteln sieht die Stadt den „Beobachtungsstatus“ ihrer Förderschule. Der Landkreis Mittelsachsen müsse in der Schulnetzplanung die Notwendigkeit des Förderschulstandorts über das Jahr 2021 hinaus festlegen. Der Landkreis selbst sieht darin allerdings kein Problem. Die Schule stehe nicht zur Disposition, so Pressereferentin Cornelia Kluge. Der Bedarf für die Förderschule sei derzeit vorhanden. Sie werde auch Bestandteil der künftigen Schulnetzplanung sein.